Aachener Aphasietest AAT | Der Aachener Aphasietest AAT (Huber et al. 1983) ermöglicht die Auslese von aphasischen Patienten aus einer hirngeschädigten Population, Differenzierung in globale Aphasie, Wernicke-, Broca- und amnestische Aphasie, Nicht-Standard-Aphasien und modalitätsspezifischen Sprachstörungen, Identifizierung von nicht-klassifizierbaren Aphasien, Bestimmung des Schweregrades der aphasischen Störung und beschreibt die aphasische Störung hinsichtlich Phonologie, Lexikon, Syntax und Semantik |
Abfuhr | Emotionale Energie wird abgeführt, der energetische Speicher wird entleert (Triebmodell Freuds) |
Abneigung, Hass | Bei den aggressiven Regungen müssen wir vor allem Wut und Hass unterscheiden. Wut richtet sich gegen eine als feindselig empfundene Handlung und führt eher zu einer sofortigen impulsiven Reaktion, die, sofern die Reaktion erfolgreich ist, zum Abklingen der Emotion führt. Dagegen richtet sich Hass gegen die ganze Person. Entweder hat diese Person einmalig extrem feindselig gehandelt, mit extremen emotionalen Verletzungen oder sie hat fortgesetzt erhebliche emotionale Verwundungen gesetzt. Entweder gab es keine wirksame Chance zur Gegenwehr oder der andere ließ sich trotz Verteidigung nicht von weiteren feindseligen Akten abbringen. Diese Angriffe werden nicht als ungezielte Aggressivität attribuiert, sondern eindeutig als gegen die eigene Person gerichtet. Hass ist ein Gefühl in einer Beziehung. Diese Beziehung ist durch den eventuell einseitigen Hass gekennzeichnet. Nicht selten wurde die gehasste Person zuvor geliebt oder sie wird immer noch geliebt. Der Hass wird um so tiefer, je größer die Hoffnung auf liebevolle Zuwendung war. Die intensivsten Hassgefühle können bei emotional abhängigen Menschen entstehen, wenn ihre Bezugsperson ihre Abhängigkeit missbraucht. Da Kinder im Vorschulalter noch keine Ambivalenztoleranz haben und sie für ihr emotionales Überleben die Aufrechterhaltung ihrer positiven Bindungsgefühle, d.h. ihrer Liebe zu ihren Eltern brauchen, muss der Hass unterdrückt werden. Für die Therapie ist es unbedingt notwendig, die frühen emotionalen Beziehungen und den Umgang mit aggressiven Gefühlen wie Wut und Hass zu explorieren. Die Therapie kann stagnieren, wenn zum Beispiel durch Selbstbehauptungstraining unterdrückte Hassgefühle bewusstseinsnah werden. Der Patient muss dann schnell auf die Symptomebene wechseln und vermehrt Symptome entwickeln. Insbesondere bei Patienten mit schweren Depressionen, bipolaren Erkrankungen oder auch schizoaffektiven Psychosen fiel mir auf, dass ein tödlicher Hass unterdrückt wird, der das Selbst und die Welt zu zerstören droht. Der Therapeut muss deutlich signalisieren, dass solche Gefühle verständlich und erlaubt sind, aber auch, dass Hassgefühle nicht zwingend zu Hasshandlungen führen. Nur das kleine Kind, das noch ganz seinen Impulsen verhaftet ist, muss fürchten, dass sein Hass in eine Hasserfüllte Handlung mündet. Erst wenn es mit der Entwicklung seiner kognitiven Funktionen die Fähigkeit erworben hat, seine Gefühle intrapsychisch zu verarbeiten, d.h. dafür zu sorgen, dass ein Gefühl ein Gefühl bleibt und ein Gedanke ein Gedanke – sofern es sich dafür entscheidet, muss es seine aggressiven Gefühle nicht mehr fürchten. Schließlich wird es die Fähigkeit erwerben, Gefühle sprachlich zu kommunizieren, womit eine Bedrohung durch jene Hassgefühle entfällt, die einfach heraus müssen, die an den anderen herangetragen werden müssen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass ein Hass jetzt nicht ein Hass für immer sein muss und damit nicht die Beziehung zum anderen Menschen völlig zerstört. Und es folgt die Erfahrung, dass unterdrückter oder verschwiegener Hass schädlicher ist als ausgesprochener – es sei denn, man befindet sich als wehrloser Sklave unentrinnbar in der Gewalt eines mächtigen, gewalttätigen Tyrannen. Und dies scheint das subjektive Selbst- und Weltbild der abhängigen Persönlichkeit im Erleben der Konsequenzen des gezeigten Hasses zu sein. Insofern ist Hass das Gefühl der Unterlegenen, die sich zu schwach fühlen, den Gegner zu überwinden oder ihn zu verlassen, oder die ihn zu sehr lieben, um ihm weh tun zu können. |
Abreagieren | Spannung und emotionale Energie wird so abgeführt, dass sie ganz oder teilweise verschwindet. Ergebnis ist Katharsis. Wenn das Abreagieren situationsadäquat ist, ist es ein gesunder, normaler Vorgang |
Abstinenz | Der Analytiker verhält sich nach dieser Grundregel, die verhindern soll, dass der Patient durch seine Symptome so wenig wie möglich Ersatzbefriedigung erhält. Der Analytiker kann benennen, dass sein Wunsch eine Wiederholung ist und |
Actor-Observer-Ansatz | Die Beurteilung einer zwischenmenschlichen Situation gelingt besser, wenn eine Person sich in die andere Person hineinversetzt und die Situation aus deren Perspektive wahrnimmt (Perspektivenwechsel) |
Adaptationssyndrom | Die Reaktion auf Stress (Selye) läuft in Phasen ab: Schockphase (zuerst Alarmreaktion mit Blutdruckabfall, später die Gegenschockphase mit Cortisonausschüttung), Resistenzphase (Gewöhnung an den Stress mit erhöhtem Sympathikus, Adrenalinausschüttung), Erschöpfungsphase (Adaptation nicht mehr möglich |
ADAS Alzheimer Test | Die Alzheimers Disease Assment Scale ADAS (Rosen et al. 1993) ermöglicht die Verlaufsbeurteilung dementieller Symptome (kognitive Leistungen (Orientierung, Gedächtnis, Benennen von Gegenständen, Befolgen von Anweisungen incl. Des Verhaltens während des Interviews |
Afferenz | Nervenbahnen, die von der Peripherie zum Gehirn laufen, alsosensorische oder propriozeptive Information liefern |
Aggressionstrieb | Von Alfred Adler stammender Begriff, von Freud später Todestrieb genannt, der das Objekt zerstören will |
Agieren | intensives Ausleben unbewusster Wünsche, deren Herkunft und Wiederholungscharakter nicht erkannt wird |
Aktionspotential | In der Nervenzelle ist im Ruhezustand die elektr. Ladung negativ. Erfolgt am synapt. Spalt eine Depolarisierung der Zellmembran, so kehren sich die Ladungsverhältnisse von innen und außen um und es kommt kurzfristig zu einem positiven Aktionspotential mit +30 mV |
Aktive Technik | Ferenczi äußert Verhaltensgebote und -verbote dem Analysanden gegenüber, damit Befriedigungen unterbleiben, die den Fortgang der Analyse behindern würden |
Aktualneurose | Freud sieht darin eine psychogene Erkrankung, die nicht durch die Übertragung kindlicher Konflikte auf die Gegenwart entstanden ist. Die Symptome haben also keine Symbolik und Überdetermination |
Allergietypen | Typ I: Soforttyp bei einmaliger Gabe des Allergens (90 %). Typ II: zytotoxische Reaktion. Da sich das Allergen mit einer Körperzelle verbunden hat, muss diese auch bekämpft und geschädigt werden. Typ III: Immunkomplextyp. Antikörper und Antigen verklumpen und schwimme als Komplex durch den Kreislauf, wo sie die unspezifische Abwehr auslösen. Kann Tage dauern, bis diese Reaktion auftritt. Typ IV: Spättypallergie oder zelluläre Immunreaktion. Es setzen nach Stunden bis Tagen sensibilisierte T-Lymphozyten Lymphokine frei (KOntaktallergie, allerg. Ekzem) |
Alpha-Wellen EEG | EEG-Wellen der elektr. Oberflächenaktivitität des Gehirns, synchronisiert, Amplitude 20 bis 120 mikro-Volt, mit einer Frequenz von 8 bs 13 Hertz. Sie treten im entspannten wachen Zustand auf |
Alzheimer Krankheit | rasch fortschreitende Demenz, mit 40 bis 60 J. beginnend, zuerst Gedächtnisstörung, zunehmend Orientierungsstörungen, später psychomotorische Unruhe, Verläufe bis zu 20 Jahren, Schwund der Basalganglien (Nucleus basalis Meynerth) |
Ambivalenz | Emil Bleuler (Schweizer Psychiater): zur gleichen Zeit bestehende unvereinbare Emotionen, Motive. Sind dies zum Wunsch und zum Wollen geworden, kommt es zur Ambitendenz. Vorschul-Kinder können noch keine Ambivalenz im Bewusstsein bestehen lassen (fehlende Ambivalenzfähigkeit). |
Amenorrhoe sekundär | Hat eine Jugendliche schon Menarche gehabt und hören die Monatsblutungen wieder auf, so handelt es sich um eine sekundäre Amenorrhoe, die typisch für die Anorexie ist |
Amnesie anterograd | Gedächtnisverlust bezüglich der Zeit nach dem hirnschädigenden Ereignis |
Amnesie retrograd | Gedächtnisverlust bezüglich der Zeit vor dem hirnschädigenden Ereignis |
Amnesie, infantile | Menschen können sich in der Regel nicht an die ersten drei bis vier Jahre ihres Lebens erinnern. Das ist nicht krankhaft. Nach Freud entsteht sie durch die Verdrängung der kindlichen Sexualität und dauert bis zum Ende der ödipalen Phase |
anaklitische Depression | René Spitz: ein Kind, das ab 6 Monaten von seiner Mutter getrennt wird, entwickelt depressionsähnliche Symptome, die sich steigern vom Weinen zum Schreien, zur Kontaktverweigerung und nach drei Monaten zur Lethargie |
anal-sadistisch | in der analen Phase nach Freud entstehende Lust, anderen Schmerz zuzufügen |
Analgetikamissbrauch Folgen | Einige Analgetika führen nach längerer Einnahme zur Schädigung der Nieren bis zur Niereninsuffizienz |
analsadistische Stufe | Freuds zweite Stufe, von 2 bis 4 Jahren, die anale Zone ist libidinös besetzt. Es geht um Zurückhalten versus Ausstoßen, um die symbolische Bedeutung des Kots. Entwicklung der Muskelbeherrschung. |
Angeborene Auslösende Mechanismen | Abkürzung AAM – ein Schlüsselreiz löst eine genetisch festgelegte Antwort aus (Schmerzlaut eines Opfers kann Zubeißen auslösen) |
Angst | Angst und Furcht sind Gefühle des sich Bedrohtfühlens. Angst ist der reine Affekt ohne kognitive Komponente („Ich habe Angst“). Bei der Furcht ist die kognitive Zuordnung zur wahrgenommenen Gefahr enthalten (z. B. Furcht vor der Strafe des Vaters). Angst ist das wichtigste Gefühl im Bereich der Psychiatrie und der psychosomatischen Medizin. Es gibt keinen Patienten, bei dem nicht Angst eine zentrale Rolle spielt, entweder in der Gegenwart oder in der Entwicklung seiner zu behandelnden Störung. Ursprünglich ist Angst ein lebensnotwendiges Signal, daß zu selbstschützendem Verhalten mobilisiert (Flucht vor einer Gefahr oder Vermeidung der Situation, die mit Gefahr assoziiert ist). Deshalb ist Angst auch eines der am frühesten entwickelten Gefühle, zunächst als eine globale existentielle Angst, dann als eine noch allgemeine Angst vor dem Verlust der Bezugsperson, dann in eine Angst vor dem Verlust der Liebe der zentralen Bezugsperson übergehend. Es folgt die Angst vor dem Verlust der Selbstbestimmung und schließlich die Angst vor der Hingabe. Dies sind die bedeutendsten Ängste in Beziehungen und deshalb oft Gegenstand vieler Paartherapien. Die kindliche Lerngeschichte dieser Beziehungsängste determiniert weitgehend die spätere Persönlichkeitsentwicklung. Ein großer Teil unserer habituellen Verhaltenstendenzen hatte ursprünglich Vermeidungsfunktion. Generell kann gesagt werden, daß Angst vor den Eltern, Angst vor den Auswirkungen eigenen Handelns auf die Eltern oder Angst um die Eltern wesentliche Hemmnisse unserer Patienten waren, in der Kindheit in ausreichendem Ausmaß instrumentelle Verhaltensweisen zur Befriedigung zunächst ihrer Abhängigkeitsbedürfnisse und danach ihrer Selbstbestimmungs- und Selbständigkeitsbedürfnisse zu entwickeln. |
Angstsignal, Signalangst | Diese Angst signalisiert Gefahr, so dass eine traumatische Erfahrung rechtzeitig verhindert werden kann. Sie ist eine Funktion des Ichs, die Abwehrreaktionen ermöglicht. |
Anima, Animus | C. G. Jung sieht hinter der nach außen gerichteten Persona im Inneren die Anima oder den Animus als gegensätzliche Seite des Menschen. So kann eine Frau eine männliche Seite haben, den Animus. |
Anlehnungstyp der Objektwahl | spätere Liebesobjekte werden nach dem Vorbild der befriedigenden oder versagenden Eltern gewählt |
Anspannung | Anspannung und Nervosität sind die bewußt wahrnehmbaren Gefühlsanteile der physiologischen Korrelate der Angst. Das Spannungsgefühl, die körperliche oder motorische Unruhe ist bereits da. Hinzu kommen je nach individuellem Angst- und Streßreaktionsprofil kalte Akren, schweißige Hände und Stirn, leichter Tremor, verspannter Kiefer, vermehrtes Augenblinzeln, unruhiger Blick, Mundtrockenheit, fahrige Bewegungen, hastiges Sprechen, drängender, ungeduldiger oder unwirscher Unterton in der Stimme usw. Auf manche wirkt die Hektik ansteckend, andere reagieren ärgerlich. Da noch keine Angst spürbar ist, liegt auch noch keine Fluchttendenz vor. Vielmehr besteht noch eine Annäherungstendenz, allerdings keine frei gewählte. „Ich muß heute noch fertig werden, ich muß das ohne Fehler hinkriegen“. Spannung entsteht, wenn eine Bewegung gebremst wird, wenn Agonist und Antagonist zugleich tätig werden. Sie enthält eine aggressive und eine ängstliche Komponente. Streß entsteht, wenn sich zu einer motorischen Annäherungskomponente Angst hinzugesellt, so daß Nervosität resultiert. Die Nervosität kann einerseits von einer Versagensangst herrühren, andererseits von einer Angst vor den Folgen einer Auflehnung gegen die Pflicht. Sie kann als Verhaltensstereotyp von einem Elternteil durch Imitation übernommen worden sein. Sie ist quasi ein angefangenes Gefühl und hat deshalb noch keine Signalwirkung. Das erklärt, warum nichts getan wird, um sie zu beenden, bis schließlich gesundheitliche Streßfolgen entstanden sind. |
Antiandrogen | Medikament, das die Wirkung männlicher Sexualhormone beseitigt: chemische Kastration von Sexualtätern |
Antidepressiva, SSRI | Selektive Serotonin- Reuptake-Inhibitoren sind neuere Antidepressiva, die schneller wirken und ohne nennenswerte vegetative Nebenwirkungen. Dafür eher Übelkeit, Gewichstzunahme, Libidostörungen |
Antidepressiva, trizyklisch | klassische trizyklische Antidepressiva wirken bald schlafregulierend oder antriebsteigernd (deshalb Suizidgefahr vorübergehend vergrößert), erst nach drei Wochen stimmungsaufhellend. Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Zittern, Verstopfung, evtl. Herzreizleitungsstörungen (EKG!). Es muss immer auch ein Blutbild vor der Therapie gemacht werden |
Aphasie | Ausfall des Sprachvermögens durch Schädigung des Sprachzentrums im linken Schläfenlappen |
Aphasie, motorische | Broca-Aphasie: Bei normalem Sprachverständnis ist die Fähigkeit zu sprechen gestört. Frontallappen: Broca-Sprachzentrum |
Aphasie, sensorische | Wernicke-Aphasie. Das Sprachverständnis ist gestört. Linker Temporallappen: Wernickes Sprachzentrum |
Appetenzverhalten | Verhalten, das z. B. Beute oder Nahrung oder sexuelle Befriedigung an bzw. mit dem gefundenen Objekt ermöglicht |
applied relaxation | Entspannung ohne vorherige Anspannung verbunden mit einem Wort z. B. RUHE, das nach einiger Übung in verschiedenen Situationen angewandt Entspannung auslöst |
applied tension | Menschen, die zu Ohnmacht neigen, können durch 20 Sekunden anhaltende Muskelanspannung dieser vegetativen Reaktion gegensteuern |
Appraisal, primary | Die Theorie von Lazarus geht davon aus, dass in einer ersten Einschätzung eine Situation als bedrohlich oder günstig oder irrelevant eingestuft wird und diese Einschätzung das Ausmaß des entstehenden Stresses bestimmt |
Appraisal, reappraisal | Wenn die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung einer Situation als so hoch eingeschätzt werden, dass die Situation erfolgreich gemeister werden kann, kommt es zu einem “reappraisal” und zu einem Absinken des erlebten Stresses |
Appraisal, secondary | In einer schwierigen Situation erfolgt als zweites die Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten, die Situation zu meistern (Coping, Bewältigung) |
Ärger | Neben der Angst sind Ärger und Wut die für die Psychotherapie bedeutsamsten Emotionen. Angst hat im zwischenmenschlichen Bereich meist die Funktion, Aggression zu verhindern. Deshalb taucht in vielen Therapien das Thema Aggression erst spät auf – einhergehend mit einem Nachlassen der Ängste. Im Gegensatz zum Haß, der später besprochen wird, bezieht sich Ärger nicht ausschließlich auf die andere Person, nicht darauf, daß sie so ist, wie sie ist. Ärger und Wut entstehen aus konkreten Handlungen des anderen heraus. Diese Handlungen werden als Angriff auf die eigene Person erlebt, als vorsätzliches feindseliges Verhalten. Ärger ist das Vorstadium der Wut, das mimische Warnsignale und gestische Drohgebärden auslöst, die dem anderen Einhalt gebieten sollen. Wut ist das Gefühl, das die aggressive Kampfhandlung einleitet und aufrecht erhält. Zivilisierte Menschen bringen diese Impulse auf die sprachliche Ebene, Wortgefechte ersetzen die Handgreiflichkeiten. Diese Zivilisierung der Aggression kann aber nur stattfinden, wenn sie nicht viel zu früh im Keim erstickt wird. Ich habe den Eindruck, daß fast durchgängig diese zu frühe radikale Blockierung aggressiver Impulse den größten Schaden am Menschen anrichtet. Das Kind hat durch das „Abwürgen“ seiner Aggression keine Chance, diese zu zivilisieren, in eine konstruktive Wehrhaftigkeit umzuwandeln und auch die Erfahrung zu machen, daß das eigene aggressive Potential nicht per se destruktiv ist und dadurch das eigene Überleben bedrohen würde. Angst und Aggression gehören zusammen. Wer Angst behandelt, behandelt auch Aggression, selbst wenn dies nicht explizit geschieht. Sei es, daß durch soziales Kompetenztraining die zweifache Erfahrung gemacht wird, daß einerseits Durchsetzungsvermögen nicht einer destruktiven Aggressivität gleichkommt und daß andererseits die Gegenaggression des anderen mich nicht vernichtet und auch nicht ewig währt, sei es, daß ein Expositionstraining implizit den Beweis dafür liefert, daß keine Gefahr des Kontrollverlusts besteht. Da Psychotherapeuten zu den eher aggressionsgehemmten Menschen zählen, darf die Wahrscheinlichkeit nicht unterschätzt werden, daß die Ängstlichkeit des Therapeuten die Entwicklung des Patienten in dieser Hinsicht behindert. Der Therapeut ist einerseits kein brauchbares Modell für den Umgang mit Aggressionen. Er teilt andererseits nicht selten die Angst des Patienten, daß Aggression die Beziehung zerstören könnte. Er verhindert dadurch ebenfalls die Zivilisierung der Aggressivität. Soziale Rollenspiele zum Thema „Selbstbehauptung“ sind hier am effizientesten, vor allem wenn die Wahrnehmung und die adäquate Kommunikation aggressiver Gefühle mit einbezogen wird. |
Arrangement, neurotisches | Alfred Adler (Individualpsychologie): Vorstellungen und Erinnerungen werden so zurecht gelegt, dass ein in sich stimmiges Bild entsteht, das die Neurose stabilisiert |
Assoziation | Die Hervorbringung unbewussten Materials in der analytischenSituation folgt dem Prinzip der Assoziation. Ein Inhalt ist im Gedächtnis mit einem gerade bewusst gewordenen assoziiert und kommt so ins Bewusstsein |
Assoziation, freie | Das ist das Grundprinzip der analytischen Therapie. Der Analysand soll, ohne ein Thema gedanklich zu strukturieren oder zu selegieren, alles, was assoziativ ins Bewusstsein kommt, aussprechen. |
Atopische Trias | Allergiker können häufig mit 3 verschiedenen Organen reagieren: Bronchien: allergisches Asthma. Nase: Heuschnupfen. Haut: Neurodermitis |
Atrribuierung stabil | Die Verursachung wird für zeitlich stabil und wiederholbar gehalten, z. B. “Ich werde erneut in der Lage sein, diesen Erfolg zu erringen” |
Attribuierung external | Die Außenwelt wird für verantwortlich für das Eintreten eines Ereignisses gehalten |
Attribuierung internal | Die Person selbst hält sich für verantwortlich für das Eintreten eines Ereignisses, z. B. für einen Erfolg oder Misserfolg |
Attribuierung variabel | Die Verursachung wird für zeitlich instabil und nicht wiederholbar gehalten, weil es nicht in der eigenen Macht liegt, evt. dem Zufall zugeschrieben wird |
Aufmerksamkeit, gleichschwebende | Freud Ges. W. XIII, S. 314): “sich seiner eigenen unbewussten Geistestätigkeit überlassen, Nachdenken und Bildung beuwsster Erwartungen möglichst vermeiden, nicht von dem Gehörten sich im Gedächtnis besonders fixieren und solcherart das Unbewusste des Patienten mit seinem eigenen Unbewussten auffangen” Das ist das Gegenstück der freien Assoziation auf Seite des Analysanden |
Auge, Störungen | Schielen (Strabismus), Astigmatismus (Verformungen der Hornhaut), Glaukom (erhöhter Augeninnendruck, der den Sehnerv bis zur Blindheit schädigt. |
Auswertungsobjektivität | Wird ein von einem Probanden ausgefüllter Test von mehreren Diagnostikern ausgewertet, so müssen sie zum gleichen Ergebnis kommen |
Autogenes Training | Selbstsuggestives Entspannungsverfahren, bei dem suggestive Instruktionen wie “Die Hand wird ganz warm” entsprechende Körperfunktionen steuern und so zunehmende psychische Entspannung hervorrufen. |
Autoimmunerkrankung | Der Körper verkennt körpereigene Zellen als fremde Eindringlinge in den Körper und bekämpft sie mit Antikörpern. Dadurch erkanken die betreffenden Organe. Z. B. Multiple Sklerose, man vermutet auch Morbus Alzheimer |
Automatische Angst | Freud sieht darin eine Reaktion auf nicht bewältigbare traumatische Situationen, die keinen Signalcharakter hat wie die Signalangst |
Basisdokumentation | Festhalten wichtiger Daten bezüglich soziodemographischen Informationen, Krankheitsvorgeschichte, Vorbehandlungen, anderen Erkrankungen und deren Behandlungen, Befunde, Diagnosen, Aufklärung, Zustimmung zur Behandlung |
Beck Depression Inventar BDI | Selbstbeurteilungsfragebogen zur Erfassung des Schweregrads einer Depression. Ab 11 Punkten besteht eine leichte Depression, ab 18 eine behandlungswürdige Depression |
Beck, Aaron T. | Gründer der Kognitiven Therapie, die davon ausgeht, dass ein Mensch dysfunktionale Grundannahmen über das Funktionieren der (sozialen) Welt hat, die sich in latenten Schemata verfestigen, welche wiederum als automatische Gedanken in bestimmten Situationen Erleben und Verhalten eines Menschen so bestimmen, dass seine Berwertung dysfunktional ist, negative Emotionen entstehen und unwirksames Verhalten resultiert, so dass schließlich eine Depression oder eine andere psych. Störung entsteht. |
Befindlichkeitsskala | erfasst das psychische Befinden des Patienten (Selbstbeurteilungsskala), z. B Bf-S die Befindlichkeitsskala (von Zerssen) |
Befund, psychischer | Es werden möglichst alle psychischen Funktionen erwähnt und beschrieben, ob und wie sie eventuell gestört sind (Bewusstsein, Orientierung, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration, Denken (inhaltlich (überwertige Ideen, Wahn) und formal (Ideenflucht, Zerfahrenheit), Affektivität, Psychomotorik) |
Begeisterung | Begeisterung ist eine Steigerung der Freude, gerade dieses „außer sich sein“. Die ganze Psyche und auch der Körper sind so erfüllt von diesem Gefühl, daß es nicht mehr verborgen werden kann. Die Umwelt sieht deutlich, was emotional abläuft und sie sieht, wie dieses Gefühl ausgedrückt wird und sie sieht den Menschen in diesem Moment unkontrolliert. Andererseits bezieht sich Begeisterung noch mehr als Freude auf das wahrgenommene Ereignis, wie schon die zugehörigen Verbalisierungen verraten: „ich freue mich“ und „ich bin begeistert von…“. Es ist mehr das Erlebnis selbst gemeint, ein Ereignis, ein Geschehen, das außergewöhnlich ist, dem man beiwohnen konnte. Wichtiger als diese Begriffsklärungen sind für uns die Schicksale der Gefühle, d.h. die Begeisterungsfähigkeit. Da Begeisterung und deren Ausdruck auf die Umwelt „überschwappt“ ist entscheidend, ob die Eltern sich dadurch gestört fühlen oder sich mitfreuen können. Abgesehen von situativen Bedingtheiten ist die Persönlichkeit des Elternteils und die Qualität der Beziehung zum Kind entscheidend. Die Vitalität des Kindes wird von manchen Eltern als störendes oder aggressives Verhalten mißinterpretiert. Manche meinen, früh genug bremsen zu müssen, weil die Kinder sonst später nicht mehr kontrollierbar sind. Manche Eltern machen abfällige Bemerkungen über den Gefühlsausdruck. Manchen ist das intensive, auffallende Gefühlsgebaren ihres Kindes in der Öffentlichkeit peinlich. Begeisterung gehört zu den „lauten“ Gefühlen, die neben den aggressiven Gefühlen sehr oft von Eltern viel zu früh erstickt werden. |
Begriff | Definition |
Beleidigtsein | Beleidigtsein ist ein Beziehungsgefühl. Eine andere Person wird als Verursacher identifiziert und ihr das entstandene Leid angelastet. Sie hat etwas getan, das eine Verletzung meines Anspruches auf Aufmerksamkeit, Beachtung, Berücksichtigung, Würdigung meiner Person ist. Wenn ich es als Angriff empfinden würde, wäre ich ärgerlich oder wütend. Wenn ich es als unabsichtlich erlebt hätte, wäre ich enttäuscht. So aber ist es eine Kränkung meines Selbstgefühls und ich signalisiere diese mit dem Beleidigtsein ganz deutlich. Das Signal soll den anderen zur Reue, zum Zurücknehmen seiner Handlung, zur Entschuldigung bewegen und die Beobachter zur Parteinahme mit dem Opfer. Beleidigtsein entspricht einem Mangel an Wehrhaftigkeit und Schlagfertigkeit. Es liegt eine Lerngeschichte vor, in der sich offenes Wehren als nachteilig erwies, in der der Stärkere (Vater oder Mutter) aber doch den im Beleidigtsein steckenden Anteil von Aggressivität tolerierte. Fehlt auch diese Toleranz, so kann sich das Kind nicht einmal das Beleidigtsein leisten, es bleibt ihm nur ein ganz privates Gefühl der Kränkung, das nicht nach außen dringt. Beleidigtsein ist eine Situationsbewältigung, die auf halber Strecke stecken bleibt. Die Situation führt zur Emotion, diese aber nicht zur kognitiven oder handelnden Situationsmeisterung. Das Verharren im Gefühl ist einerseits eine Form der Ohnmacht. Andererseits wird doch noch versucht, genau über diese Emotion den anderen in dessen Verhalten zu steuern. Manche Menschen entwickeln eine erstaunliche Fähigkeit, allein über den Ausdruck eigener Gefühle ihre soziale Umwelt so effektiv zu steuern, daß sie es gar nicht nötig haben, kognitive und handelnde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Diese Menschen fallen uns als überemotional oder als histrionisch auf. |
Belohnungslernen | synonym für operantes Konditionieren, für Lernen am Erfolg |
Bemuttern | In der analytischen Psychosentherapie verwendetes Vorgehen: symbolisch und real die Beziehungsmöglichkeit eine guten Mutter herstellen |
Benzodiazepinabhängigkeit | man unterscheidet die primäre Hochdosis- und die primäre Niedrigdosisabhängigkeit von der sekundären Abhängigkeit. Der Entzug kann sich über Monate hinziehen |
Berufsgenossenschaft | ist zuständig für die Gesunderhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit, soweit Krankheit oder Unfall bei der Berufstätigkeit (auch auf dem Weg von und zur Arbeit) auftreten |
Besetzung | eine Person oder Sache oder eine Idee sind z. B. libidinös besetzt. D. h. dass ihnen viel emotionale Energie zugeteilt wird. Ein Mensch oder ein Gegenstand wird sehr geliebt. |
Beta-Wellen EEG | EEG- Wellen, Frequenz 14-30 Hertz, desynchronisiert, geringere Amplitude (5 bis 50 mikro-Volt). Treten bei aufmerksamer geistiger Tätigkeit auf. |
Beurteilerfehler – Halo-Effekt | Überstrahlungsfehler – von einem besonders hervorstechenden Merkmal einer Person wird auf andere Merkmale geschlossen, z. B. bei korrekter Bürobekleidung auf spießig |
Beurteilerfehler – Kontrastfehler | Der Beurteiler hält seine eigene Eigenschaft für normal und eine Eigenschaft eines Probanden, die stark von seiner abweicht, also im Kontrast mit ihr steht, für auffällig. Ein sehr introvertierter Beurteiler wird eine mäßig extravertierte Frau also als sehr extravertiert wahrnehmen |
Beurteilerfehler – Reihenfolgeeffekt | War der vorausgegangene Prüfling unübertreffbar gut, so wird ein nachfolgender auch sehr guter Prüfling evtl. nur die Note gut erhalten. War der vorausgegangen Prüfling sehr schlecht, so kann er die Note eins erhalten |
Beurteilerfehler – zentrale Tendenz | Wenn eine Person unsicher bezüglich ihres Urteils ist vermeidet sie extreme Positionen und neigt dazu, mittlere Werte anzukreuzen oder zu benennen. Wie kompetent erscheint er Ihnen? Mittel |
Bevölkerungspyramide | Schnell wachsende Bevölkerungen haben im Häufigkeitspolygon die Form eines Dreiecks (Pyramide) |
Bewusstsein | metapsychologische Theorie Freuds: Das System Wahrnehmung-Bewusstsein ist dadurch gekennzeichnet, dass das Geschehen bewusst ist, es nimmt Informaionen von der Außenwelt und aus dem Unbewussten auf. Es besteht ein kontinuierlicher Strom des Bewusstseins, im Gegensatz zum Vorbewussten. |
Big Five Persönlichkeitsdimensionen | Persönlichkeitsfragebögen werden faktorenanalytisch untersucht. In unzähligen Studien wurden immer wieder fünf Dimensionen gefunden: Extraversion – Introversion, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit |
bildgebende Verfahren | Radiologische Diagnostik hier des Gehirns mit Computertomographie CT, Magnetresonanztomographie MRT, funktionales Magnet-Resonanz-Imaging fMRI, Positronen-Emissions-Tomographie PET |
Biofeedback | Biofeedbackgeräte machen einen nicht wahrnehmbaren körperlichen Prozess sichtbar oder hörbar, so dass der Patient versuchen kann, ihn zu verändern. Z. B. kann einer hohen Muskelspannung ein lauter Ton zugeordnet werden. Der Patient versucht, diesen leiser zu machen, indem er den Muskel entspannt. |
Blanken-Test Neurops. Test | Der Test von Blanken (1996) erfasst die Wortbedeutung im auditiven und visuellen Sprachverständnis. Er geht nicht von klinischen Syndromen, sondern von linguistischen Modellen aus |
Body-Maß-Index | Körpergewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. 17,5 und weniger ist Anorexie, 25 und mehr ist Übergewicht. Bei Kindern und Jugendlichen erfolgt die Orientierung an altersspezifischen Perzentilen |
Bruxismus | Zähneknirschen während des Schlafs, das allmählich zu extremer Schädigung der Zahnsubstanz führt. Therapie: Entspannungstraining und Biofeedback |
c.I.Test Neuropsych. Test | Der Kurztest für cerebrale Insuffizienz (c.I.-Test) von Lehrl und Fischer (1987) erfaßt vaskuläre und metabolische Insuffizienzen, z. B. im Rahmen von Arteriosklerose, raumfordernden oder degenarativen Prozessen. Er kann eingesetzt werden bei Durchgangssyndromen und hirnorganischen Psychosyndromen |
Charakterneurose | Die Abwehr eines unbewussten Konflikts erfolgt nicht durch Symptome wie bei der Neurose, sondern durch Erleben und Verhalten. |
Chorea Huntington | anhaltende regelmäßige Zuckungen, Demenz, uncharakteristische mit psychischen Aufffälligkeiten beginnend, z. B. Angst, Depression, Apathie, Aggression. Dominant vererbt. Beginnt zwischen 25 und 55 Jahren. Verlauf über bis zu 15 Jahren. Anatomisch Basalganglien und Frontalhirn Schwund |
Cluster-Kopfschmerz | heftiger Schmerzanfall mit Schmerzen an Schläfe, Stirn, Auge, Ohr, Kiefer, gerötete, tränende Augen, Pupille verengt, Lidspalte eng, tropfende Nase, Schwitzen und Hitzegefühle der betroffenen Partien. Auftreten nachts und tage- oder wochenweise gehäuft (Cluster) |
Commotio cerebri | Gehirnerschütterung ohne Gewebeschädigung, keine dauerhaften Folgen, sofort kurzer Bewusstseinsverlust. Anschließend Übelkeit, retrograde Amnesie möglich, wochenlang können noch Kopfschmerzen auftreten |
Compliance | Vor allem in der Pharmaforschung immer wieder untersuchte Bereitschaft und aktive Mitarbeit des Patienten an der Durchführung der (medikamentösen) Therapie. In der Schizophreniebehandlung werden psychologische Interventionen eingesetzt, um die Compliance des Patienten zu erhöhen |
Contusio cerebri | Gehirngewebe wird lokal, oft an der Hirnrinde zerstört. Stunden- bis tagelanger Bewusstseinsverlust, je nach Ort der Schädigung neurolog. Ausfälle wie fokale Anfälle, Gesichtsfeldausfälle, Augenmuskelstörungen, Schwerhörigkeit, Gleichgewichtsstörungen, Hemiparese. Symptome bilden sich langsam zurück. Es kann ein traumat. Persönlichkeitsveränderung resultieren. |
Coping | Bewältigungsverhalten in der Meisterung von Stressoren |
Cyklisch maladaptives Muster CMP | Strupp und Binder (1991) definieren das CMP als Abfolge von Wunsch, negativer Erwartung an die Reaktionen der anderen und einem Handeln aufgrund dieser negativen Antizipationen, das eine Wunscherfüllung unmöglich macht. |
Dämmerszustand | Bewusstsein eingeengt auf eine Thematik. Anderes wird nicht wahrgenommen. Dabei besteht Handlungsfähigkeit. Begrenzte Dauer des Zustands. Anschließend Amnesie für diesen Zeitraum. Andere können den Zustand evtl. nicht als solchen erkennen. |
Dankbarkeit | Dankbarkeit ist ebenfalls ein Beziehungsgefühl. Eine andere (schenkende) Person hat uns mehr gegeben oder geholfen, als wir erwarten durften. Sie wäre es uns nicht schuldig gewesen. Oder die Hilfe kam zu einem Zeitpunkt und in einer Situation, in der sie uns aus einer Not geholfen hat. Wir sind des Bewußtseins, viel Gutes vom anderen bekommen zu haben. Nicht wir selbst haben ein bedeutsames, für uns positives Ereignis herbeigeführt, sondern die andere Person. Wir empfinden darüber eine freudige Rührung und Verbundenheit. Es ist in diesem Moment eine deutlich spürbare emotionale Verbindung zum anderen vorhanden, die zunächst einseitig ist. Denn es ist kein primär gegenseitiges Fließen von Gefühlen. Die schenkende Person mag das Ausmaß der Dankbarkeit eventuell gar nicht spüren, vielleicht auch nicht so viel Gefühl in das Geschenk investiert haben oder eine Hilfe als gar nicht so große Tat empfinden. Eventuell bleibt ein großer Teil des Gefühls privat. Wird die Dankbarkeit aber frei oder offen ausgedrückt, gemischt mit Gefühlen der Freude oder gar des Glücks, so wirkt sie auf die schenkende Person zurück. Diese ist gerührt von der Wirkung des Geschenks und freut sich mit. Dadurch kann es doch zu einem gemeinsamen emotionalen Erlebnis werden, das die Beziehung und Bindung gegenseitig vertieft. Eltern wünschen sich Dankbarkeit, versuchen vielleicht dieses Gefühl beim Kind zu induzieren, um die Bindung durch Verpflichtungsgefühle in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das Kind braucht für die notwendigen Ablösungsschritte dagegen eine Entpflichtung, um sich auf die für Eltern und Kind schmerzliche Trennung und Loslösung am Ende der Kindheit einlassen zu können: „Du darfst Deinen Weg gehen, auch wenn Du mir damit weh tust“. Bedürftige Eltern verhindern unter anderem über Dankbarkeit und Schuldgefühle die Ablösung von erwachsener Tochter oder erwachsenem Sohn. |
Deckerinnerung | Ein Kind erinnert sich auffallend deutlich an eine scheinbar nebensächliche Situation. Die Deckerinnerung ist eine Kompromissbildung zwischen Verdrängtem und Abwehr, deren Bedeutung in der Analyse erarbeitet werden kann, so dass der verdeckte Inhalt bewusst werden kann. |
Delegation | unbewusst erhalten Kinder von einem Elternteil den Auftrag, etwas zu vollbringen, was sie selbst nicht leben konnten, z. B. erfolgreich zu sein oder sich an der Gesellschaft zu rächen oder eine Schuld abzutragen |
Demenz-Test DT | Der Demenz-Test (DT) entspricht dem Mini-Mental-Status-Test und erfaßt bei älteren Menschen mit hoher Sensivität und Spezifität verschiedene dementielle Prozesse (Kessler et al. 1999). Er enthält einen Gedächtnistest mit freiem Abruf, eine verbale Flüssigkeitsaufgabe, einen Apraxietest und prüft das Orientierungsvermögen |
demographischer Übergang | im vorindustriellen Zeitalter waren Geburten- und Sterbeziffer ausgeglichen. Mit Beginn der industriellen Revolution entstand ein demographischer Übergang, bei dem die Sterbeziffer abnahm. Später kam es zu einem weiteren demographischen Übergang, bei dem die Geburtenziffer abnahm, so dass die Zahl der Geburten wieder gleich groß war die die Zahl der Todesfälle. |
Depressive Position | Melanie Klein: ab 4. Lebensmonat, zweite kindliche Entwicklungsposition nach der paranoiden Position. Mutter kann als ganzes Objekt wahrgenommen werden und die Spaltung zwischen gutem und bösem Objekt wird geringer. Aggression richtet sich also gegen die Mutter mit der Angst, sie zu zerstören. |
Destruktionstrieb | Freud: auch Todestrieb, Aggressionstrieb, der das Objekt zerstören will |
Deutung | Der Analytiker spricht die ins Unbewusste verdrängte Bedeutung eines Sachverhalts aus. Der Zeitpunkt für die Deutung muss gut gewählt sein. Sonst kann sie nicht angenommen werden und das Material muss im Unbewussten bleiben. |
Devianz | Ein Verhalten, das von der Norm der Bevölkerung abweicht und als solche auffällig oder gestört oder krankhaft betrachtet wird |
Devianz | ein von der Norm abweichendes Verhalten |
Diabetes mellitus | Typ I juveniler Diabetes weist absoluten Mangel an Insulin auf, ist insulinpflichtig (es muss Insulin subkutan gespritzt werden). Typ II Altersdiabetes weist einen relativen Mangel an Insulin auf, es können blutzuckersenkende Medikamente gegeben werden, die . Richtige Ernährung (kein Übergewicht!) und Bewegung helfen Medikamente einzusparen. Symptome sind Durst, Polyurie, Müdigkeit, schlechte Wundheilung, Muskelkrämpfe, Retinopathie, die zur Erblindung führen kann, evtl. Polyneuropathie und Arteriosklerose |
Diagnose-Interview, standardisiert | SKID I ist das bekannteste standardisierte Interview zur Erhebung der psychiatrischen Diagnose nach DSM IV. SKID II dient der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen nach DSM IV. DIPS ist das Diagnostische Interview bei Psychischen Störungen. CIDI ist dsa Composite International Diagnostic Interview. |
Diathese-Stress-Modell | Zusammenwirken von genetischer Disposition und belastenden Lebensereignissen und -umständen führt zur Erkrankung |
Disability (Rehabilitation) | Rehabilittation: Impairment, Disability, Handicap. Impairment ist die primäre Schädigung. Disability die Einschränkung der Funktionen durch diese Schädigung, Handycap ist die Chancenminderung in der Gesellschaft |
Disengagement | Rückzug alter Menschen aus gesellschaftlicher Beteiligung und Verantwortung |
Diskriminationslernen | Ein Verhalten wird z. B. nur noch durch immer größere Ähnlichkeit mit einem angestrebten Wert verstärkt, z. B. wird zunächst die Auswahl aller Rottöne verstärkt, später nur noch ein ganz bestimmter Rotton. |
Dokumentationspflicht | Bei Psychotherapie vor allem: Aufnahmebefund, Diagnose, Abschlussbefund |
Doppelblindversuch | Weder der Patient noch der Behandler wissen, ob das dem Patienten in einer Wirksamkeitsstudie verabreichte Medikament einen Wirkstoff enthielt oder ein Placebo ist, bzw. welchen Wirkstoff welcher Patient erhielt. Dieses Design ist nicht auf die Psychotherapieforschung übertragbar. |
Double-Bind | Doppelbindungsbotschaften enthalten auf der Beziehungsebene eine gegenteilige Information als auf der Inhaltsebene. Beispiel: Ein Vater sagt seinem Sohn, er soll sich anstrengen, damit er genau so gut wird wie er selbst. Auf der Beziehungsebene signalisiert er dagegen, dass er es nicht aushalten würde, wenn der Sohn so gut wäre, dass er ein ernsthafter Konkurrent wäre. |
Dreispaltentechnik n. Beck | Eine Liste enthält als erste Spalte die Situation, als zweite Spalte den depressogenen dysfunktionalen automatischen Gedanken und als dritte Spalte den funktionalen Gegengedanken, der verhindert, dass die Situation wie bisher ein negatives Gefühl oder negative Stimmung auslösen kann |
EEG | Elektro-Encephalo-Gramm, erfasst elektr. Aktivität des Neocortex im wachen und im Schlafzustand. Auffälligkeiten vor allem bei Epilepsie, Intoxikationen |
Efferenz | Nervenbahnen, die von Gehirnzentren in die Peripherie laufen, also muskuläre oder andere Aktionen |
Eifersucht | Mit suchtartigem Eifer, von dem nicht abgelassen werden kann, wird in einer Dreieckskonstellation ein Geschehen verfolgt, das zum Ausschluß der eigenen Person zu führen scheint. Die anderen beiden bilden das neue Paar. Bereits in einer Zweierbeziehung befindlich oder in großer Hoffnung auf ihr Zustandekommen taucht eine dritte Person auf. Diese scheint sich um den gleichen Menschen zu bemühen oder dieser scheint an ihr offen Gefallen zu finden. Eifersucht bedeutet als Gefühlszustand, voll alarmiert zu sein, die Aufmerksamkeit ganz auf eventuelle Annäherungen der anderen beiden gerichtet. Sie ist ein innerliches Aufgewühltsein, im ganzen Brustkorb wühlend. Bewußtsein und Gedanken sind so unruhig, als ob ein Wespenschwarm im Kopf schwirren würde. Eifersüchtig ist, wer sich seiner Bedeutung für den anderen nicht sicher ist, wer Rivalen größere Chancen einräumt, wer den Bindungsgefühlen des Partners nicht vertraut. In der Kindheit ist die Eifersucht der Geschwister um die Gunst eines Elternteils ein Dauerthema. Auch wenn sie sich in Abwesenheit der Eltern gut verstehen, taucht in der Dreieckskonstellation dann eine spontane Gegnerschaft auf, wenn Vater oder Mutter nicht genug Zuwendung für beide Kinder übrig haben. Chronische Eifersucht eines Geschwisters resultiert, wenn Vater oder Mutter das andere mehr lieben und offen oder unbeabsichtigt permanent ihre Gesten diese ungleichen Gefühle verraten. Diese geringere Liebenswürdigkeit wird in das Selbstgefühl aufgenommen, so daß in späteren Dreieckskonstellationen ähnliche Reaktionsweisen erfolgen. Aber auch das Einzelkind wird außerhalb seiner Kleinfamilie mit einer alarmierenden Situation konfrontiert. Im Kindergarten, in der Schule, im Beruf muß nunmehr Aufmerksamkeit und Zuwendung mit Rivalen geteilt werden, was Anlaß zu Eifersucht gibt, wenn der andere mehr davon bekommt. Die in der Psychoanalyse besonders betonte ödipale Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil ruft Eifersucht bei Kind und Elternteil hervor. Manche Patienten richten ihr ganzes Bemühen darauf aus, die Eifersucht von Vater oder Mutter zu verhindern. Als Kind wurden sie in ihrer Entwicklung dadurch blockiert, daß sie damals annehmen mußten, daß der Elternrivale aus Eifersucht ein solches Ausmaß an Aggression entwickelt, daß ein emotionales Überleben nicht mehr möglich ist. Der Weg zur eigenen Geschlechtsrolle bleibt so verschlossen. Gesundes Konkurrenzverhalten ist ebenso blockiert wie die Fähigkeit, das andere Geschlecht für sich zu gewinnen. |
Einelternfamilie | ist gekennzeichnet durch Fehlen von Vorbildern, finanziellen Mitteln, Zeit für das Kind |
Einsamkeit | Einsamkeit zeigt das Unerfülltsein sozialer Bedürfnisse an, z. B. „Ich habe niemanden, der mir mal zuhört“ oder „Ich habe niemanden, mit dem ich Spaziergänge oder Ausflüge machen kann“. Yalom (1989) unterscheidet existentielle Einsamkeit (es ist wirklich kein Mensch verfügbar) von sozialer Einsamkeit (Unfähigkeit, vorhandene Kontaktmöglichkeiten zu nutzen). Im Gegensatz zur Sehnsucht, die sich auf Wunscherfüllung bezieht, ist Einsamkeit auf das bloße Unbefriedigtsein, das Defizit bezogen. Es gibt eher vage Vorstellungen von der Person, die da sein müße. Und es ist ein Empfinden des grundsätzlichen oder allgemeinen Defizits: „Einen Menschen haben“ – „Jemanden haben“. Erst wenn ich einen Menschen habe, kann ich mir von ihm meine diversen sozialen Bedürfnisse befriedigen lassen. Die bescheidenste Form der Befriedigung wäre, überhaupt unter Menschen sein zu können statt z. B. den ganzen Tag im Altenheim-Appartment zu sitzen und nur die Altenpflegerin 3x kurz zu sehen und einige Sätze mit ihr zu wechseln. Wen Ängste vor den Menschen zum Rückzug vor diesen getrieben haben, der kann sich gleichwohl mit Einsamkeitsgefühlen plagen. Ein Kind, daß sich von seinen Eltern zurückgezogen hat, weil doch nur Schelte und Herumgeschubstwerden das Fazit waren, kann teilweise Ersatz in einer Phantasiewelt suchen, in der sich die Menschen wunschgemäß verhalten, es bleibt aber doch eine Einsamkeit, gemeinsam mit der Erfahrung, daß diese nicht behebbar ist, ohne einen zu hohen Preis zu zahlen. Zahlreiche Bekannte, mit denen auf oberflächlicher Ebene schablonenhaft kommuniziert wird, können doch eine innere Vereinsamung nicht verhindern: Das Fehlen echten emotionalen Austauschs, mich mit meinen Bedürfnissen und Gefühlen jemandem zeigen und anvertrauen können, ohne eine funktionierende Fassade aufrecht erhalten zu müssen. Auch das Gefühl, vom anderen ebenso gebraucht zu werden. |
Einsamkeit | später Liebesobjekte werden nach der Beziehung zu sich selbst gewählt. Man wählt das, was man an sich selbst liebt |
Ekel | Ekel wird als wichtige primäre biologische Schutzreaktion zur Vermeidung des Genusses ungenießbarer Nahrung betrachtet. Im Rahmen der Psychotherapie sind lediglich übersteigerte oder zu stark generalisierte Ekelreaktionen interessant bzw. die Umfunktionierung des Ekels zur Regulation von sozialer Nähe und Distanz. Aber auch das Fehlen „normaler“ Ekelreaktionen hat zwischenmenschliche Bedeutung. Manche lehnen alles ab, was ein anderer Mensch schon angebissen oder angetrunken hat. Andere ekeln sich erst, wenn der andere es schon im Mund gehabt hat. Wie es Lust bereiten kann, Verbote und Tabugrenzen zu überschreiten, so kann auch bei Liebespaaren in der erotisch-sexuellen Begegnung das Überschreiten von Ekelgrenzen eine Lust hervorrufen, die etwas vom Thrill der Angstlust hat. Selbst wo der Anreiz der Grenzüberschreitung nicht gegeben ist, verschiebt oder beseitigt sexuelle Erregung Ekelschranken in individuell sehr verschiedenem Ausmaß. Umgekehrt kann Ekel als Hilfsmittel zum Einhalten von Verboten und zum Schutz von Tabus eingesetzt werden. Ekel hat dann die gleiche Funktion wie Angst, ist aber ein eventuell wirksamerer Schutz als diese, auf alle Fälle ein zusätzlicher Schutzfaktor. So kann sich das Kind durch Ekel vor zu lang anhaltenden intimen Zärtlichkeiten der Mutter schützen, die das Ende des Babyalters nicht wahrnehmen mag. Aber auch übersteigerte, ins Erotische gehende zärtliche Annäherungsversuche der Eltern kann das Kind mit Hilfe von Ekelgefühlen leichter abweisen und so seine Grenzen, seine Intimität und seine Integrität schützen. Ekel richtet sich meist gegen Körperkontakte und kann deshalb auch dazu dienen, eigene Impulse zu bremsen, die zu verbotenen Handlungen führen. Aus einem „ich darf nicht“ wird ein „ich will nicht“, das hilfreicher bei der Kontrolle der eigenen Impulse sein kann. |
Elektrakomplex | C. G. Jung: weibliche Form des Ödipuskomplexes. Das Mädchen begehrt den Vater und erlebt die Mutter als Rivalin |
Ellis, Albert | entwickelte eine Variante von kognitiver Verhaltenstherapie,die Rational-Emotive Therapie RET, die davon ausgeht, dass gedankliche Bewertungen zu Emotionen und Handlungen führen: ABC-Schema: Activating Event (Auslöser) führt zu Beliefs (Bewertungen), die Consequences (Konsequnzen) in dem Sinne haben, dass sie Emotionen und Verhaltensweisen bedingen. Irrationale Beliefs führen dazu, dass der Mensch sich schlechter effektiv zielführend verhalten kann |
Emotionen, primäre | Plutchik (1980) nennt 8 angeborene primäre Emotionen: Freude, Trauer, Angst, Wut, Ekel, Neugier und Überraschung |
Empathie | sich in den anderen hineinversetzen, dazu wird die eigene Perspektive verlassen und die Perpspektive des anderen eingenommen. Deshalb ist die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel Vorausetzung. Zu unterscheiden von Mitgefühl (compassion), das ohne Perspektivenwechsel abläuft und von Gefühlsansteckung, die aus einem Unabgegrenztsein heraus entsteht. |
Entgegenkommen, körperliches | Ein Organ bietet sich durch eine individuelle körperliche Eigenschaft oder Schwäche an, zum Organ für hysterische oder psychosomatische Symptombildung zu werden |
Enttauschung | Enttäuschung ist das Gefühl der Frustration einer fast sicher geglaubten Erwartung oder Hoffnung. Eine zuvor vorhandene erwartungsvolle Spannung erschlafft jäh, wie aus einem Luftballon die Luft entweicht. Die Aufmerksamkeit bleibt beim Erhofften, das Gefühl hat sich von ihm entfernt, ist in die Person zurückgewichen. Es ist noch offen, wie lange das Gefühl anhalten wird, was die Person tun wird, um die Enttäuschung zu verkraften. Manche Kinder sind viel öfter enttäuscht als ihre Eltern wahrnehmen. Einen großen Teil der Enttäuschung kann das Kind „wegstecken“, innerlich verarbeiten. Chronische Frustration kindlicher Bedürfnisse führt aber zu einer Kumulation, die ein Zurücknehmen der Bindung bewirken kann. Die Liebe des Kindes zum betreffenden Elternteil kühlt ab. Andere Kinder machen Frustrationen aggressiver, nicht sofort in der enttäuschenden Situation, sondern erst später, wenn es nicht gelungen ist, die Frustration innerlich zu verarbeiten. Dann zeigt sich für die Eltern unerklärliches, aggressives Verhalten des Kindes bei Anlässen, die in keinem Zusammenhang mit der vorhergehenden frustrierenden Situation stehen. Die Enttäuschung eines Mädchens über ihren Vater kann generalisieren auf die Männer und in der Schwierigkeit enden, als erwachsene Frau eine heterosexuelle Beziehung aufzubauen. Die Enttäuschung über den gleichgeschlechtlichen Elternteil verhindert, daß dieser ein brauchbares Modell für geschlechtsspezifisches Rollenverhalten darstellen kann. D.h. das Frausein oder das Mannsein kann nicht durch Imitation und Identifikation gelernt werden. Im Extremfall kann die eigene Geschlechtsidentität nicht stabil genug aufgebaut werden. |
Entwicklungsdiagnostik | Griffith- Entwicklungsskalen, Wiener Entwicklungstest (WET), psycholinguister Entwicklungstest (PET) |
Entwicklungsstufe – begrifflich | Auf dieser Stufe orientiert sich das Denken an konkreten Phänomenen |
Entwicklungsstufe – formal | Auf dieser Stufe kann abstrakt gedacht werden und Perspektivenwechsel vollzogen werden |
Entwicklungsstufe – konkret-operativ | Auf dieser Stufe erwirbt das Kind Invarianz und Reversibilität seiner Denkoperationen |
Entwicklungsstufe – sensumotorisch | Auf dieser Stufe ist das Verhalten reflexhaft auf den Zweck hin orientiert |
Entwicklungsstufe – vorbegrifflich | Auf dieser Stufe ist das Denken von Nachahmung und Vorstellungen geprägt – am Konkreten orientiert |
Epileptischer Anfall, fokaler | Jackson-Anfall, Anfallsgeschehen, das von einem kleinen, begrenzten Hirnbereich ausgeht. Motorischer fokaler Anfall: tonisch-klonische Krämpfe bei Bewusstsein. Sensibler Anfall (Körperwahrnehmung des Tastsinns, Schmerzen), sensorischer Anfall (Wahrnehmungen von Auge, Ohr, Geruchssinn, Geschmackssinn) |
Epileptischer Anfall, großer | Grand Mal, plötzlicher Beginn mit Initialschrei, zu Boden fallen, tonischer Krampf mit Strecken der Extremitäten, Atemstillstand, bleiche Haut, nach einer halben Minute Übergang in klonischen Krampf mit Zuckungen, Speichelproduktion, Harn- und Stuhlabgang,oft Zungenbiss, zyanotische Haut. Nach zwei Minuten beginnt Terminalschlaf bis zu zwei Stunden. Amnesie für die Zeit des Anfalls. EEG rasche Spitzen, langsame Wellen. |
Epileptischer psychomotorischer Anfall | komplexere motorische oder Handlungsmuster (Kauen, Schmatzen, Schlucken, Nesteln, Strampeln mit Bewusstseinsveränderung. Oft Aura mit Geschmackswahrnehmungen oder auch deja vu-Erlebnis. Dauer einige Sekunden bis Minuten, danach kurzer Dämmerzustand. EEG: temporo-frontaler Herd. |
Erikson, Erik; Entwicklungsstufen | postuliert lebenslange psychische Entwicklung des Menschen und beschreibt psychoanalytisch fundiert Entwicklungsstufen, die jeweils einen zu bewältigenden Konflikt darstellen. 1. Lj: Urvertrauen versus Urmisstrauen (entspricht Freuds oraler Phase). 2.+3. Lj: Autonomie versus Scham-Zweifel (entspricht Freuds analer Phase). 4.+5. Lj: Initiative versus Schuldgefühl (entspricht Freuds ödipaler Phase). 6.-11.Lj: Werksinn-Fleiß versus Minderwertigkeitsgefühl (entspricht Freuds Latenzphase).12.-18.Lj: Identitätsfindung versus Rollendefinition (entspricht Freuds Adoleszenzphase). Frühes Erwachsenenalter: Intimität versus Isolation. Mittleres Erwachsenenalter: Zeugungsfähigkeit versus Stagnation. Hohes Erwachsenenalter: Ich-Integrität versus Verzweiflung |
Erogene Zone | sexuell stimulierbarer körperlicher Bereich: orale, anale, urogenitale und Brustzone |
Eros | letzte Triebtheorie Freuds: alle Lebenstriebe, die dem Todestrieb entgegen stehen |
Erstinterview analytisches | Es dient dazu, aus dem Beziehungsangebot der Szene des Erstgesprächs einen Hinweis auf die Psychodynamik des Patienten zu bekommen. Dazu erfolgt auch eine Probedeutung, aus der Reaktion des Patienten auf diese erolgen Vorhersagen für seine Eignung zur analytischen Therapie |
Erziehungsstil | Erziehungsverhalten wird hinsichtlich Zuwendung-Ablehnung und Freiheit-Kontrolle eingeschätzt. Man findet indifferenten oder permissiven-laissez faire oder demokratischen-autoritativen oder autoritären/autokratischen Erziehungsstil |
Es | Instanz des psychischen Apparates: Ort der Triebe, der psychischen Energie, bestimmt durch Primärprozesse |
Ethik in der Medizin | die ethischen Prinzipien sind: Nichtschädigung, Autonomie, Fürsorge, Gleichheit |
Euthyme Methoden | Interventionen, um Wohlbehagen beim Patienten herzustellen, das kann im Rahmen eines Genusstrainings sein oder durch Mobilisierung von Ressourcen, deren Präsenz und Verfügbarkeit Wohlbefinden erzeugt |
Exposition | Angsttherapie bei der sich der Patient dem Angststimulus exponiert. Er geht in die Angstsituation, macht die Erfahrung, dass nichts Bedrohliches geschieht, so dass nach einigen Exponierungen die Angst gelöscht wird. Zuerst kann die Exposition in sensu durchgeführt werden (Imagination) und im zweiten Schritt in vivo, d.h. die angstauslösende Situation wird wirklich aufgesucht |
Ex-post-facto-Studie | Schon vorhandene Daten einer Stichprobe werden nachträglich nach interessierenden Fragestellungen untersucht |
Extinktion | Löschung eines Verhaltens durch Weglassen der Verstärkung, die das Verhalten aufrecht gehalten hat |
Facial Coding System | Ekman und Friesen (1978) haben im Rahmen emotionspsychologischer Forschung das Facial Action Coding System entwickelt, um die mimische Komponente des Gefühlsausdrucks zu erfassen |
Familenmythen | evtl. unausgesprochene als unumstößliche Wahrheiten über die Familie Kernaussagen wie “Wir sind vom Fluch getroffen. Die Welt richtet sich gegen uns. Es gibt kein Entrinnen.” Es handelt sich um verzerrte Aussagen über die Familie und die Welt außerhalb der Familie |
Familienfunktion | Die Familie hat eine generative Funktion (Kinder gebären), eine Haushaltsfunktion, dient der Regulierung, Platzierung und Erholung |
Familiengeheimnisse | Vor allem auf Kinder wirken unausgesprochene gut bewahrte Geheimnisse der Familie (eine Schwester ist ein uneheliches Kind, Großvater beging Selbstmord, Mutter wurde missbraucht) |
Fehlleistung | Häufig als Versprecher, der eine unbewusste Intention verrät |
Feldstudie | Ein Studie wird nicht im Labor, sondern im natürlichen Lebensraum erhoben. Evlt. wichtige Parameter können dabei nicht konstant gehalten werden. Dafür besteht nicht das Problem der mangelnden Übertragbarkeit von Labor- auf Feldbedingungen (externe Validität) |
Fixierung | Die libinöse Energie bleibt an die Objekte einer Entwicklungsphase fixiert und folgt nicht der Weiterentwicklung zur nächsten Phase, z. B. Fixierung auf Objekte und Befriedigungsmodus der analen Phase. |
Flooding | Reizüberflutung – Der Patient wird in der Angsttherapie sofort ohne Steigerung der Schwierigkeit mit der Situation konfrontiert, die am meisten Angst auslöst. Er bleibt in der Situation, bis die Angst (fast) verschwunden ist oder |
Foulkes Gruppenanalyse Theorie | individuelle Matrix: eigene Erfahrungen des Gruppenmitglieds. Grundlagenmatrix: was alle gemeinsam haben, über die Gruppe hinaus. Transpersonale Gruppenmatrix: die sich in der laufenden Gruppe ergebenden Beziehungen |
Foulkes Stadien der Gruppenanalyse | differenziert die Initialphase (Allwissenheit des Gruppenanalytikers), Intermediärphase (Aussprache) und Terminalphase (Durcharbeiten und schließlich Ablösen) |
Fragentyp dichotom | Dichotome Fragen geben genau zwei Antwortmöglichkeiten vor, z. B. JA und NEIN oder GUT und SCHLECHT |
Fragentyp geschlossen | Geschlossene Fragen lassen nur die Wahl zwischen einer kleinen Zahl von Antwortmöglichkeiten, zwei (dichotom) oder oft drei bis fünf (Multiple Choice) |
Fragentyp offen | Offene Fragen engen die Antwortmöglichkeiten nicht ein, so dass die Antwort in eigenen Worten formuliert werden kann |
Fremdbeurteilungsskalen | Das sind Checklisten, die nicht vom Patienten selbst ausgefüllt werden (Selbstbeurteilungsskalen), sondern vom Diagnostiker. BPRS ist die Brief Psychiatric Rating Scale. MMST ist der Mini Mental Status Test. HAMD ist die Hamilton Depression Scale, HAMA die Hamilton Anxiety Scale. Sie werden eingesetzt um Aspekte einer psychischen Störung zu erfassen, die der Patient nicht ausreichend wieder geben kann, z.B. auch wenn der Patient zu krank dafür ist |
Fremde-Situationen-Test | Beobachtung eines Kindes beim Weggehen und Wiederkommen der Mutter zur Erfassung der Bindungssicherheit nach Bowlby. Acht Situationen je drei Minuten. Sichere Bindung: Erkundung, Erleichterung bei Rückkehr der Mutter, Bevorzugung der Mutter. Vermeidend-unsichere Bindung: viel Erkunden, Ignorieren der Mutter bei Rückkehr, keine Bevorzugung der Mutter). Ambivalent-unsichere Bindung: Angst, Aggression. Desorganisierte Bindung: situationsinadäquates dysfunktionales Verhalten. |
Freud Entwicklungsphasen | orale Phase erstes Lebensjahr, anale Phase zweites und drittes Lebensjahr, ödipale Phase viertes und fünftes Lebensjahr, Latenzphase sechstes bis 11. Lebensjahr. Adoleszenz ab zwölf Jahren |
Freude | Freude ist eine Reaktion auf den Beginn oder das Eintreten eines wünschenswerten, erwünschten, erhofften Ereignisses, sei es nun bewußt erwartet worden oder nicht. Beim Kind tritt Freude allein schon bei der herzlichen Kontaktaufnahme auf. Es freut sich, wenn etwas Neues in sein Blickfeld tritt, das es wiedererkennt oder das zu einer ihm bekannten Klasse von positiv besetzten Objekten gehört (Kinder, Tierbabys, Blumen, Spielzeug). Meist sind es Ereignisse, die nicht selbst durch eigenes aktives Handeln herbeigeführt wurden, sondern die die Welt dem Kind beschert – schenkt. Das Ereignis ist also keine in seiner Intensität erwartbare selbstverständliche Folge eigenen instrumentellen Handelns, also keine gewohnte Verstärkung. Das Kind hatte entweder nicht mit größter Wahrscheinlichkeit mit dem jetzigen Eintreten oder nicht mit seiner Reizintensität gerechnet. Oder das Kind kann sich noch riesig freuen, wo ein Erwachsener nur noch etwas Rührung zeigt, weil das Kind Gefühle noch nicht so modulieren kann, daß eine Korrelation zwischen der Wahrscheinlichkeit, der Intensität und der homöostatischen Defizitminderung einerseits und der Gefühlsintensität andererseits besteht: Das Kind freut sich, wo ein Erwachsener, weil er das Ereignis vorhersehen kann, nur noch mit Genugtuung und Zufriedenheit reagiert. Das homöostatische Defizit führt zu einer psychischen Spannung, eventuell zu einer bewußten Erwartungshaltung. Je größer die Diskrepanz im homöostatischen Regelsystem ist, um so größer ist die Bedeutung des Ereignisses. Allerdings besteht kein linearer Zusammenhang zwischen seiner Bedeutung und dem Ausmaß der Freude. Wenn ich zu lange warten mußte, ist lediglich noch eine Milderung meiner Ungeduld und meines Ärgers erreichbar. Halten wir fest, Freude ist eng wahrnehmungsgebunden, ist eine Reaktion auf das Eintreten eines Ereignisses. Sie ist nicht assoziiert mit dem Vorgang der Bedürfnisbefriedigung, aber mit deren Beginn. Da Freude selbst eine der wohltuendsten Befindlichkeiten ist, hat sie große Verstärkerwirkung. Der Mensch versucht in Zukunft sowohl äußere Situationen als auch innere psychische Haltungen (z. B. Gestik, Mimik, Kognitionen) wieder herzustellen, um wieder in den Genuß dieses Gefühls zu kommen. Wir können sagen, die autonome Psyche benutzt die willkürliche Psyche zur homöostatischen Regulation, indem sie ihr über das positive Gefühl der Freude die bedürfnisbefriedigende Bedeutung bestimmter Ereignisse und Situationen zugänglich macht und künftig das Aufsuchen von solchen bedürfnisbefriedigenden Situationskonstellationen initiiert. Freude hat keine unmittelbare handlungsmotivierende Funktion, da im Moment nichts mehr unternommen werden muß. Manche Kinder, die nur auf sehr wenige Arten den Eltern Reaktionen abgewinnen können, die beim Kind Freude erwecken, müssen z. B. entgegen ihrer altersgemäßen Entwicklung ein Verhalten gemäß einem Kindchen-Schema aufrecht erhalten. Die Eltern würden bei altersgemäßem Verhalten kaum mehr auf das Kind reagieren. Eltern verlangen von ihren Söhnen oft, daß sie schon im Vorschulalter ihre Gefühle zügeln. Ein richtiger Junge hat nicht „außer sich vor Freude“ zu sein. Wer so emotional wie ein Mädchen reagierte, kann nicht lernen, souverän, kraftvoll und männlich schwierige Situationen im Griff zu haben. Freude ist genau das Zeichen des Gegenteils. Nicht ich mache etwas mit der Welt, sondern die Welt mit mir und das, was sie mit mir macht, bereitet mir Freude. Wenn ich mich über einen Erfolg freue, so bezieht sich die Freude auf den Teil dieses Ereignisses, den ich in diesem Moment nicht als zwingend von mir herbeigeführt erlebe. |
Gedankenstopp | Bei Zwangsgedanken und Grübeln kann ein willentlicher heftige Impuls “STOPP” den Zwang unterbrechen. Reicht als Intervention meist nicht aus. |
Gegenübertragung | Gefühle, Gedanken und Handlungstendenzen, die beim Analytiker ausgelöst werden durch die Übertragung des Analysanden. Sie sind ein sehr wichtiges Diagnostikum, um den Übertragungsprozess zu erkennen. |
Gelassenheit | Gelassenheit ist ein Zustand von Angstfreiheit, Freiheit von Streßreaktionen in einer eher schwierigen Situation, ein Ausbleiben von vorbeugender Wachsamkeit und emotionalem Involvement, ein Ruhigbleiben, wo andere schon nervös werden. Sie erweckt den Eindruck der souveränen Beherrschung der Situation oder auch einer ungerührten Haltung bzw. einer gewissen Dickfelligkeit. Abgesehen davon, daß so manche gelassen wirkende Menschen ein hohes psychophysiologisches Arousal in einer schwierigen Situation haben, kann das anfänglich aufgebaute Selbstvertrauen im weiteren Ablauf der Situation zu einer Gelassenheit dem situativen Geschehen gegenüber führen. Selbstvertrauen führt nicht notwendigerweise zu Gelassenheit, es kann im Gegenteil zu erfolgsgewohntem engagiertem Verhalten führen, z. B. der Redner in einer politischen Diskussion, der nicht durch Gelassenheit, sondern durch vehementes Engagement die Zuhörer bewegt. Gelassenheit beruht auf einer realistischen Einschätzung der Situation, der eigenen Person und der Wahrscheinlichkeit eines Mißlingens. Gelassenheit ist oft mit großer Erfahrung assoziiert, die impliziert, daß Mißerfolge nicht den Weltuntergang bedeuten, sondern daß Erfolg und Mißerfolg zum Alltag gehören und mit beiden umgegangen werden kann. Gelassenheit ist Angstfreiheit. Sie ist assoziiert mit Zuversicht, mit Wissen um den weiteren erwartungsgemäßen Verlauf, einer Gewißheit, daß die Dinge wie erwartet verlaufen werden. Ist ein Elternteil hektisch-ängstlich, der andere unvorhersehbar strafend, so fehlen die Voraussetzungen, Gelassenheit zu entwickeln. |
genitale Liebe | Die Liebe des erwachsenen Menschen als reife Form der Liebe, die die Überwindung des ödipalen Konflikts voraussetzt |
genitale Stufe | Entwicklungsstufe des erwachsenen Menschen nach Intergration der Teiltriebe, Auflösung des ödipalen Konflikts, Latenzphase |
Geschäftsfähigkeit | ist bei Kindern beschränkt ab 7 Jahren gegeben, ab 14 Jahre erweiterte Geschäftsfähigkeit |
Gesprächsführung n. Rogers | Gesprächsführung nach Rogers basiert auf Empathie, emotionale Echtheit, Wärme und Wertschätzung sowie Förderung der Intrespektion. Keine Ratschläge, kein kritisches Feedback. |
Gesprächstherapie nach Rogers | Prinzipien sind eine Grundhaltung des Therapeuten im Sinne von Empathie, Wertschätzung, Kongruenz (Echtheit). Das Vorgehen besteht im Fördern der Selbstexploration des Patienten, Paraphrasieren der Aussagen des Patienten, bei einer nicht-direktiven Gesprächsführung. Ziel ist es die blockierte Selbstaktualisierungstendenz des Menschen zu fördern, indem Inkongruenzen zwischen Selbst und Realität reduziert werden, welche zur Symptombildung geführt haben. |
Glück | Glück ist das Gefühl, das am meisten mit Mythos verbunden ist. Es tritt nicht so schnell auf ein Ereignis hin ein wie Freude, braucht auch mehr Zeit, um sich entfalten zu können. Es hat viel Ähnlichkeiten mit einer Stimmung, die allerdings nicht ereignis- bzw. objektbezogen ist. Freude kann in Glück übergehen. Wir können uns vorstellen, daß Freude noch in der Wahrnehmung des eingetretenen Ereignisses, des Geschehens geschieht, bildlich gesprochen noch zwischen der Welt und dem Selbst. Nun wirkt die eingetretene neue Tatsache, die da ist und da bleibt, mehr auf die Selbstwahrnehmung, das Gefühl „durchströmt“ das Selbst und geht ganz auf das Selbst über. Die erste spontane Aussage heißt: „Ich bin so glücklich“ oder „Ich bin erfüllt von Glück“. Erst im zweiten Atemzug wird Bezug genommen auf die beglückende Situation. Wie bei Stimmungen wird nicht nur der Glücksbringer, sondern die ganze Welt mit diesem Gefühl eingefärbt, es ist nicht eingrenzbar auf eine Reaktion in einer Situation. Hier stimmt die Formulierung: „Ich bin“ glücklich statt „Ich fühle mich glücklich“. Es ist deshalb zu fragen, ob Glück als situationsübergreifender Gefühlszustand, trotz der im Vergleich zu Stimmungen größeren Intensität nicht doch zu den Stimmungen gezählt werden sollte. Dann bliebe Glück als Gefühl jenen Reaktionen vorbehalten, die in einer prinzipiell beobachtbaren Situation ausgelöst werden und danach wieder abklingen. Dieses situative Glücksgefühl ist weitaus schwerer von Freude zu unterscheiden. Es bleibt dann nur die größere Selbstbezogenheit. Ein Ereignis, das mich freut, kann zusätzlich dazu führen, daß ich mich glücklich fühle, in meiner Selbstwahrnehmung in einen freudig-erhebenden Zustand gerate. Sowohl bei Freude, Begeisterung als auch bei Glück ist eine Erregtheit, eine psychophysiologische Aktivierung vorhanden. Es klingt sehr nüchtern, wenn das Gefühl des Glücks als Signal einer nicht zu erwartenden, außergewöhnlich gut gelungenen Herstellung des homöostatischen Fließgleichgewichts der menschlichen Psyche betrachtet wird. Die autonome Psyche signalisiert der willkürlichen Psyche auf diese Weise besonders eindrücklich, wie das psychische Optimum beschaffen ist. Die inhaltliche Definition der situativen Bedingungen ist nicht festgelegt, sondern ist Ergebnis der Lerngeschichte eines Menschen und ändert sich laufend im Fortschreiten seines Lebens. Glück ist kein Synonym für psychische Gesundheit und auch nicht für gesunde oder entwicklungsfördernde Kindheitsbedingungen. Die bereits gestörte Psyche wird auch dann Glück empfinden, wenn die Umwelt ihr ein Optimum ihres gestörten homöostatischen Regelsystems beschert. So erleben dependente Persönlichkeiten immer wieder Glücksgefühle genau dann, wenn ihre sie beherrschende Bezugsperson ihnen Geborgenheit spendet, wie sie eigentlich nur beim Kleinkind angemessen gewesen wäre. Berichtet ein Patient über eine glückliche Kindheit, so müssen wir diese Aussage relativieren. Sie wurde aus dem Blickwinkel eines Menschen gemacht, dessen psychische Homöostase eventuell so gestört war, daß sie später zur psychischen Erkrankung führte. Die erinnerten Glücksmomente der Kindheit waren vielleicht zu einem Teil bereits Erlebnisse der Psyche eines Kindes, das zu keiner gesunden individuellen Homöostase mehr fähig war, da diese durch den Vorrang der sozialen Homöostase des Familiensystems nicht herstellbar war. Trotzdem fällt es bei der Mehrzahl unserer Patienten auf, daß sie eine unglückliche Kindheit hatten und daß sie mit ihren Eltern unglückliche Beziehungen hatten. Steigerungen des Unglücks im Sinne von Traumatisierungen werden schließlich gar nicht erinnert: „Ich kann mich an die Zeit vor Schulbeginn überhaupt nicht mehr erinnern“. |
Göttinger Modell | je nach Störungsgrad des Patienten wird er einer von drei Gruppenarten zugeteilt: Patienten auf dem neurotischen Niveau: klassische analytische Gruppe mit Förderung der Regression. |
Gottman Balancemodell | Instabile Beziehungen weisen fast gleich viele negative wie positive Interaktionen auf (1 zu 0,8). Bei stabilen Beziehungen ist das Verhältnis 1 zu 5. |
Grundregel der Psychoanalyse | Der Analysand soll alles, was er fühlt, denkt, wahrnimmt, empfindet, aussprechen, nichts auswählen, nichts weglassen, auch wenn es ihm unwichtig, banal, unangenehm erscheint |
Gruppenstudie | Es werden mehrere Personen, die bei einer unabhängigen Variablen gleiche Eigenschaften haben, in einer Gruppe zusammengefasst, um die mittlere Tendenz einer abhängigen Variablen mit einer anderen Gruppe zu vergleichen, die sich bezüglich der unabhängigen Variablen von der ersten Gruppe unterscheidet |
habit reversal | automatisierte Verhaltensgewohnheiten werden reduziert, indem ein inkompatibles Verhalten konkurrierend aufgebaut wird, unterstützt durch Entspannung, später durch Selbstinstruktionen |
Habituation | Gewöhnung an einen Stimulus, so dass er seine anfängliche Wirkung nicht mehr ausüben kann |
Handycap (Rehabilitation) | Rehabilittation: Impairment, Disability, Handicap. Impairment ist die primäre Schädigung. Disability die Einschränkung der Funktionen durch diese Schädigung, Handycap ist die Chancenminderung in der Gesellschaft |
Haut Funktion | Schutz des Körpers, Wärmeregulation, Wahrnehmung |
Hautleitfähigkeit | Psychogalvanische Hautreaktion PGR misst die allgemeine ungerichtete psychische Aktivierung, sowohl bei großer Freude als auch bei großer Angst oder Wut kommt es zu großen Ausschlägen |
Havighurst | Entwicklungsaufgaben und -notwendigkeiten stellen sich dem Menschen angesichts biologischer Veränderungen oder sozialer Anforderungen, aber auch individueller Ansprüche. Die Meisterung der Entwicklungsaufgabe durch Überwindung der Diskrepanz zwischen Anforderung und Fähigkeit verschafft Glücks- und Erfolgsgefühle. |
Health-Belief-Modell | Die subjektive Überzeugung über Wesen, Bedrohlichkeit, Ursachen einer Erkrankung sowie über die eigene Anfälligkeit bzw. Fähigkeit, etwas gegen die Krankheit zu tun, bestimmt präventives Verhalten |
Hemmung proaktiv | Der gerade stattfindenden Lernvorgang hemmt den darauf folgenden Lernvorgang |
Hemmung retroaktiv | Der gerade stattfindende Lernvorgang hemmt den vorausgegangenen Lernvorgang (wegen zu knapper zeitlicher Überlagerung) |
Herz-Kreislauf-System Erkrankungen | Bluthochdruck, arterielle Hypotonie, Herzmuskelschwäche, Herzmuskelentzündung, Herzgefäßverkalkung, Herzinfarkt, Claudicatio intermittens (vorübergehende Ischämie vor allem der Bein-Arterien, Kreislaufschock mit Darniederliegen des Blutdrucks und fehlender Sauerstoffversorgung des Gehirns) |
High Expressed Emotions | HEE: Die Rückfallwahrscheinlichkeit Schizophrenen ist höher, wenn in der Familie Gefühle sehr stark ausgedrückt werden, nicht nur feindselige Gefühle |
HKS Neuropsychol. Test | Der HKS (Klein 1993) erfasst das Hyperkinetische Syndrom |
Hormone Aufgaben | Hormone sind Proteine, die Informationen über den Blutkreislauf an periphere Orte im Körper bringen. Sie sind eine zu den Nervenbahnen parallele Art der Informationsweitergabe. |
Hormone der Nebennierenrinde | Mineralocorticoide regeln den Flüssigkeitshaushalt (Aldosteron). Glucocorticoide wie Cortisol steuern Stressreaktionen. Männliche Sexualhormone sind Androgene. |
Hormone der Schilddrüse | Trijodthyronin und T4 = Thyroxin sowie in der Nebenschilddrüse Calcitonin, das den Calcium- und Phosphathaushalt regelt. Schilddrüsenhormone bewirken Erhöhung der Herzfrequenz, des Blutdrucks und einer Erweiterung von Gefäßen und sie aktivieren den Zucker-, Fett- und Bindegewebsstoffwechsel und steigern die Aktivität von Schweiß- und Talgdrüsen der Haut und die Aktivität der Darmperistaltik. Unterfunktion führt deshalb zu Frösteln, niedrigem Blutdruck, Verstopfung, Initiativearmut. |
Hormone des Nebennierenmarks | Adrenalin und Noradrenalin werden im Nebennierenmark, das zum sympathischen Nervensystem gehört, als Hormon gebildet, in den Blutkreislauf abgegeben und führen an den Arteriolen zu einer Gefäßverengung, die zu Blutdruckanstieg führt, was Kampf- und Fluchtverhalten vorbereitet |
Hospitalismus | René Spitz fand bei Kindern bis zu 1,5 Jahren, die längere Zeit im Krankenhaus waren, Schädigungen wie verzögerte körperliche und geistige Entwicklung, Krankheisanfälligkeit, bis zu Marasmus und Tod |
Hyperventilation | Es wird mehr ausgeatmet als physiologisch benötigt. Dadurch entsteht eine Alkalose mit relativem Calciummangel, so dass in den Fingern und um den Mund herum eine Verkrampfung entstehen kann (Hyperventilationstetanie). In der Angstexposition werdn absichtlich dreiminütige Hyperventilationen von Therapeut und Patient gemeinsam durchgeführt, um zu beweisen, dass die typischen vegetativen Begeitsymptome der Angst auch ohne eine äußere Gefahr vom Körper produziert werden können, also selbst kein Gefahrensignal sind. Vor allem tritt bei Hyperventilation ein Schwindelgefühl auf. Angstpatienten hyperventilieren oft ohne es zu merken und erzeugen dadurch das Schwindelgefühl, das zusätzlich Angst mache (Teufelskreis der Angst) |
Hyperventilationstetanie | Es wird mehr ausgeatmet als physiologisch benötigt. Dadurch entsteht eine Alkalose mit relativem Calciummangel, so dass in den Fingern (Pfötchenstellung) und um den Mund herum eine Verkrampfung entstehen kann, die schlieplich auch größere Körperbereich erfassen kann, so dass an einen epilept. Anfall gedacht werden kann. |
Hypnose | zählt als klassische Hypnose einerseits zu den übenden (suggestiven) Verfahren, beansprucht andererseits als Hypnotherapie nach Erickson ein eigenes Psychotherapieverfahren zu sein, für das auch bereits beim Wissenschaftlichen Beirat ein Antrag auf Anerkennung vorliegt. Bei der klassischen Hypnose wird der Pat. einfach in den hypnotischen Zustand vesetzt, an den er sich nachher oft nicht erinnern kann. Er kann sich während dessen aber mit dem Therapeuten unterhalten. In diesem Zustand kann das Schmerzempfinden ausgeschaltet werden, Entscheidungen für die Zeit nach de Hypnose getroffen werden, etc. |
Hypophyse | Hirnanhangsdrüse. Schüttet Hormone in den peripheren Blutkreislauf aus als humorales Parallelsystem zu der neuronalen Informationsleitung, z. B. um die Schilddrüsenfunktion zu aktivieren oder die Nebennierenrinde zu aktivieren oder Sexualhormonproduktion in Hoden und Eierstöcken zu aktivieren |
Hypothalamus | Teil des Zwischenhirns (Diencephalons). Enge Verbindung zur Hypophyse, die vom Hypothalamus gesteuert Hormone produziert. Er regelt die Einhaltung sämtlicher somatischer Sollwerte wie Temperatur, Blutdruck, Herzfrequenz, Wachheit-Schlaf, Wasserhaushalt, Ernährung und ist auch für die Emotionsregulation im Zusammenhang mit dem limbischen System zuständig, z. B. Stressreaktionen |
Hysterie | Symptome sind symbolischer Ausdruck eines unbewussten Konflikts |
iatrogene Fixierung | Ein Patient hält an seinen Symptomen fest, weil eine feste Bindung zu seinem Arzt entstanden ist, die durch seine Gesundung wieder aufgegeben werden müsste |
Ich | Instanz in Freuds Strukturmodell. Muss zwischen den Forderungen von Es, Über-Ich und der Realität der Außenwelt vermitteln. Verwendet hierzu Abwehrmechanismen. |
Ichideal | Inneres Vorbild als Ergebnis von Idealisierung des Ichs und der Identifizierung mit den Eltern. |
Ich-Psychologie | vertreten durch Erik Erikson, Anna Freud, Karin Horney, besonders aber durch Rapaport und Hartmann. Im Gegensatz zur Triebtheorie wird dem Ich und seinen Funktionen größte Aufmerksamkeit geschenkt. |
Ich-Spaltung, therapeutische | Der Patient regrediert mit einem Teil seines Ichs in der Übertragungsneurose, bleibt mit einem anderen – erwachsen bleibenden – Teil seines Ichs im Arbeitsbündnis mit dem Analytiker |
Ichtriebe | Selbsterhaltungstriebe im Gegensatz zu den Sexualtrieben (Arterhaltungstriebe), die Estriebe sind. Die Energie der Ichtriebe ist nicht Libido, sondern Interesse. |
Identifizierung | Übernahme von Sichtweisen und Eigenschaften des anderen Menschen, die über Imitation und seelische Ansteckung hinausgeht. Die Identifizierung des Knaben mit dem Vater ermöglicht die Auflösung des ödipalen Konflikts |
Identifizierung mit dem Angreifer | Anna Freud: so denken, fühlen, handeln wie der Angreifer. Abwehrmechanismus. |
Imago | C. G. Jung bezeichnet damit das unbewusste Bild vom anderen, das die familiären Beziehungen des Kindes darstellt und als erworbenes Schema (Vater- und Mutterbild) auf anderen Personen und Beziehungen übertragen wird |
Impairment (Rehabilitation) | Rehabilittation: Impairment, Disability, Handicap. Impairment ist die primäre Schädigung. Disability die Einschränkung der Funktionen durch diese Schädigung, Handycap ist die Chancenminderung in der Gesellschaft |
Impfung | abgetötete Antigene des Krankheitserregers werden gespritzt, so dass der Körper dauerhaft Antikörper bilden kann, die vor einer zukünftigen Infektion schützen |
Inanspruchnahmeverhalten | Inanspruchnahme ärztlicher Behandlung ist bei Jungen bis zur Pubertät größer als bei Mädchen. Danach ist sie bei Mädchen größer. |
Individuation in der Familie | Stierlin spricht von Überindividuation, wenn ein Familienmitglied seine Individualität auf Kosten der Beziehungen entwickelt, von Unterindividuation, wenn die Individualität den Beziehungeng geopfert werden und von bezogener Individuation, wenn beides ausgewogen ist, also bei guter Abgrenzung die Beziehungen gut gepflegt werden |
Informed Consent | Erst wenn ein Patient umfassend hinsichtlich seiner Krankheit und der geplanten Therapie aufgeklärt wurde und dies bestätigt,ist sein Zustimmung zur Behandlung gültig |
Inkorporation, Einverleibung | Phantasiertes Hereinnehmen des Objekts in seinen Körper (orale Stufe). Körperlicher Vorläufer von Introjektion und Identifizierung |
Intellektualisierung | Abwehrmechanismus, bei dem Konflikte und Gefühle durch rationale Sichtweisen entschärft werden |
Intelligenzquotient | Der IQ erfasst die Intelligenzleistung relativ zur Normstichprobe und gibt an, wie weit nach oben oder unten ein Testwert vom Stichprobenmittel entfernt ist. |
Intervallskala | eine Skalierung, bei der die intervalle zwischen zwei Skalenwerten gleich sind, also z. B. der Abstand zwischen 1 und 2 gleich groß ist wie der Abstand zwischen 7 und 8 |
Introjektion | Objekte bzw. deren Eigenschaften werden in die eigene Psyche hereingenommen, z. B. ins Ich oder Ich-Ideal |
Introversion | Von C. G. Jung geprägter Begriff, mit dem die Ablösung der Libido von äußeren Objekten gemeint ist |
Inzidenz, Erfassung der | wird mit einer Querschnittstudie erfasst: Rate neuer Erkrankungen an einer bestimmten Krankheit z. B. innerhalb eines Jahres |
Isolierung | Abwehrmechanismus: Gedanke oder Verhalten wird isoliert von anderen Gedanken oder bei der Affektisolierung von Gefühlen. |
Job Strain Modell | Das Erkrankungsrisiko wächst mit zunehmenden beruflichen Anforderungen (Zeit- und Leistungsdruck) kombiniert mit abnehmenden Chancen, selbst Entscheidungen zu treffen (z. B. Herzinfarkt) |
Kastrationskomplex | Der Junge in der ödipalen Rivalität mit dem Vater hat Kastrationsangst, weil er in seinem sexuellen Begehren der Mutter gegen den Vater ankämpft |
Katathymes Bilderleben | tiefenpsychologisch fundiertes Verfahren, das unbewusste Konflikte durch den geleiteten Tagtraum bearbeitet. Während der Imagination sprechen Patient und Theapeut miteinander. Regression ist begrenzt. Die symbolische Bedeutung von Tagtrauminhalten zeigt den ubw Konflikt auf. Voraussetzung ist strukturelle Stabilität bzw. ausreichende Ich-Stärke |
Klären in der Analyse | Ein bereits bewusstes Thema wird erörtert, so dass ein tieferes Verständnis dafür entsteht |
Klassifikation, psychiatrisch | Psychiatrische Erkrankungen werden mit Hilfe von klassifikatorischen (im Gegensatz zu dimensionalen) Diagnosesystem geordnet. Heute sind das ICD-10 (weltweit durch die WHO betreut) und DSM IV (USA). Beide Systeme versuchen, rein deskriptiv zu bleiben und in die Krankheitsdefinitionen keine ätiologischen Theorien einzubauen. Dadurch fiel die Unterscheidung neurotische versus endogene Depression weg, aber auch die Konversionshysterie als körperlicher Ausdruck eines neurotischen Konflikts. |
Klumpenauswahl | Eine Population wird zunächst grob in einige Gruppen (Klumpen) unterteilt, z. B. nach Regionen, nach Alter oder Krankheiten. Dann wird aus jedem Klumpen eine Zufallsstichprobe gezogen |
kognitive Dissonanz | Zwei Überzeugungen stehen im Widerspruch und fordern konträre Verhaltensweisen, z. B. Ehrlich sein versus schnell wohlhabend sein in einer Situation, in der duch Betrug schnell viel Geld erworben werden könnte |
kognitive Umstrukturierung | Ein automatischer Gedanke, der eine dysfunktionale Interpretation einer Situation ergibt, kann therapeutisch umstrukturiert werden, so dass i der Situation künftig eine gedanklicher Bewertung erfolgt, die eine adaptive Funktion hat |
kognitive Wende | mit Aaron T. Beck, Albert Ellis und Donald Meichenbaum sowie Fred Kanfer beginnende Berücksichtigung von Kognitionen in ihrem Einfluss auf Lernprozesse in der Verhaltenstherapie |
Kohäsion | Zusammenhalt und Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder einer Gruppe oder einer Familie |
Kohorte | Es werden Stichproben mit einem gemeinsamen Merkmal zu einer Kohorte zusammengefasst und mit anderen Stichproben, z. B. zu einer anderen Zeit erfasst sind, verglichen, z. B. Jahrgang 2008 und Jahrgang 2009 von Ausbildungsteilnehmern |
Kollusion | Jörg Willi geht davon aus, dass manche Paare den gleichen unbewussten Grundkonflikt haben, sie sich aber auf je eine Seite des Konflikts festlegen. Bei einem Autonomie-Abhängigkeitskonflikt übernimmt einer den autonomen Part, der andere den abhängigen. Die zweite Seite seines unbewussten Konflikts lässt er den anderen auf der bewussten Ebene leben und erleben |
Kommunikation, assymmetrisch | Im Gegensatz zur klientenzentrierten Gesprächstherapie nach Rogers, die eine symmetrische Kommunikation mit dem Patienten ausüben, haben Ärzte oft eine assymmetrische Art der Kommunikation, bei der sie fragen, raten, empfehlen, anordnern, entscheiden und der Patient zuhört, sich beraten lässt, Anordnungen befolgt |
Kompromissbildung | Beim Symptom, beim Traum wird das Verdrängte in kompromisshafter Weise ins Bewusstsein geholt, so dass teils der Triebwunsch befriedigt wird, teils das Gebot der Abwehr dieses Wunsches befolgt wird |
Konditionieren instrumentell | synonym für operantes Konditionieren, für Lernen am Erfolg, für Belohnungslernen |
Konditionierung 2. Ordnung | Einem konditionierten Stimulus, der eine gelernte Reaktion auslöst,wird ein weiterer Stimulus beigesellt, der bisher nicht in der Lage war, die Reaktion auszulösen, bis durch ihn allein die Reaktion ausgelöst wird |
Konditionierung aversiv | Ein Verhalten, das reduziert werden soll, wird von einem unangenehmen Stimulus begleitet, der so unangenehm ist, dass das Verhalten unterdrückt wird, um diesen nicht mehr erleben zu müssen (zu vermeiden), z. B. Elektroreiz, ätzender Geruch |
Konditionierung klassisch | Einem unkonditionierten Stimulus, der eine Reaktion auslöst, wird ein konditionierter (bedeutungsloser) Stimulus beigesellt, bis er allein die Reaktion auslösen kann |
Konditionierung operant | Verhalten wird durch seine Konsequenzen gesteuert. D. h. positive Verstärkung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens, Löschung führt schließlich zum Ausbleiben des Verhaltens. Bestrafung führt zum Unterdrücken des Verhaltens |
Konflikt | zentrales Konstrukt der psychoanalytischen Theorie. Bedeutsam ist der ins Unbewusste verdrängte Konflikt, der in einer Versuchungs- und Versagungssituation aktualisiert wird, ins Bewusstsein drängt, was ihm aber nur kompromisshaft über das Symptom gelingt |
Konfliktpathologie | Die psychoanalytische Neurosenlehre geht von einem unbewussten Konflikt aus, der in einer Versuchungs- und Versagungssituation zu einem neurotischen Symptom als Kompromiss z. B. zwischen Trieb und Überich gebildet wird. Das Symptom versucht beiden Seiten gerecht zu werden. So wird der Triebseite im Waschzwang noch Rechnung getragen, indem eine Beschäftigung mit den Genitalien erfolgt, wenngleich nicht lustvoll. |
Konfrontation in der Analyse | Der Patient wird auf einen Sachverhalt aufmerksam gemacht, den er von sich aus nicht ins Zentrum seines Bewusstseins geholt hätte |
Konkordanzrate, Schizophrenie | Zwillingsforschung: z. B. ist die Konkordanzrate bei eineiigen Zwillingen, bei denen einer an Schizophrenie erkrankt ist, 50 %, bei zweieiigen Zwillingen unter 10 % |
Konsiliardienst | Ein Arzt oder Therapeut gehört nicht zur definierten Behandlungseinheit, sondern wird fallweise zur Beratung, Diagnose- und Indikationsstellung herangezogen |
Kontrollüberzeugung | eine kognitive Einstellung, wer ein Ereignis verursacht, dafür verantwortlich ist, die Kontrolle darüber hat |
Konversion | Ausdruck eines unbewussten psychischen Konflikts durch körperliche Symptomatik |
Konversion | ein psychischer Konflikt wird in körperlichen Symptomen zum Ausdruck gebracht. Verdrängte Vorstellungen kommen im Körpersymptom zum Ausdruck. |
Krankheitsgewinn, primär | Durch das Symptom wir ein befriedigender Kompromiss zwischen Wunsch und Verbot, zwischen Trieb und Abwehr gebildet |
Krankheitsgewinn, sekundärer | Erst nachträglich entstehender Vorteil durch die Krankheit, wie Schonung und Rücksichtnahme |
Krisenintervention | sofort beginnende Maßnahme, mit aktiven therapeutischen Interventionen, nur für eine begrenzte Zeit, unterstützend, beruhigend, ichstärkend |
kumulatives Trauma | kleinere traumatische Belastungen erfolgen so gehäuft, dass kumulativ ein großes Ausmaß an Traumatisierung erfolgt |
Labeling-Theorie | Diese Theorie geht davon aus, dass eine Person zuerst als abweichend, deviant etikettiert wird und sie erst darauf das eigentlich deviante bzw. gestörte Verhalten zeigt. Beispiel: Nach einem Jugendelikt wird eine Person als habituell Kleinkrimineller etikettiert. Darauf folgen eine Serie von Delikten |
Laborstudie | Studien unter Laborbedingungen halten alle lebensnatürlichen Fluktuationen konstant, indem sie die Probanden von Einflüssen fernhalten, die verhindern könnten, dass nur die interessierenden Variablen sich aufgrund einer experimentellen Intervention verändern können |
Laienätiologie | Es gibt oft verbreitete nicht zutreffende Ursachenzuschreibungen von medizinischen Laien, wie und wodurch bestimmte Krankheiten entstehen |
Laienzuweisung | Empfehlungen von Bekannten weisen dem Patienten einen bestimmten Umgang mit der Krankheit zu, z. B. ein kaltes Sitzbad gegen Fieber. |
Längsschnittstudie | ist die Datenerhebung über einen längeren Zeitraum hinweg, da gerade Veränderungen über diesen Zeitraum interessieren |
Laswell-Formel | Donald Laswell in der Weltkriegspropaganda: Who (says) What (to) Whom (in) Which Channel (with) What Effect“ |
Latenzperiode | Zeitraum nach dem Untergang des Ödipuskomplexes (5. – 6. Lebensjahr) bis zum Beginn der Pubertät mit weitgehendem Ersetzen sexueller Triebe durch Zärtlichkeit, Desexualisierung der Objekte. Vermehrt Scham, Ekel, moralische und ästhetische Tendenzen, vermehrte Verdrängung, Amnesie der Vorschulzeit. Vorherrschen von Identifizierung und Sublimierung als Abwehrmechanismus |
Leberschädigung alkoholisch | Frühe Zeichen einer Leberschädigung sind erhöhte Blutwerte von Enzymen wie Gamma-GT, GPT, GOT und Alkoholischer Phosphatase AP |
Leberzirrhose | Folge der Alkoholkrankheit kann die Vernarbung der ganzen Leber sein, so dass sie funktionsuntüchtig wird, was letztendlich tödlich ausgeht. Auch chron. Virushepatitis Typ B und C, Störungen des Eisen-, Kupfer- und Fettstoffwechsels (Hämochromatose, Wilson-Krankheit, Mukoviszidose) führen zu Leberzirrhose sowie einige Tropenkrankheiten |
Leere, Langeweile | Leere, Langeweile ist ein Gefühl des Fehlens innerer oder äußerer Lebensinhalte, die Anreiz geben, sich ihnen aufmerksam und interessiert zuzuwenden. Weder eigene Phantasien oder Gedanken noch Aspekte der äußeren Situation sind in der Lage, eine Motivation zur Zuwendung zu erzeugen. Es ist nichts da, bzw. was da ist, interessiert nicht. Wird das Gefühl der Langeweile zu aversiv, so mobilisiert es dazu, die Situation zu verlassen. Manche Menschen gewöhnen sich aber an Langeweile, sie ertragen sie lieber, als etwas zu ändern. Wer den Zugang zu seinen Bedürfnissen verloren hat, findet auch in den korrespondierenden Aspekten der Außenwelt nicht den Anreiz, diesen Situationsaspekt zur Bedürfnisbefriedigung zu nutzen. Wer die pauschale Erfahrung gemacht hat, daß die Welt keine Bedürfnisbefriedigung bietet, muß die Wahrnehmung aller Bedürfnisse abschalten, um sein Leiden zu reduzieren. Dies hat aber den Nachteil, daß die Welt öde und leer wird. |
Leerlaufreaktion | Ein Verhalten wird auch ohne Schlüsselreiz gezeigt und greift so ins Leere, weil es gar keine Möglichkeit gibt, instrumentell zu wirken |
Leidenschaft | Leidenschaft wird selten als eigenes abgegrenztes Gefühl empfunden. Ihre Betrachtung ist jedoch für Begriffsbestimmungen anderer Gefühle bedeutsam. Sie gehört zu jenen Gefühlszuständen, die nicht nur einen Teilbereich des Bewußtseins in Beschlag nehmen, nicht in stiller Wahrnehmung des Selbst und der Welt verharren, sondern auf den Körper übergehen, dessen physiologische Abläufe verändern, dessen Wahrnehmung verändern, auf die Motorik übergehen und den ganzen Menschen in Bewegung versetzen. Die Handlungsorientierung steht im Vordergrund, eine große energetische Mobilisierung von Psyche und Körper. Die Wahrnehmung dieser großen Mobilisierung im Sinne eines Empfindens eines positiven „Erleidens“ ist das Gefühl der Leidenschaft. In diesem Begriff steckt auch die Tendenz, diesen Zustand des Leidens wieder zu beenden. Er läßt sich aber auch so interpretieren, daß es Leiden macht, den durch den Handlungsimpuls angestrebten Zustand noch nicht oder nicht schnell oder umfassend genug erreicht zu haben. Übertragen wir diese Aussagen auf den Kernbereich leidenschaftlichen Erlebens, auf die Sexualität, so können wir sexuelle Erregung und Lustempfindung als den passiven, wahrnehmungsbezogenen und Leidenschaft als den aktiven, handlungsbezogenen Anteil des Gefühlsgemisches bezeichnen. Leidenschaft mobilisiert zu Handlungen, die in Situationen führen oder Situationen so gestalten, daß Lust entsteht, sich steigert und zum Höhepunkt gelangt. Leidenschaft und leidenschaftliches Verhalten versiegen, wenn durch den Orgasmus volle Bedürfnisbefriedigung eingetreten ist. Sie wird ersetzt durch das Nirwana-Gefühl des wunschlos Glücklich-/ Zufrieden-/ Befriedigtseins, das mit völliger psychischer und körperlicher Entspannung einher geht. Leidenschaft hat demnach primär eine Funktion als Bestandteil menschlicher Sexualität und steht letztendlich im Dienst der Arterhaltung. Ohne Leidenschaft wäre der komplette Vollzug des Sexualaktes zum Orgasmus und zur Befruchtung gefährdet. Die Lernfähigkeit und Plastizität der menschlichen Psyche führte dazu, daß wir nicht nur sexuelle Leidenschaft kennen. Überall wo Spannungsreduktion und Lust sich paaren, kann Erleben und Handeln leidenschaftlich sein. Sei es Spiel, Sport, Musik oder Engagements, die von Menschen leidenschaftlich betrieben werden, sie sind Gewinne menschlicher Erlebnisvielfalt, ob sie nun zur Sublimierung und Kultivierung primär sexueller Energie dienen, wie Sigmund Freud dies postulierte oder keine primäre Abwehrfunktion haben, wie Wilhelm Reich (1975) dies einräumt. Mit der traditionellen Verteufelung und Abwertung der animalisch triebhaften Seite des Menschen versuchen viele Eltern, die ihre Kinder zu wertvollen Mitgliedern unserer Gesellschaft machen wollen, leidenschaftliches Erleben und Verhalten von Anfang an zu tabuisieren und zu unterdrücken. Damit wird jegliche „bewegte“ ganzheitlich die Psyche und den Körper erfassende Emotionalität stark gedämpft, das Kind wird in Dauerkonflikte gestoßen, in denen es permanent Angst, Schuldgefühle, Scham und Ekel zu Hilfe nehmen muß, um nicht in die tabuisierte Gefühlssphäre zu geraten. |
Leistungsdiagnostik bei Kindern | Erfassung der Intelligenzleistung z. B. mit Kaufman Assessment Battery fo Children (K-ABC). Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder (HAWIK-III). Adaptives Intelligenz Diagnostikum (AID). |
Leistungspflicht der Krankenkasse | Eine antragspflichtige Psyhotherapie muss von der Kasse gezahlt werden, wenn im Gutachterverfahren bestätigt wird, dass es sich um eine behandlungsbedürftige Behandlung handelt, bei der Psychotherapie indiziert ist und die Behandlung ausreichend, notwendig, zweckmäßig und wirtschaftlich ist |
Lernen am Erfolg | synonym für operantes Konditionieren, für Belohnungslernen |
Liaisondienst | Der Arzt oder Therapeut ist als ständiger beratender Bestandteil der Behandlungseinheit verfügbar |
Libido | Freud sieht darin die sexuelle Energie, die Energie des Sexualtriebs, unterscheidet die Quelle der Libido (erogene Zonen), Ziel der Libido (Lust) und Objekt der Libido. Diese ändern sich im Lauf der Phasen der sexuellen Entwicklung des Kindes |
Libidostauung | Freud sieht in der Stauung libidinöser Abfuhr aufgrund eines unbewussten Konflikts eine Quelle der Symptombildung |
Liebe | Zuneigung und Liebe sind Beziehungsgefühle, die Bindung herstellen. Hier ist nicht das Gefühl, geliebt oder gemocht zu werden, gemeint. Es geht um das Gefühl, selbst aktiv den anderen Menschen zu lieben: ein Gefühl, das innere Bewegtheit erzeugt und zur Hinwendung bewegt, Bindung sucht und bewahrt. Liebe räumt alle Hindernisse beiseite, die objektiv oder subjektiv zwischen zwei Menschen bestehen. Sie schafft einen großen Raum in der Psyche und im Leben für den geliebten Menschen. Sie erschöpft sich in der Zeit, stellt Zeitlosigkeit her. Die Funktion dieses Gefühls, das bei Schriftstellern und ihren Lesern eines der bevorzugtesten Themen ist, klingt prosaisch: Die Liebe zwischen Mann und Frau fördert die Neigung zur sexuellen Vereinigung und dadurch auch die Arterhaltung. Die Liebe der Eltern zum Kind sichert deren Entwicklung in einer förderlichen Umgebung. Auch die Liebe des Kindes zu den Eltern sichert ihm eine entwicklungsfördernde Umgebung. Zuneigung fördert das Zusammenleben in der sozialen Gemeinschaft, die wiederum Schutz für den einzelnen bietet. Wir müssen uns fragen, von welchem Alter an ein Kind das Gefühl der Liebe empfindet. Folgt man der Bindungsforschung und setzt Liebe gleich Bindung, dann ist dieses Gefühl mit 6-8 Monaten vorhanden (Bowlby, 1976). Wir wissen aber nicht, ob dem so ist. Es bleibt uns, Eltern zu fragen wie alt ihr Kind war, als sie sich das erste mal von ihm geliebt fühlten. Hier wird oft das Alter zwischen ein und zwei Jahren angegeben. Mit der Liebe des Kindes zu seinen Eltern leistet dieses seinen Beitrag zur Bindung. Manche Eltern besitzen nicht die Fähigkeit, diese Liebe wahrzunehmen, deshalb kann sie ihre Elternschaft nicht erfüllen, sie verwenden viel Zeit und Energie, um ihr eigenes Bedürfnis, geliebt zu werden, durch Ersatzbedürfnisse, wie Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Erwachsenenwelt befriedigt zu bekommen, in dem sie anderen Werten nachjagen oder sich in Abhängigkeit von einer dominierenden Bezugsperson begeben, der gegenüber eine kindähnliche Rolle einnehmen. Sie haben so wenig emotionale Fülle, daß sie Liebe nicht mit ihrem Kind austauschen können. Manche Eltern sind so arm, haben ein so großes Defizit an Liebe, daß sie ebenso bedürftig sind wie ihre Kinder. Da können sie nicht auch noch etwas weggeben, wenn es nicht einmal für sie selbst reicht. Mancher Vater und manche Mutter konkurrieren denn auch mit ihrem Kind um die Liebe des anderen Elternteils. Eltern, die ihre Kinder permanent in ihren basalen Bedürfnissen frustrieren, wecken in ihnen Aggression bis zum Haß. Geschieht dies in den ersten beiden Lebensjahren, so kommt es zu hoch ambivalenten Beziehungen mit einem Nebeneinander von Liebe und Haß. Das Kind kann in dieser Entwicklungsphase seine Liebe nicht durch Haß zum Verschwinden bringen. Es muß, um emotional zu überleben, seine Eltern lieben, so hassenswert sie sich auch verhalten. Dies ist eine unumstößliche Regel seiner psychischen Homöostase. Erst in einem späteren Alter ist das Kind in der Lage, von sich aus seine Liebe zurückzunehmen, wenn der betreffende Elternteil ihm nicht liebenswert erscheint. Es kann sich im Trotz auf sich selbst versteifen (nein, ich liebe dich nicht) oder sich dem zweiten Elternteil zuwenden (nein, ich liebe den anderen). Kinder im 4. und 5. Lebensjahr beginnen, ungeniert dem gegengeschlechtlichen Elternteil den Hof zu machen, Liebeserklärungen und Heiratsanträge folgen. Manche Eltern erschrecken und weisen das Kind zurück. Migränepatienten berichten oft über solche Zurückweisungen. Andere Eltern mißbrauchen die Form der kindlichen Liebe für die Befriedigung eigener emotionaler oder gar sexueller Defizite.
Zuneigung und Liebe sind Beziehungsgefühle, die Bindung herstellen. Hier ist nicht das Gefühl, geliebt oder gemocht zu werden, gemeint. Es geht um das Gefühl, selbst aktiv den anderen Menschen zu lieben: ein Gefühl, das innere Bewegtheit erzeugt und zur Hinwendung bewegt, Bindung sucht und bewahrt. Liebe räumt alle Hindernisse beiseite, die objektiv oder subjektiv zwischen zwei Menschen bestehen. Sie schafft einen großen Raum in der Psyche und im Leben für den geliebten Menschen. Sie erschöpft sich in der Zeit, stellt Zeitlosigkeit her. Die Funktion dieses Gefühls, das bei Schriftstellern und ihren Lesern eines der bevorzugtesten Themen ist, klingt prosaisch: Die Liebe zwischen Mann und Frau fördert die Neigung zur sexuellen Vereinigung und dadurch auch die Arterhaltung. Die Liebe der Eltern zum Kind sichert deren Entwicklung in einer förderlichen Umgebung. Auch die Liebe des Kindes zu den Eltern sichert ihm eine entwicklungsfördernde Umgebung. Zuneigung fördert das Zusammenleben in der sozialen Gemeinschaft, die wiederum Schutz für den einzelnen bietet. Wir müssen uns fragen, von welchem Alter an ein Kind das Gefühl der Liebe empfindet. Folgt man der Bindungsforschung und setzt Liebe gleich Bindung, dann ist dieses Gefühl mit 6-8 Monaten vorhanden (Bowlby, 1976). Wir wissen aber nicht, ob dem so ist. Es bleibt uns, Eltern zu fragen wie alt ihr Kind war, als sie sich das erste mal von ihm geliebt fühlten. Hier wird oft das Alter zwischen ein und zwei Jahren angegeben. Mit der Liebe des Kindes zu seinen Eltern leistet dieses seinen Beitrag zur Bindung. Manche Eltern besitzen nicht die Fähigkeit, diese Liebe wahrzunehmen, deshalb kann sie ihre Elternschaft nicht erfüllen, sie verwenden viel Zeit und Energie, um ihr eigenes Bedürfnis, geliebt zu werden, durch Ersatzbedürfnisse, wie Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Erwachsenenwelt befriedigt zu bekommen, in dem sie anderen Werten nachjagen oder sich in Abhängigkeit von einer dominierenden Bezugsperson begeben, der gegenüber eine kindähnliche Rolle einnehmen. Sie haben so wenig emotionale Fülle, daß sie Liebe nicht mit ihrem Kind austauschen können. Manche Eltern sind so arm, haben ein so großes Defizit an Liebe, daß sie ebenso bedürftig sind wie ihre Kinder. Da können sie nicht auch noch etwas weggeben, wenn es nicht einmal für sie selbst reicht. Mancher Vater und manche Mutter konkurrieren denn auch mit ihrem Kind um die Liebe des anderen Elternteils. Eltern, die ihre Kinder permanent in ihren basalen Bedürfnissen frustrieren, wecken in ihnen Aggression bis zum Haß. Geschieht dies in den ersten beiden Lebensjahren, so kommt es zu hoch ambivalenten Beziehungen mit einem Nebeneinander von Liebe und Haß. Das Kind kann in dieser Entwicklungsphase seine Liebe nicht durch Haß zum Verschwinden bringen. Es muß, um emotional zu überleben, seine Eltern lieben, so hassenswert sie sich auch verhalten. Dies ist eine unumstößliche Regel seiner psychischen Homöostase. Erst in einem späteren Alter ist das Kind in der Lage, von sich aus seine Liebe zurückzunehmen, wenn der betreffende Elternteil ihm nicht liebenswert erscheint. Es kann sich im Trotz auf sich selbst versteifen (nein, ich liebe dich nicht) oder sich dem zweiten Elternteil zuwenden (nein, ich liebe den anderen). Kinder im 4. und 5. Lebensjahr beginnen, ungeniert dem gegengeschlechtlichen Elternteil den Hof zu machen, Liebeserklärungen und Heiratsanträge folgen. Manche Eltern erschrecken und weisen das Kind zurück. Migränepatienten berichten oft über solche Zurückweisungen. Andere Eltern mißbrauchen die Form der kindlichen Liebe für die Befriedigung eigener emotionaler oder gar sexueller Defizite. |
limbisches System | besteht im Kern aus Hippocampus und Amygdala, Fornix, dazu gehört funktionell auch der Thalamus und der Hypothalamus, anteriorer Gyrus cinguli, basales Vorderhirn, ventromedialer Cortex, ventrales Tegmentum, mesolimbisches System, ventrale Schleife. Ist zuständig für die Emotionsregulation |
Lithiumsalze | z.B. Lithiumcarbonat, dienen der Phasenprophylaxe von rezidivierenden Depressionen. Der Blutspiegel muss genau eingehalten werden, unter 0,6 sind sie unwirksam, über1.3 entstehen toxische Nebenwirkungen. Lithium kann verhindern, dass es zu einer depressiven Episode kommt. |
Lust | Lust ist meist ein körperbezogenes Gefühl, sei es, daß eine Sinnesempfindung ein Lustgefühl hervorruft (Kitzeln), sei es daß eine motorische Handlung mit Lustgefühl verbunden ist (Bewegungslust). Sowohl handgreifliches Verletzen als auch das Quälen eines anderen durch verletzende Worte kann eine (sadistische) Lust hervorrufen. Ebenso kann eine Streitlust im wörtlichen Sinne entstehen. Auch Angstlust als Nervenkitzel vermittelt das Gefühl der Lust. Hier ist wie bei der Schmerzlust das deutliche Überwiegen der Lustkomponente über die aversive Komponente erforderlich. Bei Masochismus ist Schmerz die notwendige Voraussetzung, daß Lust entsteht. Lust und Unlust können als die beiden basalsten Empfindungsqualitäten von Lebewesen überhaupt betrachtet werden, als eigentliche Grundqualitäten des Gefühls. Lust veranlaßt das Lebewesen, den Lust erzeugenden Stimulus weiterwirken zu lassen. Unlust veranlaßt ihn, dessen Wirkung zu beenden. Ohne diese beiden Gefühlsqualitäten und deren zwingende motivationale Komponente wären Lebewesen nicht in der Lage, für Selbst- und Arterhaltung zu sorgen. Die autonome Psyche setzt diese beiden Signale ein, damit der Mensch seine willkürlichen Funktionen in ihren Dienst stellt. Wiederum müssen wir uns eingestehen, daß die kognitiven Errungenschaften des Menschen (Intelligenz und Sprache) das Lust-/ Unlust-gesteuerte Handeln nicht ersetzen könnten. Man stelle sich einen Sexualakt ohne jegliches Lustempfinden vor – ein mühsames und wohl bald ekelbesetztes Unterfangen! Oder Essen ohne Appetit – eine Quälerei! Die Anpassungsfähigkeit eines Menschen hat schließlich eine neue Form der Lust kreiert, die im Leben der Industriegesellschaft so manche Last in Lust verwandelt: die „Arbeitslust“. Wer diese nicht entwickeln kann bzw. nicht einmal Arbeitszufriedenheit herzustellen vermag, wird seinen Alltag mit mehr Unlustgefühlen und Anstrengung verbinden. Der sprachlichen Exaktheit halber sollten wir aber festhalten, daß Lustgefühle im obigen Sinne höchstens ausnahmsweise bei der Arbeit auftauchen. Es geht uns hier nicht um Erörterungen einer emotionsassoziierten Sprache, sondern ausschließlich um Emotionen und Gefühle. Die Generation der Eltern unserer Patienten lebte in einer Gesellschaft voll anhedonistischer Wertsetzungen, die Lust nur in anankastischen und Machtstrebungen tolerierte. Sie entfremdete dem Kind rasch seinen Körper und die direkte natürliche Lust-/-Unlust geleitete psychophysiologische Homöostase wurde seinem Leben unzugänglich. Die Wertorientierung unserer heutigen Gesellschaft erlaubt uns hedonistische Tendenzen, sofern sie unsere Leistungsfähigkeit in unserem Wirtschaftssystem nicht schmälert und so lange sie mit materiellem Konsum verbunden ist, d.h. wirtschaftsförderlich ist. Heutigen Eltern ist es daher eher möglich, gewährender bezüglich der Lust ihrer Kinder zu sein. Unsere Patienten berichten dagegen, daß Eltern rigoros dem Kind die natürliche Lust-Unlust-Homöostase weggenommen haben, so daß es sich ausschließlich an den elterlichen Normen zu orientieren hatte. Als Psychotherapeuten können wir darüber hinaus zahlreiche Indizien dafür finden, daß über bewußt vermittelte Verbote und Gebote hinaus das Kind eine forcierte Sozialisierung erfuhr. Es richtete alsbald sein Verhalten nicht mehr nach den Signalen seiner eigenen individuellen Homöostase aus, sondern nach der sozialen Homöostase der Familie, die fast ausschließlich durch die Bedürfnisse der Eltern und die Notwendigkeit der Beziehung zwischen diesen bestimmt wurde. Dies macht verständlich, daß kindgemäße Lusterlebnisse in der Kindheit unserer Patienten weitgehend fehlten. Im Gegenteil, Lustsuche und Lusterfahrung bedeutet ja, sich nicht mehr dem familiären System und dessen Regeln unterworfen zu haben, was zu alarmierender Angst, Scham und Schuldgefühlen führen muß. Besondere depressive Menschen haben in ihrem bisherigen Leben Lust und Genuß kaum Raum gelassen. |
Lustprinzip | Es versucht, Lust zu maximieren und Unlust zu minimieren. Prinzip des Es, während das Realitätsprinzip zum Ich gehört. |
Magen-Darm-Krankheiten | Gastritis (nervöse Reizung de Magenschleimhaut), Ulcus ventriculi (Magengeschwür mit der Gefahr des Magendurchbruchs), Ulcus duodeni (Zölffingerdarmgeschwür), Reizdarm, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind psychosomatisch bedeutsame Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts |
Makroprozessanalyse | Untersuchung des größeren Verlaufs des Therapieprozesses |
MAO-Hemmer | Monoamino-Oxidase-Hemmer hemmen den abbau der Transmitter im synaptischen Spalt, so dass deren Konzentration länger hoch bleibt. Alte MAO-Hemmer bargen die Gefahr von Blutdruckkrisen bei Käsekonsum. Neuere selektive verbieten keinen Käseverzehr mehr. Sie werden als Antidepressiva eingesetzt, aber auch zur direkten Behandlung von Manien |
Masochismus | Lust und Befriedigung werden über Demütigung und Schmerz erfahren, bei Freud nicht auf Sexualverhalten begrenzt, er nennt auch einen moralischen Masochismus aus einem unbewussten Schuldgefühl heraus sich in die Rolle eines Opfers begebend |
Mentalisierung | Peter Fonagy, ein engl. Psychoanalytiker, definiert Mentalisierung als die Fähigkeit, sein eigenes oder das Verhalten anderer auf mentale Prozesse zurückzuführen. Weil ein Mensch so und so denkt, handelt er auf diese oder jene Weise. “… bezeichnen wir den Prozess, druch den wir erkennen, dass unser Geist unsere Weltwahrnehmung vermittelt.” (2008, S. 10).Dieses Konstrukt ist sehr ähnlich dem Konstrukt der Theorie of Mind (ToM) |
Metaanalyse | Zusammenfassung und Vergleich einzelner Wirksamkeitsstudien |
Metakognition | Ein Denken oder Reflektieren über Gedanken. Ich kann mir über meine Gedanken Gedanken machen. So kann ich mir überlegen, dass ich einen Sachverhalt falsch beurteilt habe. |
Migräne | neurolog. Kopfschmerzsyndrom, anfallsweise, pulsierend, meisteinseitig, rezidivierend. Begleitet von Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit, visuellen Störungen (Lichtblitze) evtl. Aura mit verschiedensten neurolog. Symptomen wie Gesichtsfeldausfällen. Psychosomatisch oft überlagert und deshalb auch Gegenstand von Psychotherapie |
Mikroprozessanalyse | Untersuchung von kleinen Sequenzen des Therapieprozesses |
Mikrozensus | Zensus ist die Volkszählung und Mikrozensus ist eine sehr kleine Volkszählung, bei der nur ein kleiner Teil der Population erfasst wird, z. B. 3000 von 30 Millionen |
Minderwertigkeisgefühl | Alfred Adler sieht darin ein Gefühl, das von einer organischen Minderwertigkeit ausgeht und das dazu führt, dass große Anstrengungen unternommen werden, um diese Minderwertigkeit zu kompensieren |
Minimalstrukturierung von Gruppen | Um möglichst wenig Verfälschung durch den Gruppenleiter entstehen zu lassen und der Gruppe möglichst viel Raum zu geben, ihre Dynamik zu entfalten, werden vom Gruppenleiter möglichst wenig Interventionen initiiert. Dies ist eine Art der Gruppenleitung. Bei anderen Gruppenkonzepten ist der Leiter sehr aktiv, vor allem in verhaltenstherapeutischen Gruppentrainings |
Missmut | Mißmut hat eher die Eigenschaft einer Stimmung als die eines Gefühls. Stimmungen sind länger anhaltend und weniger intensiv als Gefühle. Sie richten sich nicht fokussiert auf einen Verursacher oder auf die eigene Person. Stimmung breitet sich über alles und jeden aus, färbt alle Wahrnehmungen gleichermaßen ein. Bei Stimmungen geht dem Bewußtsein der direkte Bezug zur Verursachung verloren. Die Aufmerksamkeit wird von dieser abgezogen, dadurch fällt der Handlungsbedarf weg. Stimmungen sind also das Ergebnis von Handlungsunfähigkeit oder -ohnmacht oder sie haben die Funktion mißliebige impulsive Handlungen zu verhindern. So kann eine depressive Stimmung impulsives aggressives Verhalten verhindern. Auch Mißmut ist gedämpfter Ärger. Er entspricht einer Störung der psychischen Homöostase, die zwar wahrgenommen wird, die aber nicht durch aktives Handeln beseitigt werden muß. Nichts tun scheint die beste Lösung zu sein, wenn Auseinandersetzung nur Öl ins Feuer geben würde. Die Zeit wird schon dafür sorgen, daß die mißmutige Befindlichkeit versickert, wie Regenwasser in der Erde. Ich kann die Störung aushalten, so lange wie sie vermutlich andauern wird. Ich könnte aber nicht die Folgen meines offen ausgedrückten Ärgers aushalten. Mißmut hat auch den Aspekt des Rückzugs an sich. Mein Groll bleibt in mir, ich grolle in mich hinein oder vor mich hin, entferne mich dabei aus der Interaktion, trete von mir aus nicht in Interaktion. Werde ich vom anderen in eine Interaktion hineingezogen, so gehe ich mißmutig in sie hinein und der Mißmut ist mir anzumerken. Es wird aber auch deutlich, daß mein Mißmut zu mir gehört und nicht eine neue Reaktion auf den anderen ist. Um nicht darauf angesprochen zu werden und über Gefühle sprechen zu müssen, versuchen viele, dieses Gefühl zu verbergen. Kinder beziehen den Mißmut der Eltern auf sich, auf ihr Verhalten und bemühen sich den Mißmut der Eltern zu beseitigen oder zu verhindern. Gelingt ihnen das, so wird das erfolgreiche Verhalten verstärkt. Sie lernen, die Gefühle der Erwachsenen durch eigenes Verhalten zu steuern oder zu kontrollieren (zwischenmenschliche Phase Kegans). Im Extremfall kann ihre ganze Aufmerksamkeit der Laune der Eltern gewidmet sein. Statt ihrer eigenen psychischen Homöostase regulieren sie dann diejenige des Vaters oder der Mutter. |
Misstrauen | Mißtrauen als Gegensatz zum Vertrauen ist ein Gefühl der Ungewißheit, ob vom anderen feindselige Impulse ausgehen werden. Ich weiß weder gewiß, daß der andere mir zuverlässig freundlich gesonnen ist, noch weiß ich gewiß, daß seine nächsten Handlungen Angriffe sein werden. Oder ich weiß nicht, die wievielte nächste Handlung feindselig sein wird. Auch wenn eine Reihe von friedlichen Interaktionen stattgefunden hat, so muß ich doch bei jeder nächsten darauf gefaßt sein, daß ich angegriffen, benachteiligt, ausgenützt oder mißbraucht werde. Mißtrauen führt zu einer Wachsamkeit bis zur Alarmiertheit. Meine aktiven Wahrnehmungsprozesse suchen im Wahrnehmungsfeld nach Indizien von Feindseligkeit. Alle Sinnesorgane stehen in Alarmbereitschaft. Am häufigsten wird das Gehör zum Radarsystem erkoren, das feindselige Bewegungen frühzeitig erkennen soll. Tinnitus-Patienten haben ihre Ohren in Radarschirme umkonstruiert und dadurch zugrunde gerichtet. Bei paranoiden Menschen ist aus dem Mißtrauen eine Gewißheit geworden. Gewißheit macht die Sicht der Welt einfacher, so wie Krieg eine einfachere Sachlage ist als Kriegsgefahr. Die psychotische Konstruktion der Welt ist weniger komplex und weniger vage als die normalpsychologische Konstruktion. Auch die rigorose Aussage „wer nicht mein Freund ist, ist mein Feind“ ist eine derartige Simplifizierung. Wer mißtrauischen Menschen begegnet, spürt deren eigene feindselige Ausstrahlung. Wir wissen, daß die Projektion eigener aggressiver Impulse auf andere ein Versuch ist, sich von diesen zu trennen. Die einfache frühkindliche Denkweise ist eine Gleichsetzung von aggressiv und böse. Wer böse ist, wird nicht geliebt. Wer nicht geliebt wird, ist den Eltern nicht willkommen, darf nicht da bleiben. Um emotional zu überleben, muß das Kind sich wie auch immer von seinen aggressiven Impulsen trennen, da es seine Impulse ja noch nicht kontrollieren kann. Durch die Projektion wird der andere böse und dies führt zur Angst vor seiner Aggression. Die Angst hat wie Wasser das bedrohliche Feuer der eigenen Aggression gelöscht. Wo nicht ein manifestes Angstgefühl besteht, bleibt Mißtrauen. Abgesehen von begründetem Mißtrauen ist dies „konstruierte“ Mißtrauen ein wichtiges Thema in der Psychotherapie. Manche Eltern erleben ihr auf eine gesunde Weise aggressives Kind als übermächtig, fürchten seine Aggression und hegen Mißtrauen. Das Kind übernimmt die Überzeugung der Eltern, daß etwas Böses in ihm ist und kann sich selbst nicht vertrauen. Eventuell muß es durch Zwanghaftigkeit oder später gar durch Zwangsrituale und andere Zwangssymptome das Böse in sich auf eine magische Weise bannen. Mißtrauen gegen sich selbst ist ein wichtiger Motor zwanghaften Verhaltens. |
Mitgefühl | Mitgefühl wird meist als empathisches Einfühlen in schmerzliche Gefühle verstanden. Kinderbeobachtungen lassen das erstmalige Auftreten dieses Gefühls, von Winnicott (1993) als concern bezeichnet, im 3. Lebensjahr vermuten. Es ist eine wichtige Errungenschaft des Menschen in seiner Entwicklung zum sozialen Wesen und ist eine große Hilfe bei der Regulierung von aggressiven Tendenzen im zwischenmenschlichen Umgang. Wird dem Kind durch massive Strafen oder Strafandrohungen die Eindämmung von Aggressionen anderen Menschen gegenüber abverlangt, bevor es die Fähigkeit zu Empathie entwickelt hat, so muß es die typische rigide Zwanghaftigkeit einsetzen, um zu verhindern, daß aggressive Handlungen eine schädigende oder verletzende Wirkung haben. Andere Kinder entwickeln so viel Mitgefühl, daß sie darüber eigene Belange vernachlässigen und sich nicht wehren können. Sie lassen sich schlagen und können dem anderen nicht weh tun. |
Mobilität, horizontal | Bevölkerungswanderungen von einer Region zur anderen, z. B. von den neuen Bundesländern in die alten nach der Wende |
Mobilität, vertikal | Sozialer Aufstieg von einer unteren Bevölkerungsschicht in eine höhere oder umgekehrt, z. B. aus einer Arbeiterfamilie stammend durch beruflichen Erfolg Aufstieg in die Schicht wohlhabender Bürger |
Modell-Lernen | Das Verhalten eines erfolgreichen Modells in das eigene Verhaltensrepertoire aufgenommen, wird zunächst nachgeahmt, evtl. verzögert selbst ausgeführt |
Moral Entwicklung n. Kohlberg | Die moralische Entwicklung läuft nach Kohlberg in fünf Phasen ab (angelehnt an Piaget): 1. Strafe und Gehorsam, 2. instrumenteller Hedonismus, 3. Moral des braven Kindes, das gute Beziehungen braucht, 4. Moral des Vertrags und Gesetzes, 6. Moral des individuellen Gewissens |
Morbus Basedow | Schilddrüsenüberfunktion mit diffuser Vergrößerung der Schilddrüse, herausgetretenen Augäpfeln und Tachykardie. Der Körper produziert zu viel Wärme (hemdsärmlich im Winter, viel Hunger und Essen ohne Gewichtszunahme. |
Multiple Sklerose, Encaphalitis disseminata | Autoimmunerkrankung mit Entzündungen der Myelinscheiden der Nerven, schubförmig, zunächst klingen die Symptome völlig ab, ohne Behandlung. Später mit Cortison. Schließlich bleiben Lähmungen zurück. Verläuft nach einigen bis vielen Jahren tödlich. |
Muskulatur glatt | Zahlreiche kleine Muskeln werden bei inneren Organen benötigt, die der bewussten Steuerung nicht zugänglich sind, also vom autonomen Nervensystem gesteuert werden: Die Muskeln des Magens, des Darms, der Bronchiolen, der Harnblase etc. |
Muskulatur quergestreift | Die Muskeln des Bewegungsapparats sind quer gestreift. Sie sind der bewussten Steuerung über das willkürliche Nervensystem zugänglich |
Mutagen | Ein Wirkstoff, der das Gen-Material einer Zelle verändert, wie Röntgenstrahlen, Radioaktivität, Viren, Chemotherapie bei Carcinomen |
Mutation | Veränderung der Gen-Information einer Zelle. Nur wenn eine Samen- oder Eizelle betroffen ist, wird die Mutation vererbt, nicht bei allen anderen Körperzellen |
Narzissmus | Freud sieht darin die libidinöse Besetzung des Selbst |
Narzissmus, primärer | in einem frühen Stadium der Kindheit besetzt das Kind seinen Körper und sein Selbst libidinös. Dies ist nicht pathologisch |
Narzissmus, sekundärer | Enttäuscht wird die Libido von Objekten abgezogen und dem Selbst zugewandt. Dies ist ein problematischer Vorgang, der zu schädlichen Entwicklungen führen kann |
negative therapeutische Reaktion | Genau in dem Moment, in dem eine Besserung möglich ist, ein Durchbruch gelungen scheint, kommt es zu einer massiven Verschlechterung des Zustands des Patienten. Der Widerstand wird mit Hilfe dieser Symptomatik unüberwindlich. Veränderung darf nicht sein. |
Neid | Auch Neid ist ein aggressiv getöntes, gegen den anderen gerichtetes Gefühl. „Ich will, daß das, was du bekommen hast, mir gehört“. Das Glück, die Freude, die Zufriedenheit des anderen soll meine sein. Ein fast körperlich spürbares Zusammenziehen, als ob dieses Zusammenziehen ein Versprühen von Gift bewirken sollte. Atmosphärisches Gift erfüllt den Raum zwischen mir und dem Beneideten und umgibt die geneideten Güter. Als Handlungsimpuls ist die Tendenz vorhanden, dem anderen das wegzunehmen, was ich nicht habe. Der starke Wunsch danach, der Gedanke der Unmöglichkeit, daß beide es jetzt haben können, das Bewußtsein, daß er es hat und nicht ich, ergeben eine Frustration, aus der heraus Ärger entsteht und sich all dies zu dem Gefühl des Neids vermischt. Kleinkinder mit zwei Jahren setzten den Wunsch sofort in die Tat um und reißen dem anderen Kind das begehrte Spielzeug aus der Hand, noch ehe ein Neidgefühl entstehen könnte. Erst die Blockierung dieses Handlungsimpulses durch elterliche Verbote führt zur Frustration des Wunsches und zum aggressiven Gefühls des Neids. Fast alle Eltern vermitteln dem Kind, daß Neid ein „häßliches“ Gefühl ist, das nur in einer „häßlichen“, das heißt nicht liebenswerten Seele wohnt. Meist werden solche Sozialisiationsleistungen wie das Unterdrücken von sozial nicht erwünschten Gefühlen viel zu früh abverlangt (forcierte Sozialisation). Für das Kind im Vorschulalter ist Neid noch eine natürliche Reaktion. Viel zu früh wird ihm oft abverlangt, diese Reaktion mit Hilfe von Schuldgefühlen zu unterdrücken. Umgekehrt ist der Neid der Eltern entwicklungshemmend. Das Kind darf nicht erfolgreicher oder zufriedener werden als Vater oder Mutter. Denn deren Neid führt zur Feindschaft. Da aber ihre Liebe zum emotionalen Überleben benötigt wird (irrtümlicherweise auch noch als Erwachsener), muß auf eine Lebensgestaltung verzichtet werden, die den Neid des betreffenden Elternteils hervorrufen würde. Da dies keine bewußte Wahrnehmung des Neids und keine bewußte Entscheidung gegen den eigenen Erfolg ist, wird dies als Scheitern erlebt, das der eigenen Insuffizienz zugeschrieben wird. Die Homöostase des sozialen Systems ist in diesem Fall der individuellen Homöostase übergeordnet. Erst wenn die emotionale Abhängigkeit aufgegeben werden kann, dürfen die eigenen Belange gleichwertig neben die der Bezugspersonen gestellt werden. |
Neurodermitis | Die entzündete Haut ist schuppig, trocken, juckt, tritt in Schüben auf. Kinder und Jugendliche sind häufiger betroffen. Ursachen sind teils genetische Disposition, Allergene spielen eine Rolle (atopische Erkrankung). Sie hat auch psyc hosomatische Hintergründe: Stress führt zur Auslösung von Schüben. |
Neuroleptika | stark hemmende Medikamente, die bei Psychosen (Schizophrenie, Manie) eingesetzt werden, um die akuten psychotischen Symptome zu reduzieren. |
Neuroleptika Nebenwirkungen | klassische Neuroleptika wirken auch auf motorische Kerne im Bereich der Stammganglien. Deshalb führen sie zu Frühdyskinesien im Sinne eines Parkinsonsyndromes (Rigor, Tremor) und zu Akathisie (imperativem motorischem Bewegungsdrang Umhergehen müssen,nicht Sitzenbleiben können) und besonders schädlich, weil oft irreversibel Spätdyskinesien mit enstellenden Zungen- und Mundbewegungen. |
Neuroopsychologische Untersuchung | Neuropsychologische Untersuchungen, die die psychologischen Korrelate der Hirnprozesse erfassen, sind je nach Fragestellung vielgestaltig. So haben z. B. Ekman und Friesen (1978) im Rahmen emotionspsychologischer Forschung das Facial Action Coding System entwickelt, um die mimische Komponente des Gefühlsausdrucks zu erfassen. Welzl (1996)weist auf die große Bedeutung von Verhaltensanalysen hin. In keinem anderen Bereich psychologischer Diagnostik wurden so umfassende Diagnostikinstrumente und –system entwickelt wie in der Neuropsychologie. Für sämtliche psychologische Funktionen sind Untersuchungsbatterien vorhanden, um Funktionseinbussen zu erfassen, die mit entsprechenden Veränderungen des Gehirns korrelieren (z. B. Hamster W 1980, Huber et al. 1983, Blanken 1996, Rosen et al. 1993, Klein 1993, Deegener et al. 1997, vergleiche auch die Übersicht von Calabrese 1997). Einige Beispiele klinisch-neuropsychologischer Diagnostik seien hier kurz beschrieben: Der Wechsler Gedächtnis Test in seiner revidierten Fassung (WMS-R) ist die deutsche Fassung des Wechsler-Memory-Scale. Er ermöglicht bei Vergleich mit dem Intelligenzquotienten die Feststellung eines amnestischen Syndroms (Härting et al. 2000). Neben der allgemeinen Gedächtnisleistung erfaßt er das visuelle und das verbale Gedächtnis, die verzögerte Gedächtnis-, die Aufmerksamkeits- und die Konzentrationsleistung. Der Demenz-Test (DT) entspricht dem Mini-Mental-Status-Test und erfaßt bei älteren Menschen mit hoher Sensivität und Spezifität verschiedene dementielle Prozesse (Kessler et al. 1999). Er enthält einen Gedächtnistest mit freiem Abruf, eine verbale Flüssigkeitsaufgabe, einen Apraxietest und prüft das Orientierungsvermögen. Das Strukturierte Interview für die Diagnose einer Demenz vom Alzheimer Typ, der Mulitinfarkt-(odervaskulären) Demenz und Demenzen anderer Ätiologie nach DSM-III-R, DSM-IV und ICD-10 (SIDAM, Zaudig und Hiller 1996) wird bei Erwachsenen von 60 bis 90 Jahren zur Einschätzung des kognitiven Funktionszustandes eingesetzt. Er umfaßt die Mini-Mental-State-Examination, den SISCO-Score, den Hachinski-Score, den modifizierten Ischemic Score, Skalen zu Orientiertheit, Kurz- und Langzeitgedächtnis, intellektuelle Leistungsfähigkeit, verbale und rechnerische Fähigkeiten, optisch-räumliche Konstruktionsfähigkeiten, Aphasie, Apraxie, höhere kortikale Funktionen. Er bildet verschiedene Stadien der Demenzentwicklung ab. Die Alzheimers Disease Assment Scale ADAS (Rosen et al. 1993) ermöglicht die Verlaufsbeurteilung dementieller Symptome (kognitive Leistungen (Orientierung, Gedächtnis, Benennen von Gegenständen, Befolgen von Anweisungen incl. Des Verhaltens während des Interviews). Der Wisconsin Card Sorting Test (WCST) differenziert Frontalhirnläsionen von anderen Hirnläsionen. Er mißt Perseveration und abstraktes Denken. Es werden Stimulus- und Responsekarten mit verschiedenen Formen, Farben und Nummern eingesetzt. Der Kurztest für cerebrale Insuffizienz (c.I.-Test) von Lehrl und Fischer (1987) erfaßt vaskuläre und metabolische Insuffizienzen, z. B. im Rahmen von Arteriosklerose, raumfordernden oder degenarativen Prozessen. Er kann eingesetzt werden bei Durchgangssyndromen und hirnorganischen Psychosyndromen. Die VOSP – Testbatterie für visuelle Objekt- und Raumwahrnehmung von Warrington EK, James M (1992) wird bei hirnverletzten Patienten eingesetzt und bietet Vergleichswerte zu rechts- und linkshemisphärischer Schädigung. Aufgaben sind unvollständige Buchstaben, Silhouetten, Positionen unterscheiden, Zahlen und Würfelanzahl lokalisieren, Punke zählen und Objekte erkennen. Die Tübinger Luria-Christensen Neuropsychologische Untersuchungsreihe TÜLUC (Hamster et al. 1980) erfasst folgende neuropsychologische Untersuchungsbereiche bei Erwachsenen: höhere motorische Funktionen; akustisch-motorische Koordination; höhere kutane und kinästhetische Funktionen; höhere visuelle Funktionen; — rezeptive Sprache; expressive Sprache; Schriftsprache; arithmetische Operationen; mnestische Funktionen; intellektuelle Prozesse. Der Aachener Aphasietest AAT (Huber et al. 1983) ermöglicht die Auslese von aphasischen Patienten aus einer hirngeschädigten Population, Differenzierung in globale Aphasie, Wernicke-, Broca- und amnestische Aphasie, Nicht-Standard-Aphasien und modalitätsspezifischen Sprachstörungen, Identifizierung von nicht-klassifizierbaren Aphasien, Bestimmung des Schweregrades der aphasischen Störung und beschreibt die aphasische Störung hinsichtlich Phonologie, Lexikon, Syntax und Semantik. Der Test von Blanken (1996) erfasst die Wortbedeutung im auditiven und visuellen Sprachverständnis. Er geht nicht von klinischen Syndromen, sondern von linguistischen Modellen aus. Die TÜKI (Deegener et al. 1997)dient der Diagnostik und Differentialdiagnose neuropsychologischer Störungen und ihrer spezifischen Lokalisation im Kindes- und Jugendalter. Ziel sind Objektivierung und Quantifizierung der neuropsychologischen Störung, deren Struktur, Ermittlung des Faktors oder Primärdefekts, der dem beobachteten Syndrom zugrunde liegt. Der HKS (Klein 1993) erfasst das Hyperkinetische Syndrom. Ob ein Patient in eine Psychotherapiepraxis kommt, der neben seiner Haupterkrankung unerkannt derartige neuropsychologische Defizite hat, kann für den Therapieverlauf entscheidende Auswirkungen haben. Bei der Eingangsdiagnostik von Patienten mit Störungen, deren Ätiologie noch ungeklärt ist, muß eine orientierende neuropsychologische Diagnostik erfolgen, die bei sich ergebenden Verdachtsmomenten intensiviert wird (Kryspin-Exner 1988). Insbesondere werden auch immer wieder sekundäre hirnorganische Schädigungen durch Herz-Bypass-Operationen, Dialysebehandlung und Sucht übersehen. |
Neurose | Symptombildung aufgrund unbewusster aus der Kindheit übernommener und bewahrter Konflikte, als Kompromiss zwischen Wunsch und Abwehr. Das Symptom ist symbolischer Ausdruck des Konflikts. Zwangsneurose, Hysterie, Phobie |
Neutralität | Der Analytiker soll eine neutrale Haltung bezüglich Religion, Ethik, Moral, soziale und kulturelle Normen einnehmen. Er soll deshalb in diesen Hinsichten auch nicht beraten |
Nirwanaprinzip | Im Gegensatz zum Lustprinzip, das Luststeigerung anstrebt, sucht das Nirwanaprinzip Erregungsminimierung in einem Zustand der bedürfnislosen Glückseligkeit |
Nominalskala | Eine Skalierung, bei der die Zahlen nicht mehr Bedeutung haben als Buchstaben, also 1,2,3 auch durch a,b,c ersetzt werden kann. D. h. dass es keine definierten Abstände zwischen 2 Werten und keine Rangordnung gibt |
Normierung | Normentabellen geben die Möglichkeit, einen individuellen Testwert eines Probanden mit einer Eichstichprobe zu vergleichen, um sagen zu können, wie weit er vom Durchschnitt entfernt ist und wie hoch der Prozentsatz von Personen ist, die einen höheren oder einen niedrigeren Wert in der Eichstichprobe haben |
Notfallsyndrom | ein akuter psychischer Zustand, der sofortiger Intervention bedarf: akute Suizidaliät,Erregungszustand bei akuter Psychose mit Wahn und Halluzination, Delir, Verwirrtheitszustand, akute Bewusstseinsstörung, Intoxikation |
Nullhypothese | Die Nullhypothese behauptet in einem Experiment mit mehreren Experimentalgruppen, dass kein Unterschied zwischen den Gruppen besteht. Sie wird verworfen, wenn das Ergebnis unter Gültigkeit der Nullhypothese unwahrscheinlicher ist als eine definierte Signifikanzgrenze, z. B. ein oder fünf Prozent |
Objekt | Das Objekt (primär die Mutter) ist der Gegenstand der Triebbefriedigung des Kindes. |
Objekt, gutes, böses | Das Kleinkind spaltet das Objekt (zunächst die Mutter) in eine gute Mutter und eine böse Mutter (als Totalobjekt). Evlt. auch ein Partialobjekt wie die mütterliche Brust in die gute Brust und die böse Brust. Ziel der Spaltung ist nach Melanie Klein die Reduktion von Angst |
Objektbeziehung | Primär sind damit die Beziehungen zu Mutter und Vater als Objekt der kindlichen Triebbefriedigung gemeint |
Objektbeziehungstheorie | zunächst von Melanie Klein und ihren Schülern (z. B. Winnicott) erarbeitet, später von Kernberg in großem Umfang theoretisch dargelegt. Gemeint sind die Beziehungen zu Eltern als Objekten der Kindheit und die Beziehung zu diesen – jeweils als Objektrepräsentanzen |
Objektbeziehungstheorie | auf Melanie Klein zurück gehend, von Kernberg ausgearbeitet untersucht die frühkindlichen Repräsentanzen der elterlichen Objekte. Zu Beginn seines Lebens kann das Kind das gute mütterliche und das böse mütterliche Objekt noch nicht zu einer ganzen Repräsentanz integrieren. Entwicklungserfolg besteht darin, der Mutter ls einer Person gute und negative Eigenschaften zuschreiben zu können. Und es kann sein Selbst und das mütterliche Objekt noch nicht differenzieren. Entwicklungserfolg besteht also darin, beides unterscheiden zu können. |
Objektivität | Der Test ist in Durchführung, Auswertung und Interpretation so definiert, dass verschiedene Beurteiler den gleichen Probanden gleich beurteilen, die Subjektivität des Beurteilers also keinen Einfluss auf das Testergebnis hat |
Objektlibido | Eine Person (Objekt) wird mit Libido besetzt, d. h. geliebt. Gegenstück ist die Ichlibido oder narzisstische Libido. |
Objektwahl | Freud unterscheidet die Wahl des Liebesobjektes nach dem Anlehnungstypus und Objektwahl nach dem narzisstischen Typus |
Ödipuskomplex | Nach dem Mythos der griechischen Sage liebt der Sohn seine Mutter und will den Vater als Rivalen beseitigen |
OPD Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik | dient einer wissenschaftlichen Diagnostik, die mehrere Achsen berücksichtigt: Achse 1: Krankheitserleben, Achse 2: Beziehungen, Achse 3: Konflikte, Achse 4: Strukturniveau, Aches V: psychiatr. Klassifikation nach ICD-10 |
Operationalisierung | Ein theoretisches Konstrukt wird der empirischen Forschung zugänglich gemacht, indem es quasi in eine beobachtbare und messbare Variable übersetzt. So kann Furcht operationalisiert werden, indem das Fluchtverhalten erfasst wird. |
Optimismus, dispositioneller | Fähigkeit, Lebensereignisse als verstehbar, bewältigbar und sinnhaft zu erleben |
orale Stufe, orale Phase | Die ersten beiden Lebensjahre: erogene Zonen sind Mund und Lippen. Abraham schlägt als Teilphasen vor: die frühe orale Stufe (Saugen) und die oral-sadistische Stufe (Beißen) |
Ordinalskala | Eine Skalierung, bei der die Zahlen eine Rangreihe der Messwerte darstellen, es aber keine definierten Abstände zwischen zwei Messwerten gibt. So kann der Abstand zwischen einer Person mit Rang 2 und einer Person mit Rang 1 doppelt oder dreifach so groß sein, wie der Abstand zwischen Person mit Rang 3 und Person mit Rang 1. |
Panel-Studie | Die gleichen Probanden werden mit den gleichen Messinstrumenten im Längsschnitt zu verschiedenen Messzeitpunkten untersucht |
paradoxe Intervention | Dem Patienten wird empfohlen, das Symptomverhalten auszuüben, z. B. bei Schlafstörungen so lange wie möglich wachzubleiben, bei Zittern bewusst zu zittern |
Parallelisierung | Bei kleineren Stichproben kann es leicht vorkommen, dass Experimental- und Kontrollgruppe bei reiner Zufallszuteilung hinsichtlich wichtiger Variablen wie Alter, Geschlecht oder Bildung verschieden sind. Deshalb werden die beiden Gruppen bezüglich dieser Variablen parallelisiert, also gleich viel Männer wie Frauen in beiden Gruppen, gleiche Altersverteilung in beiden Gruppen etc. |
paranoide Position | Trieborganisation der ersten vier Lebensmonate nach Melanie Klein. Aggressive und libidinöse Triebe bestehehn synchron. Es gibt zunächst nur ein Partialobjekt: die Mutterbrust, erst später wird die ganze Mutter zum Objekt (Totalobjekt). Introjektion, Spaltung und Projektion herrschen vor |
Parentifizierung | Nehmen Eltern ihre Elternaufgaben nicht wahr und verhalten sich unverantwortlich oder bedürftig wie Kinder, so übernimmt ein Kind automatisch und unbewusst die Elternfunktion in der Familie |
Parkinson-Syndrom | Rigor (Starrheit der Muskeln), Tremor, Akinese (Bewegungsarmut) als Nebenwirkung klassischer Neuroleptika wegen der Wirkung auf die Stammganglien. Es gibt auch eine Parkinsonkrankheit, die vererblich ist und gleiche Symptome hat, progredient ist und zu einem verfrühten Tod führt. |
Partialtrieb | in den präödipalen Phasen sind die sexuellen Partialtriebe noch nicht integriert. Sie existieren noch in Abhängigkeit von der phasentypischen Triebquelle: oraler Partialtrieb, analer Partialtrieb |
Penisneid | Das Mädchen in der ödipalen Phase beneidet den Jungen um das was es nicht hat, den Penis. Es kann ein ausgeprägter Wunsch nach dem Besitz eines Penis kommen. Die physiologische Auflösung des Penisneids wäre der spätere Wunsch, den Penis beim Koitus in der eigenen Vagina zu haben |
Persönlichkeitsmodell Eysenck | Eysenck formulierte ein faktorenanalytisches Persönlichkeitsmodell mit den Dimensionen Extraversion – Introversion, Neurotizismus (Stabilität – Labilität), Psychotizismus – Realismus und Intelligenz |
phallische Frau | Eine Frau, die die Machtattribute des Besitzes des Phallus (als psychisches symbol. Äquivalent de Penis) repräsentiert und sich im Kontakt entsprechend gebärdet (durch traditionell Männern zugeschriebene Verhaltensweisen) |
Pharmakodynamik | Wirkungsentfaltung an verschiedenen Orten im Körper, auch im zeitlichen Verlauf |
Pharmakokinetik | biochemische und physiologische Vorgänge der Medikamentenaufnahme, ihrer Verteilung, Verstoffwechselung, Inaktivierung und Abbau im Körper |
Piaget, Jean | untersuchte die kognitive Entwicklung des Kindes und fand Entwicklungsstufen: sensomotorisch (bis Ende 2. Lebensjahr), prä-operativ (noch nicht logisch denkend, bis 4 bis 6 Jahre), konkret operativ (6 bis 10 Jahre, nur in Bezug auf konkrete Objekte logisch denken könnend), abstrakt operativ (ab 11 Jahre, abstraktes Denkenn möglich, Perspektivenwechsel möglich, Selbstreflexion möglich) |
Plastizität des Gehirns | Entgegen früherer Annahmen verändern sich Gehirnzellen durch neue Erfahrungen und Tätigkeiten. Viel genutzte Bahnen werden ausgebaut, schneller und effizienter. Wenig genutzte werden abgebaut |
Post-Stroke-Depression | häufig reagieren Patienten nach einem Schlaganfall mit einer Depression |
prägenital | Psychische Organisation vor Beginn der genitalen Stufe des Erwachsenen, also auf der Stufe der kindlichen Sexualität von der oralen bis zu ödipalen Phase |
Pränatal, perinatal,postnatal | Schädigungen des Fetus oder Neugeborenen werden nach dem Zeitpunkt eingeteilt – vor, während oder nach der Geburt |
präödipal | Zeit der oralen und analen Phase, bei der Mädchen und Jungen noch gleichermaßen sich an der Mutter orientieren |
Prävalenz | wie häufig eine Erkrankung zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Population ist. Also wie viele zu einem bestimmten Zeitpunkt an der Krankheit leiden |
Prävention, primär | Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Erkrannkungen senken |
Prävention, sekundär | Maßnahmen, die helfen Erkrankungen im frühen Stadium zu erkennen (Vorsorgeuntersuchungen) |
Prävention, tertiär | Maßnahmen, die die Rate von Rezidiven nach einer durchgemachten Erkrankung senken bzw. helfen Folgeschäden zu verhindern |
Preparedness | biologisch bedingte Bereitschaft auf einen für das biologische Überleben wichtigen Stimulus stärker zu reagieren, als auf einen biologisch unwichtigen Stimulus |
Presbyakusis | Altersschwerhörigkeit, bei der vor allem hohe Frequenzen schlechter gehört werden |
Primärprozess | Vorgänge im Unbewussten, im Es, dient der ungebremsten sofortigen Triebbefriedigung, die mit Lust einhergeht und nach der das Triebobjekt vorübergehend unwichtig wird |
Prodromalphase | Zeitraum, in dem eine Erkrankung gerade im Entstehen und noch nicht ausgebrochen ist |
Professionalisierung | Zur Professionalität des Psychotherapeuten tragen bei: wissenschaftliches Expertentum, hoher Standard der Ausbildung, Qualitätssicherung, Berufsverband als Aufsichtsorgan |
Projektion | Abwehrmechanismus, bei dem eine eigene Tendenz, z. B. Feindseligkeit, auf das Gegenüber projiziert wird. Nicht ich bin feindselig, sondern der andere. |
Projektive Identifizierung | Melanie Klein: Anteile des Selbsts werden in das Objekt projiziert und dann in diesem bekämpft. Dabei werden der anderen Person nicht nur in der Wahrnehmung eigene Eigenschaften oder Handlungstendenzen unterstellt, sondern es kommt so weit, dass sie sich tatsächlich so verhält, wie erwartet. Dadurch ist das Subjekt berechtigt, den anderen anzugreifen. Es wird dabei der Teil des eigenen Selbsts im anderen bekämpft. |
projektive Testverfahren | psychologische Tests, die ein mehrdeutiges Bild vorgeben, das den Betrachter dazu bringt, eigene Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Konflikte in das Bild zu projizieren. Das können die Tintenklekse des Rorschachtests oder die Zeichnungen von sozialen Situaitonen des TAT (Thematischer Apperzeptions-Test) sein. Bei guter Reliabilität wird eine ausreichende Objektivität und Validität methodisch in Frage gestellt. |
Prospektive Studie | Es werden ab einem bestimmten Zeitpunkt Längsschnittdaten erhoben, um künftig Verhältnisse oder Verläufe zu erfassen |
protektiver Faktor | Ein Faktor im Leben einer Person oder in deren Vorgeschichte oder intrapsychisch oder körperlich, der das Risiko einer Erkrankung vermindert |
Provokation Epilepsiediagnostik | durch rasch flackernde Lichtreize, Hyperventilation, Schlafentzug wird versucht latente Epilepsieherde zu im EEG erkennbarer Aktivität zu provozieren |
Pruritus | Hautjucken ohne sichtbare Veränderungen der Hautoberfläche. Kann bei verschiedenen inneren Erkrankungen als zusätzliches Symptom auftreten (endokrine Erkrankungen, Infektionen) |
Pseudoinsomnie | Obwohl die Schlafdauer eher erhöht ist, besteht das Gefühl, nur wenig geschlafen zu haben. Meist ist aufgrund belastender Probleme der Schlaf unruhig mit einer erhöhten Zahl von REM-Phasen und Träumen |
psychische Störungen der Eltern | erhöhen das Risiko des Kindes an einer psychischen Krankheit zu leiden erheblich und zwar je jünger das Kind ist. Diese Kinder übernehmen viel Verantwortung bis zur Parentifizierung oder ziehen sich zurück, fühlen sich schuldig oder unsicher |
psychischer Apparat | Freuds Bezeichnung der Gesamtheit psychischer Strukturen des Menschen |
Psychoanalyse Setting | Umfang 160 bis 240 Stunden, zwei Stunden pro Woche im Liegen. Der Therapeut sitzt am Kopfende nicht sichtbar. Pat. Spricht als freie Assoziation alles aus, was ins Bewusstsein kommt. Analytiker folgt mit gleichschwebender Aufmerksamkeit, hält Abstinenz in der Beziehung ein und bewahrt Neutralität bezüglich persönlicher Einstellungen und Werthaltungen |
Psychoedukation | Patienten (und oder Familienmitglieder) werden unterrichtet über das Wesen der Erkrankung, Entstehung, Aufrechterhaltung, optimalen Umgang mit der Krankheit, Verhaltensweisen, die aus der Krankheit heraus helfen können. Wird einzeln oder in Gruppen durchgeführt. |
Psychostimulanzien | werden einerseits als nicht legale Drogen verwendet, andererseits ist Methylphenidat das Mittel der Wahl bei ADHS bei Kindern |
quasiexperimentelle Studie | hält nicht die strengen kontrolierenden Bedingungen der Laborstudie ein wie Konstanthaltung aller nicht explizit untersuchten Variablen sowie und Kontrollgruppe mit Randomisierung der Gruppeneinteilung |
Querschnittsstudie | ist die Datenerhebung innerhalb eines kurzen Zeitraums, der nicht Gegenstand der Untersuchung ist und der vernachlässigt werden kann, um Messungen im zeitlichen Querschnitt zu erheben |
Quotastichprobe | Diese Stichprobe enhält die gleiche prozentuale Verteilung (Quoten) von wichtigen Merkmalen der Population (z. B. Übergewichtige, Arbeitslose) |
Randomisierung | Der höchste wissenschaftliche Standard der Therapieforschung |
Rational-Emotive Verhaltenstherapie | abgekürzt RET ist der kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansatz von Albert Ellis, dieser entwickelte eine Variante von kognitiver Verhaltenstherapie,die Rational-Emotive Therapie RET, die davon ausgeht, dass gedankliche Bewertungen zu Emotionen und Handlungen führen: ABC-Schema: Activating Event (Auslöser) führt zu Beliefs (Bewertungen), die Consequences (Konsequnzen) in dem Sinne haben, dass sie Emotionen und Verhaltensweisen bedingen. Irrationale Beliefs führen dazu, dass der Mensch sich schlechter effektiv zielführend verhalten kann |
Rationalisierung | Abwehrmechanismus, bei dem ein emotionales Motiv durch einen rationale Begründung verdeckt wird, z. B. wird nicht bewussst eingestanden, dass Eifersucht das Angriffsmotiv war, sondern es wird davon ausgegangen, dass eine notwendige Ordnungsmaßnahm erfolgte |
Reaktionsbildung | Abwehrmechanismus, der dazu führt, dass auf der bewussten Ebene das Gegenteil der unbewussten Tendenz erfolgt, z. B. Sauberkeit und Disziplin statt lustvollem Ausleben von Triebhaftigkeit |
Reaktionsverhinderung | Zwangshandlungen können behandelt werden, indem mit dem Patienten vereinbart wird, dass er z. B. seinen Ordnungszwang unterlässt. Der Therapeut ist dabei. Der Pat. Berichtet, welche Gefühle, Gedanken und Handlungsimpulse er hat, wie stark das unangenehme Gefühl (discomfort) ist. Wenn es ihm gelingt, dieses Gefühl auszuhalten, ohne ihm Folge zu leisten, lässt der Handlungsimperativ allmählich nach. |
Realangst | Die Angst, die in Art und Ausmaß realistisch die gegenwärtige oder bevorstehende Gefahr signalisiert |
Realitätsorientierungstraining | ROT hilft dementen Alterspatienten ihre Orientierung noch etwas länger aufrecht zu erhalten, so dass sie erst später mehr Aufsicht und Pflege benötigen |
Realitätsprinzip | Im Gegensatz zum Lustprinzip (Es) orientiert sich das Realitätsprinzip an dem, was der Analysand für die äußere Realität hält. Mit seinem Ich und dessen Funktionen, versucht er seiner subjektiven äußeren Realität gerecht zu werden |
Realitätsprüfung | Das Ich prüft Bewusstseinsinhalte danach ab, ob sie wenn sie äußere Realität meinen, mit der vom Subjekt vorgefundenen äußeren Realität übereinstimmen. So wird Phantasie und Wirklichkeit unterschieden, ebenso Traum und äußere Wahrnehmung |
Regression | Erleben und Verhalten erfolgt in einer früheren Entwicklungsphase, z. B. Regression zur oralen Phase bei starker psychischer Belastung, wo die benötigte emotionale Versorgung erfolgen kann |
Rehabilitation – Träger nach SGB | ist hauptsächlich der Rentenversicherungsträger, für Familienangehörige die gesetzliche Krankenkasse |
Rehabilitation behinderter Menschen | ist im Sozialgesetzbuch SGB IX festgeschrieben: medizinische Rehabilitation, soziale und berufliche Rehabilitation (Teilhabe an der Gesellschaft) |
Reizdiskrimination | Eine generalisierte Reaktion wird wieder zurückgenommen, so dass z. B. nicht mehr alle Hunde Angst auslösen, sondern nur noch große aggressiv wirkende Hunde |
Reizgeneralisierung | Eine Reaktion wird nicht nur von der ursprünglich gelernten Situation (Stimulus) ausgelöst, sondern auch von ähnlichen Stimulis (z. B. Angst vor großen Hunden wird generalisiert auf Angst vor allen Hunden oder vor allen vierbeinigen Tieren) |
Reizüberflutung | Flooding – Der Patient wird in der Angsttherapie sofort ohne Steigerung der Schwierigkeit mit der Situation konfrontiert, die am meisten Angst auslöst. Er bleibt in der Situation, bis die Angst (fast) verschwunden ist oder |
Reliabilität | Das Ausmaß, in dem ein Test zuverlässige Messungen ermöglicht. Das kann Retest-Reliabilität sein: Zwei Messungen kommen zum gleichen Ergebnis. Das kann innere Konsistenz sein: Die Items korrelieren mit dem Gesamtwert so hoch, dass eine homogene Dimension oder Skala erfasst wird |
Remission | Verschwinden der Symptomatik einer Erkrankung |
Repräsentanz, psychische | Eine Idee, ein Gegenstand, der eigene Körper sind in der Psyche als Vorstellung vorhanden, sie sind als solche ind er Psyche repräsentiert |
Repräsentativität | Eine Stichprobenerhebung ist dann repräsentativ, wenn von ihren Merkmalen auf die Merkmale der Population geschlossen werden kann, aus der die Stichprobe gezogen wurde. Dazu muss sie groß genug sein und es müssen wichtige Merkmale gleich verteilt sein wie in der Population, z. B. Geschlecht, Altersverteilung, Bildung |
Resilienz | Menschen, die schwere Belastungen in der Kindheit erlebt und ihnen standgehalten haben, entwickeln zum Teil eine erhöhte Widerstandskraft gegen neue Erkrankungen |
Ressourcen | Ressourcen können persönliche Fähigkeiten sein, aber auch stützende Beziehungen oder Gestaltungs- und Entwicklungschancen im privaten oder beruflichen Umfeld. Sie werden genutzt, um leichter aus der problematischen Situation heraus zu kommen, um Selbsteffizienzerfahrungen zu fördern, um das GEfühl zu bekommen, das Leben wieder im Griff zu haben |
Reue | Während das Schuldgefühl das Unabänderliche der Schuld konstatiert – ein auf das Selbst bezogenes Gefühl ist: „Ich bin schuld“ – bezieht sich Reue mehr auf die begangene Tat: „ich bereue meine Tat“. Nicht die ganze Person versinkt in Schuld, sondern die Person setzt sich mit ihrer Tat auseinander: „Ich will das nicht getan haben“. Es ist ein rumorendes Gefühl, das scheinbar versucht, die bereute Handlung ungeschehen zu machen. Das Gefühl ist weiter entfernt von einer Strafangst und näher an einem Ärger über sich selbst: „Wie konnte ich das nur tun?“ Es scheint ein reiferes Gefühl zu sein als das Schuldgefühl, das eher der primitiven frühkindlichen Denkart entspricht: „Ich war böse“. Statt dessen könnte Reue bedeuten : „An und für sich bin ich mit mir einverstanden. Diese Tat paßt überhaupt nicht zu meinem Selbstbild. Zudem wollte ich die Beziehung zu der anderen Person nicht durch so eine Handlung belasten.“ Das Gefühl paßt gut zu einer relativ späten affektiv-kognitiven Entwicklungsphase, der „institutionellen Phase“ nach Kegan (1986), auf die später eingegangen wird: „Es ist mir bedauerlicherweise nicht gelungen, meine zwischenmenschlichen Beziehungen gemäß den sozialen Gesetzmäßigkeiten zu verwalten.“ Dagegen paßt das Schuldgefühl eher zur „zwischenmenschlichen Phase” Kegans: „Ich habe mich am anderen schuldig gemacht, nicht genug Opfer und Verzicht für die Beziehung erbracht“. Die Funktion der Reue ist allerdings ähnlich der des Schuldgefühls. Es hilft, sich in die soziale Gemeinschaft einzuordnen und sich gemäß inneren und äußeren Normen dieser Gemeinschaft zu verhalten. Eltern, die ihre Kinder durch Normen steuern, induzieren das Gefühl der Reue, indem sie die Diskrepanz zwischen Verhalten und Norm anprangern. |
Rezidiv | Wiederauftreten einer Krankheit nachdem sie schon abgeheilt war |
Reziprozität | Verhaltenstherapeutische Paartherapie versucht Interaktionen reziprok zu machen, indem Partner lernen sich aufeinander positiv zu beziehen. Sie üben positive Kommunikation durch aktives Zuhören, direkte Gefühlsäußerung etc. |
Risikofaktor | Ein Faktor im Leben einer Person oder in deren Vorgeschichte oder intrapsychisch oder körperlich, der das Risiko einer Erkrankung erhöht |
Rollenspiel verhaltenstherapeutisch | Üben von erwünschten Verhalten mit einem Rollenspieler. Zuvor kann ein Modell das richtige Verhalten vormachen. Oft wird das Rollenspiel wiederholt, um das Verhalten weiter zu optimieren. Feedback wird so gegeben, dass zuerst angesprochen wird, was gut war und anschließend nur ein Verbesserungsvorschlag folgt |
Rührung | Rührung ist eine gefühlsmäßige positive Bewegtheit angesichts der Beobachtung eines sozialen Geschehens, von dem in der Regel eine starke emotionale Ausstrahlung ausgeht. Oft sind es Kinder – oder Tierszenen, die mit „lieb“, „süß“, „niedlich“ kommentiert werden, aber auch eine herzliche Begrüßungsszene kann zu einem Gefühl der Rührung führen. Da können Tränen in die Augen treten und Rührung kann in die spezifischen Gefühle der Freude oder des Glücks übergehen. Dies zeigt die Fähigkeit zu Empathie und Sympathie, die Fähigkeit zur sozialen Wahrnehmung und zum Miterleben der Gefühle anderer. Über unserer eigenen Empathie mit einem Patienten nehmen wir oft gar nicht war, wie wenig sie selbst oft wirklich empathisch sein können, wie extrem selbstbezogen manche in ihrem bewußten Leben sind. Manche müssen in ihrer Kindheit eine übernatürliche Sensibilität für die Emotionen der Eltern entwickeln, um heil durch die Kindheit zu kommen. Andere müssen sich auf einen egoistischen Existenzkampf einstellen, in dem die Wahrnehmung der Gefühle der anderen nur daran hindern würde, die für sich selbst günstigste Kampfstrategie einzusetzen. Offener Schlagabtausch mit Geschwistern oder einem Elternteil oder intrigengesponnene Manöver in machtorientierten Familien lassen keine zarten Gefühlsregungen zu. |
Rutters pathogene Faktoren | Rutters Faktoren der Kindheitssozialisation, die zu psychischen Störungen bei Kindern führen: Streit der Eltern, psychische Störungen der Mutter oder des Vaters, niedrige sozialer Status der Eltern, große Kinderzahl, Unterbringung des Kindes außerhalb der Familie |
Salutogenese | Antonovsky lenkt die Aufmerksamkeit auf Gesundheit, die Notwendigkeit, diese immer wieder herzustellen und günstige Bedingungen hierfür (Kohärenzgefühl, bestehend aus Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Bewältigbarkeit) |
Scham | Scham ist ein Gefühl, das in einer zwischenmenschlichen Situation auftritt, wenn eine entferntere Person einen Einblick in den individuell definierten Intimbereich bekommen hat. Intim ist für manche die Wohnung, für andere ihr Zimmer, ihr Tagebuch, ihr nackter Körper oder gar nur erotische oder sexuelle Erlebnisse oder Handlungen. Ist es nicht gelungen, die Initimität zu schützen, so signalisiert das Gefühl der Scham ihre Bloßlegung. Scham hat also die Funktion, die Intimität zu schützen. Nur wenn zu einem Menschen eine ganz außerordentliche, d.h. liebende Beziehung entstanden ist, kommt ein starkes Bedürfnis nach Nähe und gemeinsamer Intimität auf. Auch ohne erzieherische Maßnahmen entwickeln Kinder mit 4-6 Jahren den Wunsch nach Intimität mit dem Gefühl der Scham, wenn eine Bloßstellung erfolgt. Während sie mit 4 Jahren noch der Öffentlichkeit ihrer kleinen Welt stolz ihren Genitalbereich zeigten und dies offensichtlich lustvoll fanden, sind nun nur noch wenige Personen zugelassen. Wenn es nicht manchmal verschämter wäre als die Eltern, würde man annehmen, daß einfach deren Umgang mit Intimität imitiert wird. Weshalb ist, abgesehen von unserer Wertorientierung, Intimität so schützenswert? Wir schützen das, war verletzlich ist. Zartes ist verletzlich. Unsere zartesten Gefühle öffnen wir nur in intimen Momenten einem Menschen gegenüber, der diese Gefühle erwidert, so daß keine Gefahr der Verletzung besteht. Eltern, die die Schamschranken ständig rücksichtslos durchbrechen („hab dich nicht so, ich bin doch deine Mutter“), lassen im Kind den Eindruck zurück, daß sein Intimbereich nicht ihm, sondern dem anderen Menschen gehört. Es kann ihn später nicht ausreichend schützen. Das Kind ist bereit, dem geliebten Vater gegenüber die Intimgrenzen zu öffnen, damit er seine Liebe erwidert. Inzest und sexueller Mißbrauch sind nahe. Schamgefühle können davor schützen, wenn im Erwachsenenalter ausreichendes Verantwortungsbewußtsein vorhanden ist. |
Scheidungsfolgen für Kinder | Die Hälfte der Kinder hat keinen Kontakt mehr zum anderen Elternteil. Vor dem zehnten Lebensjahr sind die Folgen schwerer. Kinder bekommen häufiger psych. Störungen. Bei Gewalt in der Familie ist die Scheidung für Kinder erleichternd |
Schlafstadium 1 – Einschlafstadium | niedrige schnelle Beta-Aktivität, niedrige Theta-Aktivität, keine Alpha-Wellen |
Schlafstadium 2 – leichter Schlaf | Spindeln, K-Komplexe, niedrige, schnelle Aktivität |
Schlafstadium 3 – mittlerer Schlaf | etwa ein Drittel der Zeit Deltawellen |
Schlafstadium 4 – Tiefschlaf | mehr als die Hälfte der Zeit Deltawellen |
Schlafstadium REM | Rapid Eye Movements kennzeichnen das EEG: Sägezahnwellen (Theta), insgesamt geringe Amplituden wie im Wachzustand, aber ohne Alpha-Wellen. REM-Phasen enstehen einmal pro 90 Minuten, dauern 10 bis 30 Minunten. Zu viel REM-Schlaf führt zu einem Gefühl des Unausgeschlafenseins, zu wenig führt zu Hyperaktivität mit Konzentrationsminderung. Nach einigen Tagen REM-Entzug kommt es zu einem Rebound (vermehrten REM-Phasen) |
Schmerztherapie – verh.ther. | Zur Schmerztherapie werden u. a. eingesetzt: Analyse auslösender Bedingungen, Imaginationen, Entspannung (vor allem Progressive Muskelrelaxation), Selbstinstruktionen nach Meichenbaum |
Schreck | Stanley Keleman (1992) weist darauf hin, dass die Gefühlsreaktion des Erschre- ckens in der Betrachtung der Gefühle einen ganz besonderen, eigenen Stellenwert verdient. Im Gegensatz zu anderen Gefühlen kommt es dabei zu einer blitzartigen Reaktion, die meist den ganzen Körper erfasst. Besonders betroffen ist derjenige Teil der Psyche und des Körpers, der gerade im Vordergrund war, der gerade in Gang war. Da alle Gefühle sich im Körper manifestieren, führt der Schreck stets zu einer psycho-somatischen Irritation. Tritt Schreck als plötzliche Aktualisierung eines Konflikts zwischen Befriedigung und Bedrohung auf, so kann ein rasches Lernen der resultierenden Irritationsprozesse entsprechend dem Lernparadigma des klassi- schen Konditionierens erfolgen. So verstanden, kann Schreck das Verständnis nicht nur der Entstehung von Panikattacken, sondern besonders von psychosomatischen Erkrankungen im engeren Sinn verbessern: Beim Asthma bronchiale trifft der Schreck die Bronchien, die parallel zur Hoffnung auf eine Atmosphäre des Geliebtwerdens momentan inhalierend eingestellt sind. Beim Magen-Ulcus (Magengeschwür) trifft der Schreck die Magenschleimhaut, die parallel zur Hoffnung auf gute, wärmende, labende emotionale Nahrung momentan aufnehmend verändert ist. Bei der Enteritis (Morbus Crohn) trifft der Schreck auf den Dünndarm, der parallel zu einer Hoffnung auf eine bedrohungsfreie Zeit der Verdauung und der Aufnahme von verdauten Nährstoffen in den Blutkreislauf aufnehmend verändert ist. Bei der Colitis ulcerosa (Dickdarmentzündung) trifft der Schreck die Dickdarm- wand, die gerade Wasser in den Körper zurückholt und so den Kot eindickt, also die Ausscheidung vorbereitet (Erlaubnis/Verbot der Abgabe bzw. des Behaltens). Bei der Migräne trifft der Schreck die Arterien im Bereich der Stirn und der Schlä- fen, die parallel zu einer Hoffnung auf liebevolles In-den-Arm-Nehmen momentan auf wärmende Berührung eingestellt sind. Beim Hörsturz und Tinnitus (Ohrensausen) trifft der Schreck das Innenohr, das parallel zur Hoffnung auf Worte des Angenommenwerdens momentan hörend und lauschend eingestellt ist. Bei Skoliose, Schiefhals und Schreibkrampf trifft der Schreck Muskeln und Skelett, die gerade zu einer wütenden Angriffshandlung angesetzt haben. In diesem Kapitel wurde eine Einführung in die Psychologie der Gefühle gegeben. Über Möglichkeiten der Änderung des Umgangs mit Gefühlen informiert das „Pra- xis-Manual: Strategien der Veränderung von Erleben und Verhalten“ (S. Sulz 2002). |
Schuldgefühl | Schuldgefühl ist wie Angst ein zentrales verhaltenssteuerndes Gefühl im zwischenmenschlichen Umgang. Es besteht ein Unrechtsbewußtsein bzw. das Empfinden, einen immateriellen oder materiellen Schaden angerichtet zu haben. Das Bewußtsein fällt in ein „Gefühlsbecken“, aus dem es wegen der unaufhebbaren eigenen Verursacherrolle kein Entrinnen gibt. Ein entwicklungspsychologischer Vorläufer ist die Strafangst des Kindes, das assoziativ gelernt hat, daß auf bestimmte Handlungen elterliche Strafe folgt, ohne ein Unrechtsbewußtsein zu haben. Das schlechte Gewissen ist ebenfalls noch mehr an der zu erwartenden Strafe orientiert, allerdings bereits mit dem Wissen, etwas Verbotenes getan zu haben. Im Gegensatz zu beiden bezieht sich das Schuldgefühl mehr auf die direkten Wirkungen des eigenen Verhaltens. Nicht nur der Regelverstoß, sondern auch die entstandene Schädigung des anderen führt zu dem quälenden Gefühl der Schuld. Plötzlich wird versucht, Handlungen zu unterlassen, die dieses Gefühl hervorrufen. Auf diese Weise erhält das Gefühl die Funktion, das Zusammenleben in der sozialen Gemeinschaft zu fördern, indem soziale Regeln und Normen eingehalten werden und gemeinschaftsschädigende Handlungen unterlassen werden. Wegen der guten verhaltenssteuernden Wirkung induzieren manche Eltern im Übermaß gezielt Schuldgefühle beim Kind. Obwohl objektiv keine Schuld besteht, werden Schuldgefühle bei allen Impulsen entwickelt, die nicht dem ausgesprochenen Willen der Eltern entsprechen. Deren Wille wird zum Gesetz, eigene Befähigungen und eigenes Recht auf Definition von Gut und Böse wird unterbunden. So können übertriebene Normorientierung oder extremes Pflichtbewußtsein entstehen. Umgekehrt ist die fehlende Entwicklung von Schuldgefühlen mit der ausgebliebenen Internalisierung elterlicher Normen z. B. durch eine hoch ambivalente Beziehung mit Haß gegen den Vertreter der Norm verbunden. |
Schweigepflicht | Ärzte und Psychotherapeuten unterliegen der Schweigepflicht begüglich aller Informationen über den Patienten. Nur mit seiner Genehmigung dürfen sie Informationen weiter geben, geklärt muss sein, was sie wann wem weiter geben. Nur bei akuter Gefahr de Fremd- oder SElbstgefährdund dürfen sie die Schweigepflicht verletzen. |
Screening, diagnostisch | vergröberte, einfache Kurzdiagnostik, die bei auffälligem Befund zu einer vertieften differentiellen Diagnostik führen soll. Damit wird verhindert, dass zu viele Patienten zu ausführlich untersucht werden. |
Sehnsucht | Sehnsucht ist ein Gefühl intensiven Wünschens, wobei der Wünschende unter dem Noch-nicht-erfüllt-sein des Wunsches leidet. Das Gefühl ist wie eine ziehende Spannung zwischen der Person und dem Ersehnten. Es bindet einen großen Teil der psychischen Energie und der Aufmerksamkeit. Wahrnehmung und Denkprozesse sind auf der Suche nach Möglichkeiten der Erfüllung. Es muß aber auch eine starke Kraft existieren, die die Person daran hindert, dem Ziehen nachzugeben. Oft sind es äußere Gründe, die mich hier festhalten, die verhindern, daß ich einfach zum anderen oder zum Ort der Wunscherfüllung gehe. Inneren Werten oder äußeren sozialen oder existentiellen Notwendigkeiten verpflichtet, ist ein aktiv handelndes Lösen des Problems nicht möglich. Oder man hat selbst schon das Nötige und Mögliche getan und es wäre am Gegenüber den entscheidenden Schritt zu tun, der aber noch ausbleibt. Sehnsucht ist ein bewußtes Zeichen der gestörten individuellen (z. B. Sehnsucht nach Erfolg) oder sozialen Homöostase (z. B. Sehnsucht nach einer Partnerschaft) angesichts der Unmöglichkeit zu einer ausreichend raschen Befriedigung von Erfüllung zu gelangen, d.h. es sind jetzt keine instrumentellen Verhaltensweisen verfügbar oder ausreichend erfolgversprechend. Vielmehr geht es um ein Warten und Suchen nach Lösungsmöglichkeiten. |
Sekundärprozess | Funktionen und Vorgänge des ich, gesteuert, kontrolliert, moduliert, der Realität angepasst, kann warten, das Objekt bleibt in seiner Bedeutung vorhanden |
Selbstbeurteilungsskalen | Fragebögen oder Checklisten, die der Patient selbst ausfüllt, um sein Befinden schriftlich mitzuteilen. Er beantwortet eine Frage durch Ankreuzen der Zahl, die dem Grad seiner Zustimmung zu der Aussage entspricht. Beispiele sind der BDI Beck Depressions Inventar, die SCL90-R Symptom Check List von Derogatis oder deren Kurzform BSI. |
Selbsterhaltungstriebe | Gegenpol zum Sexualtrieb als Arterhaltungstrieb sind es Motive, die die Gesunderhaltung der Person und ihr Wohlbefinden steuern |
Selbstkontrolle | von Kanfer besonders untersuchter Prozess der bewussten willentlichen Überwindung konditionierter automatischer Handlungstendenzen. Das ins Bewusstsein gerückte automatische Verhalten wird unterdrückt und damit auf eine kurzfristige positive Verstärkung verzichtet und evtl. statt dessen eine andere Handlung ausgeübt, die erst später zu positiven Konsequenzen führt. |
Selbstpsychologie | Kohut hat das Selbst in Abhebung vom Ich ausführlich untersucht und pathologische Entwicklungn des Selbst beschrieben. |
Selbstsicherheitstraining | im Rollenspiel und später live wird durchsetzendes Verhalten geübt, so dass wer vorher ängstlich und unsicher war, jetzt selbstsicher z. B. Forderungen stellen oder Nein sagen kann oder jemanden ansprechen kann, ein Gespräch führen kann |
Selbstunsicherheit | Selbstunsicherheit als situatives Gefühl ist eine soziale Ängstlichkeit, ohne daß im Moment das Gefühl der Angst spürbar ist. Sie ist eine Vorstufe der Angst vor dem anderen Menschen. So wie Nervosität in aufgabenorientierten Situationen eine Vorstufe der Versagensangst ist, ist dies Selbstunsicherheit in zwischenmenschlichen Situationen. Mir fehlt das Selbstbewußtsein meiner sozialen Fähigkeiten, des Angemessenseins meiner Verhaltensweisen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so sein darf, wie ich bin, ob ich ein Recht habe, das zu tun, was ich ursprünglich wollte, ich weiß auf einmal nicht mehr so recht, was ich tun wollte und tue es auch nicht. Ich sage etwas ganz anderes, weil das, was ich sagen wollte, im Moment des Aussprechens Angst vor Ablehnung gemacht hätte. Ich spüre nicht, was die anderen von mir wollen und erwarten. Ich suche in ihren Gesichtern nach Zeichen der Ablehnung oder Zustimmung. Was ich tue, mache ich zögerlich, schlechter als ich könnte. Ich empfinde den anderen als überlegen und eher streng, im Besitz der Norm und der Befugnis, mich zu kritisieren, abzulehnen und zu verstoßen. Die Wahrnehmung meiner Selbstunsicherheit gibt dem anderen automatisch ein Gefühl der Überlegenheit, wodurch er eventuell verleitet wird, seine Interessen stärker durchzusetzen als zuvor. Das Gefühl der Unsicherheit ist eine Ergebnis des Vergleichs der eigenen Stärke mit der des anderen und eines Abwägens meiner konkurrierenden Werte und Bedürfnisse. Ergebnis ist eine Ungewißheit, die verhindert, daß ich aggressives Durchsetzungsverhalten zeige und dadurch die Zuneigung und Akzeptanz des anderen verliere. In einer eigenen nicht veröffentlichen Studie mit 62 Patienten verschiedener psychischer Störungen neigte über die Hälfte zu Selbstunsicherheit. Ein großer Teil dieser Patienten hatte in der Kindheit die Erfahrung gemacht, daß ihre Eltern sie ablehnen, wenn sie die Befriedigung selbstbezogener Bedürfnisse einfordern. Als Erwachsene bewahrten sie sich diese Selbst- und Weltsicht und konnten deshalb ihren Interessen in sozialen Beziehungen nie ausreichend Geltung verschaffen. |
Selbstvertrauen | Selbstvertrauen ist das Gefühl, sich in einer Situation auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen zu können und mit deren Hilfe eventuell auftretende Schwierigkeiten bewältigen und meistern zu können, ohne die Kontrolle über die Situation zu verlieren und ohne daß die Situation zum Stressor wird. Vertrauen in sich selbst setzt ausreichend viele Erfahrungen voraus, die dieses Selbstgefühl bestätigten, d.h. die subjektive Erfahrung von Selbsteffizienz (Bandura 1975). Wem dieses Selbstvertrauen fehlt, wird die betreffende Situation vermeiden oder sich in ihr selbst unsicher oder gar ängstlich fühlen. Selbstvertrauen ist das Ergebnis des kognitiven Vergleichs der Schwierigkeit einer Situation mit der Einschätzung der eigenen Effizienz in solchen Situationen. Es signalisiert Freiheit von Gefahr und motiviert dazu, die Situation aufzusuchen und sie im intendierten Sinne für das eigene Vorhaben zu nutzen. Die Entwicklung von Selbstvertrauen bedarf sowohl der Erfahrung von Vertrauen zu den Bezugspersonen, zu deren Fähigkeit, sich und das Kind in schwierigen Situationen zu schützen und zu behaupten, als auch der angstfreien Auseinandersetzung mit den Eltern bei Unstimmigkeiten und Interessenskollisionen. Die Mehrzahl der Eltern unserer Patienten konnten dies nicht leisten. Sie waren entweder selbst schwach und ängstlich bzw. mußten ihre eigenen Ängste permanent abwehren oder sie induzierten dem Kind soviel Angst, daß keine Selbsteffizienzerfahrung im zwischenmenschlichen Bereich aufgebaut werden konnte. |
Sensibilisierung | Ein Stimulus erzielt bei Sensibilisierung eine immer stärkere Wirkung bei gleichbleibender Reizintensität |
Sensibilität, epikritisch | genaue Wahrnehmung über Sinnesorgane |
Sensibilität, protopathisch | grob und diffuse Wahrnehmung von Temperatur, Schmerz und Druck |
Sensitivität | Ein Test ist sensitiv, wenn es ihm gelingt, einen hohen Prozent von Personen, die das fragliche Merkmal haben, zu entdecken, d. h. dass nur wenige falsch positive Ergebnisse entstehen (jemand als positiv identifiziert, der das Merkmal gar nicht hat) und nur wenige falsch negative (jemand nicht erkannt, der das Merkmal hat) |
sequentielles Trauma | sich immer wieder wiederholendes Trauma ähnlicher Art |
Sexualakt Phasen | Masters und Johnson beschreiben die Erregungsphase, die Plateauphase, den Orgasmus und die Rückbildungsphase bei der geschlechtlichen Vereinigung |
Sexualhormone männlich | Testosteron wird beim Mann im Hoden durch die Leydigschen Zellen gebildet. Es bewirkt die Reifung der Spermien, stimuliert die Behaarung, fördert die Muskelbildung, dominante und aggressive Verhaltensweisen, sexuelles Verlangen |
Sexualhormone weiblich | Östradiol wird im Eierstock von den gebildet. Es fördert die Entstehung einer reifen Eizelle, die Durchblutung der Gebärmutter, die Durchlässigkeit des Gebärmutterhalsschleims für Spermien und die Auslösung des Eisprungs, den Epiphysenschluss und damit das Ende der Zunahme der Körpergröße in der Jugend. Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf das Einnisten eines befruchteten Eis vor und verhindert im Fall der Befruchtung eine weitere Follikelreifung. |
Sexualität, infantile | Die kindliche Sexualität ist viel weiter gefasst als die genitale Sexualität des Erwachsenen. Es geht um alles was Lust macht in der libidinösen Begegnung mit dem Objekt (zunächst die Mutter) |
Sexualstörung beim Mann organisch | häufige organische Ursachen sind Diabetes mellitus, Arterioseklerose, Operation eines Leistenbruchs oder der Prostata können zu Erektionsstörungen führen. Neurolog. Erkrankungen wie Encephalitis disseminata etc. Die Impotenz bei Alkoholerkrankung ist neurologisch bedingt. Im Alter kommt es zu schwächerer Erektion. |
Sicherstellungspflicht | Kassenärzte sind verpflichtet, die Behandlung von Patienten im Einzugsbereich ihrer Praxis sicherzustellen, ihre Sprechstunden müssen eine Mindestumfang haben und sie müssen auch außerhalb der Sprechstunden verfügbar sein |
SIDAM Interview Neurops. Test | Das Strukturierte Interview für die Diagnose einer Demenz vom Alzheimer Typ, der Mulitinfarkt-(odervaskulären) Demenz und Demenzen anderer Ätiologie nach DSM-III-R, DSM-IV und ICD-10 (SIDAM, Zaudig und Hiller 1996) wird bei Erwachsenen von 60 bis 90 Jahren zur Einschätzung des kognitiven Funktionszustandes eingesetzt. Er umfaßt die Mini-Mental-State-Examination, den SISCO-Score, den Hachinski-Score, den modifizierten Ischemic Score, Skalen zu Orientiertheit, Kurz- und Langzeitgedächtnis, intellektuelle Leistungsfähigkeit, verbale und rechnerische Fähigkeiten, optisch-räumliche Konstruktionsfähigkeiten, Aphasie, Apraxie, höhere kortikale Funktionen. Er bildet verschiedene Stadien der Demenzentwicklung ab.)……… |
Signalangst | Diese Angst signalisiert Gefahr, so dass eine traumatische Erfahrung rechtzeitig verhindert werden kann. Sie ist eine Funktion des Ichs, die Abwehrreaktionen ermöglicht. |
Simulation | Psychische oder körperliche Krankheitssymptome werden so simuliert, dass es dem Diagnostiker eventuell schwer fällt, das Vortäuschen von Krankheit zu erkennen. Motiv kann ein Rentenwunsch sein oder der Versuch, helfende Zuwendung zu bekommen. Auch Befreiung von unangenehmen Aufgaben kann das Motiv sein. |
SOK-Modell des Alterns | Selektion, Optimierung, Kompensation als drei Aspekte erfolgreicher Meisterung des Prozesses des Alterns |
Somatisierung | Psychische Probleme und Konflikte werden aus dem Emotionalen in das Körperliche verlagert, so dass körperliche Beschwerden entstehen (somatoforme Störungen) |
Sorge | Sorge ist ein Gefühl, das den Gedanken begleitet, dem anderen Menschen könne etwas zustoßen oder er könne eine schlechte Entwicklung nehmen. Auch wenn die Sorge sich auf ein Ereignis bezieht, das einem selbst als Mitglied oder Oberhaupt einer Familie oder Gruppe widerfahren könnte, so bezieht es sich doch auf die anderen Mitglieder, die einem vielleicht anvertraut sind. Man könnte Sorge als die konjunktive Form des Mitleids bezeichnen. Die Situation ist dadurch gekennzeichnet, daß keine Möglichkeit besteht, Vorkehrungen zu treffen, daß das Sorge auslösende Geschehen ausbleibt. Vielleicht sind solche Vorkehrungen unangemessen, weil sie ein „Dreinreden“ wären. Sorge setzt Empathiefähigkeit voraus. Sie taucht bei Vorschulkindern nicht auf. Auch Schulkinder haben dieses Gefühl fast nur, wenn sie parentifiziert sind, d.h. elterliche Funktionen an sie delegiert wurden. Dies hat mit der fehlenden Zukunftsschau der Kinder zu tun. Sorge erscheint auf den ersten Blick als relativ passives Erleiden, das nicht zum Handeln motiviert, eher eine innere Unruhe hervorruft. Allerdings fällt uns dieses Gefühl vor allem dann auf, wenn es nicht gelingt, es zum Abklingen zu bringen. Dagegen können wir davon ausgehen, daß Sorge eine bemutternde oder betreuende Person zu umsorgendem, versorgendem Verhalten motiviert, dessen Erfolg das Gefühl beendet. Das Gefühl bleibt nur bestehen, wenn diese Handlungen unterbunden werden oder nicht zum Erfolg führen. Kinder haben weniger mit der eigenen Sorge als mit der der Eltern zu tun. Wenn sie zu empathisch sind, lassen sie sich durch die Sorge der Eltern von natürlichen, spontanen, kindgemäßen Verhaltensweisen abbringen. Schon der Handlungsimpuls löst Schuldgefühle aus. Insbesondere in der „zwischenmenschlichen Phase” Kegans (1986) lassen sich Kinder durch die Sorge der Eltern in ihrem Verhalten steuern. Übertriebene Sorge der Eltern löst Aggression aus, die wiederum Schuldgefühle hervorruft. |
SORK-Schema | Kanfer und Saslow formulierten die Verhaltensgleichung SORKC aus S = Situation, O = Organismus, R = Reaktion, K = Kontingenz, C = Consequence, die die Entstehung und Aufrechterhaltung von Verhalten aus Komponenten klassicher (S-R) und operanter Konditionierung (R-K) erklärt und überdauernde Eigenschaften der Person als Organismusvariable einbezieht |
soziale Vergleichsprozesse | Nach Festinger (1954) werden eigene Einstellungen mit der anderer, vor allem ähnlicher Personen verglichen und diesen angeglichen |
Soziogenese | gesellschaftliche Bedingungen führen zur Erkrankung |
Spaltentechnik n. Beck | Eine Liste enthält als erste Spalte die Situation, als zweite Spalte den depressogenen dysfunktionalen automatischen Gedanken und als dritte Spalte den funktionalen Gegengedanken, der verhindert, dass die Situation wie bisher ein negatives Gefühl oder negative Stimmung auslösen kann |
Spezifität | Ein Test ist spezifisch, wenn er nur das fragliche Merkmal misst und nicht ähnliche Merkmale, die aber nicht zu der definierten Population gehören, z. B. sollte eine Depressionsskala nur depressive Syndrome und nicht zusätzlich Patienten mit Angstsyndromen oder somatoformen Syndromen erfassen |
Spontanremission | Abheilung der Krankheitssymptome ohne Behandlung |
Standardisierung | Ein Test ist standardisiert, wenn die Untersuchung, die Auswertung und die Interpretation des Testergebnisses so festgelegt ist, dass verschiedene Untersucher stets auf die gleiche Weise vorgehen und ihre unterschiedlichen Vorgehensweisen nicht zur Verfälschung des Testergebnisses beitragen können |
stationäre Psychotherapie | Indikation wenn Schweregrad keine ambulante Behandlung zulässt, baldige Intervention erforderlich ist, die soziale Situation zuhause ungünstig ist, eine körperliche Krankheit Behandlung benötigt, Motivation für ambulanten Therapie nicht ausreicht |
Status – ascribed | Der Status, der einer Person ohne ihr Zutun zugeordnet wird, teils hineingeboren wie Geschlecht, soziale Schicht der Eltern, Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe |
Status – erworben | Der Status, den eine Person durch ihre eigenen Leistungen (Ausbildung, Berufskarriere, Einkommen) erwirbt |
Sterben Kübler-Ross-Phasen | Nach Kübler-Ross sind die Phasen des Auseinandersetzens mit dem Sterben 1. Nicht-Wahrhaben-Wollen, 2. Wut und Zorn, 3. Verhandeln, Bitten, 4. Depression und Hoffnungslosigkeit, 5. Akzeptieren des eigenen Todes. Eine Phase kann übersprungen werden, es kann eine andere Reihenfolge im Einzalfall ablaufen, die Phasen können teils synchron ablaufen |
Sterberate | Zahl der Sterbefälle je Altersgruppe, die eine Vorhersage der Lebenserwartung dieser Altersgruppe zulässt |
Stimuluskontrolle | Ich kann ein Verhalten verhindern, wenn ich die Stimuli, die das Verhalten auslösen unter Kontrolle bringe. Wenn der Stimulus nicht mehr auftritt, kommt es auch nicht mehr zu dem Verhalten, sofern es klassisch konditioniert ist. Ist es operant konditioniert (Lernen am ERfolg, also am nachfolgenden positiven Stimulus), so ist der auslösende Stimulus nicht die einzige Bedingung und das Verhalten wird nur seltener |
Stolz | Stolz ist ein Gefühl, das in der protestantisch-christlichen Tradition, die Demut und Bescheidenheit als Tugenden zu pflegen versuchte, verurteilt wurde. Nur Helden durften stolz sein. So wurde den Kindern schon sehr früh ein wichtige Stütze ihres psychischen Rückgrads genommen, wodurch sie sich denn auch besser zum Untertan eigneten, also besser in die früheren Staatsformen einpaßten. Aus einer anfänglichen Freude über ein Gelingen einer situativen Handlung löst sich das Gefühl ähnlich wie beim Glück von der Situation und geht auf die Person über. Wem so etwas gelingt, der ist auch wer. Die geschwellte Brust, der erhobene Kopf, der triumphierende Blick – von oben herab -wie beim spanischen Flamenco-Tänzer vermitteln Stolz. Dabei müssen wir wiederum ein stolze Grundhaltung vom situativ entstandenen Gefühl des Stolzes unterscheiden, das zu einer eher vorübergehenden Annäherung des Selbstbildes an das Selbstideal führt. Es ist meist noch mit Freude verbunden, eventuell mit Glück. Der in diesem Ausmaß eventuell erhoffte, aber nicht erwartete Erfolg macht stolz und – nicht jeder kann das. Es kann sich ein Gefühl der Überlegenheit beimengen, aber Stolz ist mehr auf den Erfolg des Selbst bezogen, weniger ein Beziehungsgefühl, das aus dem Vergleich mit anderen resultiert, auch wenn im Gefühl des Stolzes die anderen Menschen und die Beziehungen zu ihnen verändert wahrgenommen werden. Die anderen werden zum Publikum, das den Erfolg und den Erfolgreichen sieht und ihn bewundert. Perfektionistische Eltern geben ihrem Kind keine Chance, stolz auf ein subjektives Gelingen zu sein. Sie führen stattdessen Gefühle der Insuffizienz herbei, der externalen Kontrollüberzeugung oder gar der geteilten Kontrollüberzeugung, daß Mißerfolge selbstverschuldet sind, Erfolge aber von anderen oder aber vom Glück verursacht wurden (Roth und Rehm, 1986). Um ausreichend Selbsteffizienzgefühl aufbauen zu können, benötigen Kinder Erfolgserlebnisse und sie benötigen, daß diese mit Hilfe des Gefühls des Stolzes schließlich eigenen überdauernden Fähigkeiten und Eigenschaften zugeschrieben werden können. |
Störungsgesamtbelastung | Der Belastungsgrad eines Kindes nimmt im Verlauf von Kindheit und Jugend zu, da zu bisherigen Belastungen neue hinzutreten |
störungsspezifische Gruppe | Patienten mit einer Angsterkrankung besuchen in der psychotherapeutischen Klinik die Angstgruppe. Depressive Patienten besuchen die Depressionsgruppe etc. |
Stressimpfung | Kognitive und behaviorale Vorbereitung auf ein stresserzeugendes Ereignis, durch Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken, durch Etablierung hilfreicher Gedanken, durch Steuerung des psychophysiologischen Arousals mit Entspannung, durch mehrfaches Trockenüben im Rollenspiel |
Stressreaktion | Die Reaktion auf Stress (Selye) läuft in Phasen ab: Schockphase (zuerst Alarmreaktion mit Blutdruckabfall, später die Gegenschockphase mit Cortisonausschüttung), Resistenzphase (Gewöhnung an den Stress mit erhöhtem Sympathikus, Adrenalinausschüttung), Erschöpfungsphase (Adaptation nicht mehr möglich |
strukturgebende Intervention | stützend, beruhigend, Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten, Helfen aversive Emotionen auszuhalten und herunter zu modulieren, evlt. Entspannungstechnik zeigen |
Strukturmodell Freuds | Das ist das Instanzenmodell mit den drei Instanzen Es (Triebe, Primärprozesse), Ich (Sekundärprozesse, vermittelt mit der Realität) und Überich (von den Eltern übernommene Gebote und Verbote) |
Strukturpathologie | Die psychoanalytische Strukturlehre sieht eine Symptombildung als Ergebnis nicht ausreichend entwickelter Strukturen, vor allem des Ichs mit seinen vielfältigen Funktionen. Eine strukturelle Störung ist eine Indikation für eine länger dauernde analytische Behandlung (meist zweimal wöchentlich im Liegen) |
Sublimierung | Abwehrmechanismus, der sexuelle Triebenergie auf kulturelle und intellektuelle Leistungen umlenkt |
Suizid, appellativ | wenn die Appellfunktion stärker erscheint als der Selbsttötungswille. Aber auch appellative Suizidversuche können tötlich enden, wenn der Betreffende nicht rechtzeitig gefunden wird |
Suizid, erweitert | wenn auch die nächste(n) Bezugsperson(en) getötet werden, bevor der Selbstmörder sich selbst tötet |
Symbol | oft darf ein verdrängter unbewusster Inhalt nicht ins Bewusstsein gelangen. Der symbolhafte Ausdruck unterläuft jedoch die Zensur. Dies geschieht beim Symptom und beim Traum |
systematische Desensibilisierung | Angstherapie durch Darbieten eines Angstreizes beginnend mit der leichtesten Ausprägung entlang einer Angsthierarchie im Zustand der Entspannung, so dass keine Angst auftreten kann. Dann Übergehen zur nächstschwierigen Situation bis das 100-Prozent-Item angstfrei erlbt wird. Zunächst in der Vorstellung, später in vivo |
systemische Familientherapie | das Familiensystem ist gestört. Ein Familienmitglied ist Symptomträger. Es wird versucht, die Störung in den Interaktionen und Beziehungen zu durchbrechen. Angewendet wird zirkuläres Fragen (Fragen, wie der andere fühlt, denkt), Genogramme (Generationen aufzeichnen), Skulpturen (Aufstellen der Familie mit Rollenspielern). Rituale, die starre Interaktionsmuster auflösen |
Tachyphylaxie | durch Verabreichung kurz hintereinander kann es zu einer sehr raschen Toleranzentwicklung kommen, das Medikament wirkt dann kaum mehr |
Tagesreste | Im Traum werden oft noch Erlebnisse des vorausgehenden Tages mit verwendet |
Teratogenität | ein chemischer oder physikalischer Reiz kann das Erbmaterial im Körper des ungeborenen Menschen schädigen, so dass Missbildungen entstehen können |
Testkriterien | Die Qualität eines psychologischen Tests wird vor allem anhand der Kriterien Objektivität, Reliabilität, Validität, Wirtschaftlichkeit gemessen |
Thalamus | bildet gemeinsam mit dem Hypothalamus das Zwischenhirn (Diencephalon), seine Noduli sind Umschaltstationen für die sensorische Informationsverarbeitung wieSehen und Hören, aber auch für emotionale Verarbeitungen. Die Information wird dann an zerebrale Regionen weiter gegeben, z. B. die Sehrinde oder die Hörrinde) |
Thematischer Apperzeptionstest TAT | McClelland entwickelt dieses projektive Verfahren mit Bildern von sozialen Situationen |
Theory of Mind (ToM) | die Fähigkeit, sich eine Vorstellung zu machen, was im anderen vorgeht, was der andere denkt, wie er sich fühlt, welche Bedürfnis er hat, wovon er überzeugt ist, welche Erwartungen er hat. Die theory of Mind (ToM) entwickelt sich im Alter von 4 bis 5 Jahren. Erste Voraussetzung ist die Fähigkeit, zwischen lebendigen Wesen und nicht lebendigen Gegenständen zu unterscheiden. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die Gedanken eines anderen Menschen als richtig oder falsch zu beurteilen. Und die Fähigkeit zu erkennen, dass das Handeln eines Menschen nicht nur von seinen Motiven abhängt, sondern auch von seiner Überzeugung, wie die Welt beschaffen ist. Das Kind kann vohersagen, dass eine Person, die fälschlicherweise glaubt, dass eine von zwei Türen verschlossen ist, nie durch diese Tür gehen will, sondern immer die andere wählt. D. h. sie können die Meinung des anderen von ihrer eigenen unterscheiden, erkennen, dass der andere einen anderen Bewusstseinszustand hat als sie selbst. Damit besteht die Fähigkeit zur Metakognition, d. h. die Fähigkeit, über Gedanken nachzudenken. |
therapeutische Breite | Dosisbereich zwischen der Dosis mit therapeutischer Wirkung und der Dosis mit tödlicher Wirkung. Benzodiazepine haben eine große therapeutische Breite (second messenger Prinzip) |
tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie | analytisch begründet (von der psychoanalytischen Metatheorie ausgehend) im Sitzen, ein bis zweimal wöchentlich, 50 bis 100 Stunden. Behandlung eines aktuellen unbewussten Konflikts, der zur Symptombildung führte. Die Regression in der Übertragung wird im Vergleich zur analytischen Psychotherapie begrenzt. Es wird an der Beziehung in der Übertragund und Gegenübertragung und am Widerstand gearbeitet, um so den Konflikt bewusst zu machen |
Todestrieb | auch Destruktionstrieb, Aggressionstrieb als Gegensatz zum Lebenstrieb (Libido) |
Token Economy | Ein Verhalten, das so oft erfolgen soll, dass es nicht möglich ist, es jedesmal und sofort durch kleine Verstärkungen aufzubauen, kann dazu führen, dass für jede einzelne Verhaltensweise eine Münze gegeben wird und z. B. 20 oder 50 Münzen den Zugang zu einer attraktiven Verstärkung ermöglichen wie Kinobesuch. |
Toleranz gegenüber Wirkstoffen | Toleranz entwickelt sich, wenn der Körper immer mehr von dem Wirkstoff toleriert, ohne eine therapeutische Wirkung zu zeigen. Dies ist bei Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmitteln der Fall. |
topische Theorie Freuds, Topik | Freud formulierte zwei topische Theorien, die sich auf den Ort verschiedenen psychischen Geschehens beziehen. Die erste topische Theorie, die das Unbewusste und das Bewusstsein unterschied und die zweite Theorie, die Es – Ich und Überich unterschied |
topografisches Modell der Psychoanalyse | Es werden topografische Bereiche definiert: Das Unbewussste (Ubw, enthält aktiv verdrängtes Material, das vom Bewusstsein fern gehalten wird), das Bewusste (Bw, was im Moment bewusst wahrgenommen werden kann) und das Vorbewusste (Vbw, das im Moment nicht bewusst ist aber prinzipiell jederzeit bewusst gemacht werden kann) |
Träger der Rehabilitation | meist die Rentenversicherung, bei Kindern kann es die Jugendhilfe sein, in bestimmten Fällen können die Sozialhilfe die Kriegsopferversorgung zuständig sein |
transitorische ischämische Attacke | vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns mit dem ischämischen Ort entsprechenden kurz dauernden Ausfallerscheinungen, motorisch oder sensorisch |
Transmitter | Substanz, die am synaptischen Spalt aus der Synapse eines Neurons ausgeschüttet wird, am Rezeptor (an der Rezeptorplatte) des nächsten Neurons (meist am Dendrit) andockt und dort zur Depolarisierung der Zellmembran mit dem Entstehen eines Aktionspotentials führt |
Trauerarbeit | Die emotionale Arbeit, die nach dem Verlust eines Menschen geleistet wird, um sich von diesem zu verabschieden und abzulösen |
Traum im Kindesalter | Traumdeutung erst ab dem Jugendalter empfohlen. Träume von Kindern sind weniger verschlüsselt, eher kürzer und klarer |
Traumarbeit | Der Traum ist ein Werk, das von der Psyche erarbeitet wird. Unter Verwendung von Tagesresten wird ein latenter Trauminhalt, ein Traumgedanke gebildet, dieser wird zum manifesten Trauminhalt, auch unter Einbeziehung von körperlichen Reizen. Dazu werden u. a. die Mechanismen der Verdichtung, Verschiebung, Rücksicht auf Darstellbarkeit und sekundäre Bearbeitung eingesetzt |
Traumbearbeitung sekundäre | Ein zunächst absurd und unverständlicher Traum wird im zweiten Teil des Traums verändert oder so weiter geführt, dass Sinnvolles, Verständliches geschieht |
Trauminhalt, latenter | Der nicht sofort erkennbare, unbewusste Inhalt eines Traums |
Trauminhalt, manifest | Das was der Träumer im Traum erlebt, wie er den Traum später erzählt |
Traurigkeit | Traurigkeit ist eines der grundlegenden Gefühle, der bewußt wahrgenommene Anteil der entsprechenden Basisemotion. Traurigkeit entsteht, wenn eine Hoffnung nicht erfüllt wurde oder wenn ein Verlust eingetreten ist oder auch, wenn auf einmal oder allmählich das Bewußtsein entsteht, daß etwas Wichtiges fehlt. Wir müssen das Gefühl des Traurigseins unterscheiden von dem umfassenderen psychischen Prozeß der Trauer, zudem die unumstößliche Realität des Verlusts gehört und der ein inneres Loslassen und Abschiednehmen beinhaltet. Um zu diesem Prozeß fähig zu sein, ist das Bewußtsein erforderlich, selbst zu überleben, während der andere gestorben ist. Für Kleinkinder von bis zu 18 Lebensmonaten ist der Tod der Mutter von einer ganz ähnlichen Bedeutung wie bei einem Tierbaby in der freien Natur. Der Tod der Mutter bedeutet höchste Gefahr für das eigene Leben. Für diese Gefahr ist nicht Trauer, sondern Angst das angemessene Gefühl. Erwachsene Menschen, die auf Trennung oder Tod mit Angst reagieren, befinden sich emotional auf dieser frühen Entwicklungsstufe bzw. regredieren in ihrem Selbst- und Weltbild auf diese. Kinder, die in ihrer affektiv-kognitiven Entwicklung etwas weiter sind, sträuben sich gegen die Anerkennung dieser Realität und vermeiden dadurch den Trauerprozeß. Die depressive Verstimmung ist eine Möglichkeit, das nicht verkraftbare erscheinende Gefühl der Trauer zu verhindern – als kleineres Übel der verschiedenen Möglichkeiten des Umgangs mit zentralen Verlusten. Manche Menschen vermeiden das Gefühl der Traurigkeit durch kognitive Umstrukturierungen im Sinne eines Bagatellisierens des Ausmaßes oder der Bedeutung des Verlustes. Andere schalten gleich alle Gefühle ab, wenn traumatische Ereignisse geschehen. Wieder andere ersetzen das Gefühl der Trauer durch ein anderes. Sie finden stets einen Verursacher, den sie verantwortlich machen können, der in ihren Augen vorsätzlich oder gar rücksichtslos gehandelt hat und reagieren mit Ärger und Zorn statt mit Traurigkeit. Aber auch das Gegenteil – die Schuld bei sich suchen – führt zu einem trauervermeidenden Ersatzgefühl, dem Schuldgefühl. Dies zeigt, daß sowohl externale als auch internale Attribuierung der Kausalität zu Vermeidungszwecken eingesetzt werden kann. Das Gefühl der Traurigkeit ist kein direkt handlungsorientiertes Gefühl, es ist vielmehr das Ergebnis der Wahrnehmung und Bewertung des Geschehens der Außenwelt, eine affektive Stellungnahme, die zu einer inneren Verarbeitung dieses Geschehens führt. Diese innere Verarbeitung kann so viel psychische Energie beanspruchen, daß sich ein Mensch Tage bis Wochen ganz von der Außenwelt zurückzieht. |
Trisomie 21 | erbl. Veränderung des Chromosoms 21, das zu vielfältigen psychischen und körperlichen Veränderungen führt: Mongolenfalte der Augenpartie, Intelligenzminderung, Vierfingerfurche, Herzfehler, Hörminderung, geringe Lebenserwartung |
Trotz | Wohl kaum ein kindliches Gefühl wird so häufig falsch verstanden wie der Trotz. Er wird von Eltern nicht nur als Selbstbehauptung verstanden, sondern als Angriff auf die eigene Person, als Feindseligkeit. Dabei kommt das Feindselige erst durch die emotionale Reaktion der Eltern ins Spiel. Deren Ungeduld, Ärger oder gar Wut machen ein entwicklungsgemäßes Erproben zum feindseligen Akt. Verwöhnt durch die beglückenden Zustimmungen des Kleinkindes der ersten beiden Lebensjahre fühlen sich viele Eltern durch die neuen Verhaltensweisen des Kindes vor den Kopf gestoßen. „Mein Kind fügt sich meinem Willen nicht mehr, es macht mir meine Idylle kaputt“. Dies löst aggressive Impulse beim Elternteil aus, die vom Kind wahrgenommen werden. Nein sagen als Ausdruck der Differenzierung, der Abgrenzung von den Eltern ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe beim Übergang von der einverleibenden in die impulsive Phase Kegans. Sie bedarf eines korrespondierenden förderlichen Verhaltens der Eltern, zu dem viele Eltern nicht fähig sind. Zahllose traumatisierende Machtkämpfe bringen dem Kind erstmals die Erfahrung, daß seine Eltern seine Gegner sind, sobald es autonome Tendenzen entwickelt. Die entstehenden Ängste werden durch abhängige oder selbstunsichere oder zwanghafte Verhaltensstereotypien reduziert. Je bedrohlicher die Reaktionen der Eltern, um so wahrscheinlicher werden diese Verhaltensstereotypien so rigide, daß später eine entsprechende Persönlichkeitsstörung resultiert. Menschen, denen in ihrer Kindheit nicht das Recht auf ein „nein“ zugestanden wurde, entwickeln auch nicht die Fähigkeit zu einem „ja“, das wirklich etwas wert wäre. Wer nur ja sagt, weil er nicht nein sagen kann, ist nicht fähig zu einer reifen Beziehung. Sein ja ist zwar bequem, aber er versteckt seine wahren Tendenzen, vermeidet Konflikte und läßt den anderen emotional ins Leere laufen, wenn dieser das Bedürfnis hat, Unstimmigkeiten offen auszutragen und in der Beziehung eine Balance zwischen Zusammengehörigkeit und Unterschiedlichkeit herzustellen. Jeden Willen des Kindes im Trotzalter durchgehen zu lassen ist nicht die Devise, sondern teilweises zulassen, teilweises verhandeln oder ablenken. Dabei sollte nicht eine manipulative Haltung vorherrschen, sondern eine Wahrhaftigkeit, mit der die Entwicklungsaufgabe des Kindes empathisch wahrgenommen wird. Andernfalls kann das Recht auf Selbstbestimmung nicht in das Selbstbild aufgenommen werden. Alle weiteren Differenzierungsschritte sind erschwert. Es kommt entweder zu einer Überbetonung der Abhängigkeits- oder Zusammengehörigkeitstendenzen oder zum inneren Rückzug. |
TUKI Neuropsychol. Test | Die TÜKI (Deegener et al. 1997)dient der Diagnostik und Differentialdiagnose neuropsychologischer Störungen und ihrer spezifischen Lokalisation im Kindes- und Jugendalter. Ziel sind Objektivierung und Quantifizierung der neuropsychologischen Störung, deren Struktur, Ermittlung des Faktors oder Primärdefekts, der dem beobachteten Syndrom zugrunde liegt |
TÜLUC Neuropsychol. Test | Die Tübinger Luria-Christensen Neuropsychologische Untersuchungsreihe TÜLUC (Hamster et al. 1980) erfasst folgende neuropsychologische Untersuchungsbereiche bei Erwachsenen: höhere motorische Funktionen; akustisch-motorische Koordination; höhere kutane und kinästhetische Funktionen; höhere visuelle Funktionen; — rezeptive Sprache; expressive Sprache; Schriftsprache; arithmetische Operationen; mnestische Funktionen; intellektuelle Prozesse |
Ungeschehenmachen | Abwehrmechanismus: die Psyche versucht, so zu tun, als ob es nicht geschehen wäre, verhält sich entgegengesetzt zu dem Verhalten, das resultieren würde, wenn es geschehen wäre |
Unterlegenheit | Unterlegenheit ist ein Gefühl, das vor oder in einer Auseinandersetzung oder in einem konkurrierenden Geschehen auftritt. Während die Unsicherheit im Zuge einer positiven Annäherung an den anderen Menschen auftritt (ich hoffe, daß ich dir genüge und ich fürchte, daß du mich ablehnst), tritt das Gefühl der Unterlegenheit im Zuge einer gegnerischen, rivalisierenden oder feindseligen Annäherung auf (ich hoffe, dich zu bezwingen und ich fürchte, daß ich im Kampf gegen dich unterliege). Eine vergleichende Bewertung der eigenen kämpferischen Fähigkeiten und der des Gegners kam zu dem Ergebnis der eigenen Unterlegenheit. Wenn ein Kampf vermeidbar ist, führt dieses Gefühl dazu, daß ein Angriff unterlassen wird und die vorhersehbare Niederlage umgangen wird. Ging dem Gefühl eine realistische Einschätzung voraus, so hat das Unterlegenheitsgefühl durch seine spezifische verhaltenssteuernde Wirkung die Funktion des Selbstschutzes. Wer sich jedoch unterschätzt und Angst vor „Prügel“ hat, vermeidet ein Kräftemessen und versäumt zwei wichtige Erfahrungen: zum einen die neue Erfahrung, daß wesentlich öfter als erwartet keine Unterlegenheit bestand; zum anderen die ebenso bedeutsame Erfahrung, daß Verlieren oder Prügel einstecken nicht das Ende der Welt bedeutet, sondern man „halt mal verloren hat“. Kinder haben zu Recht ihren Eltern gegenüber Unterlegenheitsgefühle. Wenn Auseinandersetzungen mit ihnen regelmäßig traumatische Niederlagen bringen, kann es kein kämpferisches Selbstbewußtsein entwickeln. Wer Gleichaltrigen mit dem Selbstgefühl des Verlierers entgegentritt, wird diese Erfahrungen perpetuieren. Für Kinder ist Konkurrenz oder Kampf mit Aussicht auf Erfolg und mit erkämpften Siegen wichtig. Empathische Eltern lassen ihrem Kind sowohl im Spiel als auch in wirklichen Auseinandersetzungen solche Siege zukommen, nicht allzu realitätsfern, weil sonst im Kampf mit Gleichaltrigen bösartige Ernüchterungen kommen. Manche Eltern müssen ihre Überlegenheit jedoch ihrem Kind gegenüber mit so aggressiven Mitteln verteidigen, als ob die Kinder eine ernste Bedrohung für sie wären |
Urszene | Die Szene des Geschlechstakt der Eltern, beobachtet, vermutet oder phantasiert. Für das Kind hat er die Bedeutung eines Gewaltakts des Vater an der Mutter |
Überdeterminierung | Etwas was aus dem Ünbewussten entstand wie das Symptom oder der Traum ist meist überdeterminiert, indem ein Aspekt zugleich auf mehrerer unbewusste Sachverhalte verweist und deshalb mehrfacher Deutung benötigt |
Übergangsobjekt | Winnicott: ein Gegenstand, der für das Kleinkind z. B. beim Einschlafen die Geborgenheit gibt, die sonst die sich entfernenden Mutter gegeben hätte. Es ermöglicht dem Kind den Übergang von der oralen Mutter zur “wirklichen Objektbeziehung” |
Über-Ich | Instanz der Psyche, die Gebote und Verbote aufstellt und überwacht und das ich mit Hilfe des Gewissens steuert. Zunächst dachte Freud, dass das Über-Ich aus der Auflösung des Ödipluskomplexes resultiert. Heute werden präödipale Vorläufer des Über-ich beschrieben |
Überlegenheit | Überlegenheit ist ein Beziehungsgefühl, entweder in der direkten Begegnung und Auseinandersetzung oder in einem konkurrierend-komparativen Kontext bezüglich einer Leistung oder Aufgabe. Überlegenheit schwingt auch im Stolz mit. Allein der erste Anblick eines noch unbekannten Menschen kann das Gefühl der Überlegenheit hervorrufen. In Sekundenschnelle wird die andere Person wiederum unter Umgehung bewußter kognitiver Prozesse von unserer autonomen Psyche eingeschätzt und mit dem eigenen Selbstbild verglichen. Das Resultat des Vergleichs ist entweder ein Gefühl der Unterlegenheit oder der Ebenbürtigkeit oder der Überlegenheit. Diese Gefühle spielen bei manchen Menschen eine besonders große Rolle. Für sie ist auch Macht und Ohnmacht, Dominanz und Submissivität eine wichtige Erlebensdimension. Wir können davon ausgehen, daß ihre kindliche Lerngeschichte durch elterliche Leistungsorientierung (Ehrgeiz als Streben auch nach Überlegenheit), ausgeprägtes Dominanzverhalten eines Elternteils und eventuelle Geschwisterrivalitäten geprägt ist. Dabei kann der permanente Versuch, Überlegenheit herzustellen, ein Vermeidungsmotiv sein. Die eigene Unterlegenheit und Ohnmacht können in der Kindheit so aversiv gewesen sein, daß nur das Gegenteil, die Überlegenheit, sicher genug davor schützt. Überlegenheit korrespondiert mit der Wahrnehmung eines Unterschiedes zum anderen Menschen, als angenehm erlebte Distanz und impliziert die Tendenz, diesen Unterschied aufrecht zu erhalten. Zwar kann helfend oder belehrend oder konkurrierend oder bekämpfend eine Annäherung zum anderen erfolgen, aber das Gefühl der Überlegenheit motiviert nicht direkt zur Annäherung an den anderen Menschen. Es entspricht der Genugtuung, daß es gut so ist, wie es ist. |
Übermut | „Übermut tut selten gut.“ Übermut ist die frohe, vitale, bewegte Ausgelassenheit des Kindes, mit einem Schuß positiver Aggressivität im Sinne von frech, schelmisch, spitzbübisch sein. Übermut geht rasch an die Toleranzgrenze der Erziehungspersonen. Das Wort beinhaltet die Sichtweise des Außenstehenden mit der Bewertung eines Zuviel, einem Wunsch, Grenzen zu setzen. Der Außenstehende kann nicht empathisch sein, in ihm entsteht ein Mißempfinden. Kinder, die sich tagsüber zuwenig austoben konnten, werden kurz vor dem Bettgehen oft übermütig, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Spielsachen schon aufgeräumt sind, die Eltern endlich Zeit für sich haben wollen, eventuell noch gestreßt, gereizt vom Berufstag sind – eher Ruhe und Entspannung wünschen. Wenn Eltern ihre Interessen rigoros durchsetzen, immer dann sehr aggressiv werden, wenn das Kind übermütig ist, so muß dieses sehr früh mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln seine Gefühlsimpulse unterdrücken. Mangels kognitiver Selbststeuerungsfähigkeiten, die sich erst spät entwickeln, muß es mit Hilfe von gegensteuernden Gefühlen wie Angst (vor Strafe) und Schuldgefühlen seine primären Emotionen beseitigen. Dies geschieht z. B. bei Übermut schließlich dauerhaft, so daß übermütiges Verhalten gar nicht mehr erinnerbar ist. Durch diese frühe und vollständige Unterdrückung wird dem Kind die Möglichkeit genommen, seine ursprüngliche ungezähmte Wildheit, die wohl jedem Lebewesen angeboren ist, zu einer zivilisierten Vitalität zu transformieren. Hierzu wäre die empathisch-gewährende Haltung der Mutter nötig. Dieser fehlt aber in ihrer Wertorientierung eine positive Einstellung zu Wildheit und Vitalität. Deshalb kann sie diese auch nicht fördern bzw. konstruktiv zivilisieren helfen. |
Übersprungshandlung | Wenn das Appetenzverhalten nicht ausgeübt werden kann oder nicht erfolgreich ist, kann stattdessen ein anderes Verhalten gezeigt werden, das gar nicht zur Situation passt, z. B. mitten in einem Streit anfangen Zeitung zu lesen |
Übertragung | Soziale Wahrnehmungen, Interaktions- und Beziehungsmuster der Kindheitsbeziehungen zu Vater und Mutter werden auf gegenwärtige Personen und Beziehungen übertragen, so dass sich ähnliche Erfahrungen ergeben |
Übertragungsneurose | künstlich durch die Technik der Analyse erzeugte Neurose, in der die kindlichen Objektbeziehungen auf die analytische Beziehung übertragen werden und so die infantile Neurose entdeckt und bearbeitet werden kann |
Verhaltensabbau erfolgt therapeutisch durch Löschung, Selbstkontrolle, Selbstinstruktionen
Validität | Das Ausmaß, in dem ein Test auch wirklich das misst, was er messen soll, also ob ein Persönlichkeitstest auch wirklich zeitlich konstante Persönlichkeitszüge eines Probanden erfasst |
Verachtung | Das Gefühl der Verachtung beinhaltet eine deutliche aggressive Tendenz, eine Wendung gegen den anderen, weg vom anderen. Während im Gefühl der Enttäuschung noch etwas von der bisherigen Wertschätzung und den positiven Erwartungen mitschwingt, ist bei der Verachtung jegliche Verbindung zu einer früheren positiven Sicht des anderen abgeschnitten. Es besteht eine Nähe zum Zorn, zum „gerechten“ Zorn und es ist auch eine strafende Haltung dabei: „mit dem Blick der Verachtung strafen“. Der Verachtung liegt eine affektiv-kognitive Bewertung zugrunde, d.h. es muß eine Wertorientierung vorhanden sein, die als Maßstab herangezogen wird. Diese Wertorientierung beinhaltet schließlich einen Imperativ im Sinne eines ethischen Gebotes, wie der Mensch zu sein hat. Nicht vorsätzliche Verletzung dieser Werte, sondern die Unfähigkeit ihnen gemäß zu handeln, führt zur Verachtung. Und es wird von der unanfechtbaren Selbstverständlichkeit ausgegangen, daß einfach jeder Mensch in der Lage ist und in der Lage zu sein hat, diese Wertorientierung einzuhalten. Das Verhalten des verachteten Gegenübers liegt unterhalb einer Grenze, bis zu der noch Nachsicht oder Verständnis für die Schwäche des anderen aufgebracht werden kann. Welche Menschen zum Gefühl der Verachtung neigen, liegt also am Anspruchsniveau ihrer Wertorientierung, ihrer Fähigkeit zur Toleranz und ihrem Aggressionspotential. Für Kinder ist die von ihren Eltern offen oder versteckt gezeigte Verachtung eine traumatische Entwicklungshemmung. Ihnen fehlt die zur Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls benötigte Befriedigung ihres Bedürfnisses nach Wertschätzung und Bestätigung. Sie übernehmen zudem die intolerante Werthaltung ihrer Eltern und verurteilen und verachten sich später auf die gleiche Weise. |
Verdichtung | Ein Symbol, ein Trauminhalt, ein Symptom ist die Verdichtung mehrerer unbewusster Inhalte |
Verdrängung | Abwehrmechanismus – ein unangenehme Gefühle auslösender Sachverhalt wird aktiv vom Erinnern ausgeschlossen |
Verfahren der Psychotherapie mit voller Anerkennung | Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie, wissenschaftliche Gesprächstherapie, systemische Therapie |
Verfahren der Psychotherapie ohne Anerkennung bei eingeschränkter Indikation | neuropsychologische Therapie (bei organisch bedingten psychischen Störungen), Interpersonelle Therapie (IPT; bei affektiven Störungen und Essstörungen), EMDR-Methode (zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung), Hypnotherapie (zur Raucherentwöhnung und zur Mitbehandlung bei somatischen Erkrankungen). |
Verhaltensanalyse horizontal | Kanfer und Saslow formulierten die Verhaltensgleichung SORKC aus S = Situation, O = Organismus, R = Reaktion, K = Kontingenz, C = Consequence, die die Entstehung und Aufrechterhaltung von Verhalten aus Komponenten klassicher (S-R) und operanter Konditionierung (R-K) erklärt und überdauernde Eigenschaften der Person als Organismusvariable einbezieht |
Verhaltensanalyse vertikal | Grawe untersuchte überdauernde Verhaltenstendenzen als Bestandteil der Organismusvariable, wobei konkretes Verhalten in konkreten Situationen zusammengefasst werden können zu situationsübergreifenden Verhaltenstendenzen (Verhaltenspläne) und diese wiederum zu abstrakteren oder allgemeineren Tendenzen, die er als Oberpläne bezeichnet |
Verhaltensaufbau | erfolgt operant durch positive Verstärkung, Verhaltensformung (shaping), chaining (Verkettung von einzeln aufgebauten Verhaltensweisen), prompting (Hilfestellung), Ausblenden von Verstärkung (fading), Stimuluskontrolle, Selbstinstruktionen, Selbstkontrolle |
Verhältnisskala | eine Skalierung, bei der die intervalle zwischen zwei Skalenwerten gleich sind und die einen absoluten Nullpunkt hat, z. B. Dauer einer Aktion in Minuten |
Verinnerlichung, Internalisierung | Aspekte äußerer Beziehungen werden verinnerlicht, so dass z. B. ein interpersoneller Konflikt zu einem intrapersonellen Konflikt wird |
Verlegenheit | Verlegenheit ist ein Gefühl der positiv getönten Unsicherheit in einer zwischenmenschlichen Situation. Es ist ein Unsicherheitsgefühl ohne Angstkomponente in einer neutralen Atmosphäre. Im Moment des Auftretens des Verlegenheitsgefühls tritt in die zuvor vielleicht sachliche Interaktion eine deutliche emotionale Komponente, vielleicht nur zunächst einseitig bei dem Menschen, der verlegen wird. Dabei wird das Gegenüber als nichtfeindlich, eventuell als wohlwollend empfunden. Im Gegensatz zum Erröten ist Verlegenheit nicht zwingend mit Mißbehagen verknüpft. Erst anschließend kann die kognitive Selbstbewertung das Schwäche zeigen kritisieren und ein unangenehmes Gefühl des Ärgers oder der Peinlichkeit hervorrufen. Der gerade noch in einem Selbstgefühl von rationaler Aktivität und zupackender Zielgerichtetheit mit der Außenwelt interagierte, fühlt sich nun dieser Werkzeuge beraubt. Durch das verlegen machende Ereignis ist zwischen dem anderen und mir eine schwache Seite von mir offen gelegt, nicht beschämend, kein Versagen. Es wird keine weitere Konsequenz antizipiert, die aversiv wäre. Aber es ist ein unbeabsichtigtes Öffnen, das Einblick gibt in einen Teil meines Selbst, den ich nicht von mir aus nach außen darstellen würde. Ich fühle mich an einer Stelle entkleidet, die nicht zu meinem Schambereich gehört und die auch nicht die Entblößung einer Stelle bedeutet, die meine Verwundbarkeit offenbart. Ich habe diesen Teil noch nicht voll akzeptiert und kann deshalb nicht öffentlich dazu stehen. Durch mein verlegenes Lächeln werbe ich aber um wohlwollendes Verständnis, rufe tatsächlich meist Wohlwollen oder Sympathie hervor. Verlegenheit ist ein Gefühl in einer nicht bedrohlichen sozialen Umwelt, die vielen unserer Patienten als Kind nicht beschieden war. Sie entwickelten stattdessen soziale Angst (Unsicherheit) oder eine Gefühle verbergende Strategie des „nur keine Schwäche Zeigens“. |
Verleugnung | Abwehrmechanismus, der dazu führt, dass ein schwer erträglicher Aspekt der äußeren oder inneren Realität nicht als existent anerkannt wird, z. B. die eigene Krebserkrankung oder der Verlust der Liebe des anderen |
Vermeidungslernen | durch ein Verhalten kann man vermeiden, dass etwas Unangenehmes geschieht (negative Verstärkung) |
Versagung, Frustration | Die Befriedigung eines Triebwunsches wird versagt, nicht ermöglicht. Andere oder die Person selbst versagen den Wunsch |
Verschiebung | Abwehrmechanismus, der dazu führt, dass Triebwünsche z. B. auf eine andere Person verschoben werden |
Verstärkerentzug | Ein Verhalten führt dazu, dass eine positive Verstärkung vorenthalten wird, was als Bestrafung erlebt wird und zur Unterdrückung des Verhaltens führt |
Verstärkung positiv | Auf eine Reaktion folgt ein Ereignis, das dazu führt, dass die Reaktion aufrecht erhalten bleibt und ohne dieses die Reaktion wieder verschwinden würde |
Verstärkung primär und sekundär | primär ist eine Verstärkung, wenn der Verstärker unkonditioniert in der Lage ist, ein Verhalten aufrecht zu erhalten. Ein sekundärer Verstärker erwirbt seine verstärkende Qualität durch ausreichend lange gemeinsame Darbietung mit dem primären Verstärker, der dann weggelassen wird |
Vertrauen | Vertrauen ist ein zentrales Beziehungsgefühl, ohne das keine Geborgenheit und kein Schutz vermittelt bzw. empfunden werden kann. Es scheint naheliegend, daß der Aufbau einer sicheren Bindung zur Mutter im ersten Lebensjahr auch Vertrauen aufbaut (Ainsworth 1974). Ich vermute eher, daß im Normalfall von Geburt an Vertrauen besteht und nicht nur im ersten Lebensjahr, sondern die ganze Kindheit hindurch aufrecht erhalten wird. Es sei denn, die Mutter weicht in ihrem Verhalten von einer ausreichenden Bemutterung ständig bzw. wiederholt in psychisch nicht bewältigbarem Ausmaß ab, d.h. sie sorgt dafür, daß das Kind viele Situationen erleben muß, die ihm das Gefühl fehlenden Schutzes und fehlender Geborgenheit vermitteln. Zunächst ist es das Vertrauen auf die Anwesenheit der Mutter, dann auf ihre Verfügbarkeit, wenn sie gebraucht wird und schließlich auf die Zuverlässigkeit der Rückkehr nach einem Abschied. Auch die Ambivalenz der Mutter mit erheblichen feindseligen Impulsen gegenüber dem Kind zerstört den natürlichen Vertrauensvorschuß, den der Säugling noch geben kann. Eltern, die emotional sehr instabil sind, die um das eigene emotionale Überleben (oft gegeneinander) kämpfen, können die notwendige Bemutterung ebenfalls nicht erbringen. So kommt es zu einer Serie von Erschütterungen des ursprünglichen Vertrauens. Spätere Prozesse der Internalisierung der Welt werden dadurch erheblich gestört: Wer in den primären Beziehungen kein Vertrauen haben konnte, kann auch kein Selbstvertrauen entwickeln und umgekehrt: Vertrauen schafft Selbstvertrauen. Dies macht auch verständlich, daß Selbstunsicherheit nicht selten mit Mißtrauen assoziiert ist. |
Verzweiflung | Verzweiflung ist eine Steigerung von Traurigkeit, ein intensives akutes sehr schmerzliches Empfinden, das am ehesten im Moment der Trennung von oder des Sterbens der zentralen Person entfacht wird. Der Mensch kann sich in diesem Moment mit seiner Aufmerksamkeit nichts anderem mehr zuwenden. Die restliche Welt ist bedeutungslos geworden, in die Ferne gerückt. Innerlich aufgewühlt, aufgelöst in Tränen, zu keinem geordneten Gedanken abseits des Verlustthemas fähig, werden auch die körperlichen Funktionen miteinbezogen. Körperliche Bedürfnisse wie Hunger und Durst werden nicht mehr wahrgenommen. Die individuelle psychische und somatische Homöostase ist außer Kraft gesetzt. Das ganze Selbst ist eingetaucht in das Geschehen und den Schmerz über dieses Geschehen. Das Gefühl der Verzweiflung ist ein extremes Alarmieren des Organismus, das ihm anzeigt, daß sein homöostatisches System nicht in der Lage war, das Ereignis zu verhindern. Es kann dazu führen, daß künftig der sozialen oder systemischen Homöostase mehr Gewicht vor der individuellen eingeräumt wird, d.h. soziale Beziehungen so gepflegt werden, daß eine Wiederholung des Verlustes unwahrscheinlich wird. Manche Menschen vermeiden aber auch, künftig überhaupt wieder eine Beziehung einzugehen oder zumindest sich in Beziehungen emotional hinzugeben. Dann kann ihnen auch nicht mehr weh getan werden. |
Vestibularorgan | Gleichgewichtsorgan im Innenohr mit drei Bogengängen,die dreidimensional orientiert sind. Kann Quelle von organischem Schwindel sein im Gegensatz zu psychogenem Schwindel, bei dem das Gleichgewichtsorgan ungestört ist |
Vigilanz | Grad der Wachheit im Gegensatz zu Somnolenz, die eine reduzierte Vigilanz bedeutet |
Voraussetzung Patient für Analyse | Introspektionsfähigkeit, Fähigkeit zur therapeutischen Ich-Spaltung, Ich-Stärke, große Therapiemotivation, stabile soziale und wirtschaftliche Verhältnisse. Zusätzlich ist günstig, wenn der Patient eher jünger ist, wenn keine Belastungen durch Mehrfacherkrankungen bestehen. |
Vorbewusstes | Ein psychisches System neben dem Unbewussten und dem Bewusstsein, dessen Inhalte im aktuellen Moment nicht bewusst sind, jedoch bewusstseinsnah und jederzeit ins Bewusstsein kommen können. Also nicht verdrängt. Das Vorbewusstsein wird durch Sekundärprozesse des Ichs bestimmt. |
VOSP Neuropsychol. Test | Die VOSP – Testbatterie für visuelle Objekt- und Raumwahrnehmung von Warrington EK, James M (1992) wird bei hirnverletzten Patienten eingesetzt und bietet Vergleichswerte zu rechts- und linkshemisphärischer Schädigung. Aufgaben sind unvollständige Buchstaben, Silhouetten, Positionen unterscheiden, Zahlen und Würfelanzahl lokalisieren, Punke zählen und Objekte erkennen |
Vulnerabilität | Anfälligkeit gegen eine Erkrankung, körperlich oder psychisch |
Vulnerabiltitäts-Stress-Modelle | Zusammenwirken von individueller Anfällligkeit und belastenden Lebensereignissen führt zur Erkrankung |
Wechsler-Gedächtnis Test WMS | Der Wechsler Gedächtnis Test in seiner revidierten Fassung (WMS-R) ist die deutsche Fassung des Wechsler-Memory-Scale. Er ermöglicht bei Vergleich mit dem Intelligenzquotienten die Feststellung eines amnestischen Syndroms (Härting et al. 2000). Neben der allgemeinen Gedächtnisleistung erfaßt er das visuelle und das verbale Gedächtnis, die verzögerte Gedächtnis-, die Aufmerksamkeits- und die Konzentrationsleistung |
Widerstand | Im engeren Sinn: Alles was sich dem Zugang zum Unbewussten des Analytikers entzieht. Im weiteren Sinn: alles was den Fortgang der Analyse behindert |
Widerstand, Formen | Übertragunsgwiderstand, Verdrängungswiderstand, Es-Widerstand, Über-Ich-Widerstand, sekundärer Krankheitsgewinn |
Widerwillen | Wohl kaum ein kindliches Gefühl wird so häufig falsch verstanden wie der Trotz. Er wird von Eltern nicht nur als Selbstbehauptung verstanden, sondern als Angriff auf die eigene Person, als Feindseligkeit. Dabei kommt das Feindselige erst durch die emotionale Reaktion der Eltern ins Spiel. Deren Ungeduld, Ärger oder gar Wut machen ein entwicklungsgemäßes Erproben zum feindseligen Akt. Verwöhnt durch die beglückenden Zustimmungen des Kleinkindes der ersten beiden Lebensjahre fühlen sich viele Eltern durch die neuen Verhaltensweisen des Kindes vor den Kopf gestoßen. „Mein Kind fügt sich meinem Willen nicht mehr, es macht mir meine Idylle kaputt“. Dies löst aggressive Impulse beim Elternteil aus, die vom Kind wahrgenommen werden. Nein sagen als Ausdruck der Differenzierung, der Abgrenzung von den Eltern ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe beim Übergang von der einverleibenden in die impulsive Phase Kegans. Sie bedarf eines korrespondierenden förderlichen Verhaltens der Eltern, zu dem viele Eltern nicht fähig sind. Zahllose traumatisierende Machtkämpfe bringen dem Kind erstmals die Erfahrung, daß seine Eltern seine Gegner sind, sobald es autonome Tendenzen entwickelt. Die entstehenden Ängste werden durch abhängige oder selbstunsichere oder zwanghafte Verhaltensstereotypien reduziert. Je bedrohlicher die Reaktionen der Eltern, um so wahrscheinlicher werden diese Verhaltensstereotypien so rigide, daß später eine entsprechende Persönlichkeitsstörung resultiert. Menschen, denen in ihrer Kindheit nicht das Recht auf ein „nein“ zugestanden wurde, entwickeln auch nicht die Fähigkeit zu einem „ja“, das wirklich etwas wert wäre. Wer nur ja sagt, weil er nicht nein sagen kann, ist nicht fähig zu einer reifen Beziehung. Sein ja ist zwar bequem, aber er versteckt seine wahren Tendenzen, vermeidet Konflikte und läßt den anderen emotional ins Leere laufen, wenn dieser das Bedürfnis hat, Unstimmigkeiten offen auszutragen und in der Beziehung eine Balance zwischen Zusammengehörigkeit und Unterschiedlichkeit herzustellen. Jeden Willen des Kindes im Trotzalter durchgehen zu lassen ist nicht die Devise, sondern teilweises zulassen, teilweises verhandeln oder ablenken. Dabei sollte nicht eine manipulative Haltung vorherrschen, sondern eine Wahrhaftigkeit, mit der die Entwicklungsaufgabe des Kindes empathisch wahrgenommen wird. Andernfalls kann das Recht auf Selbstbestimmung nicht in das Selbstbild aufgenommen werden. Alle weiteren Differenzierungsschritte sind erschwert. Es kommt entweder zu einer Überbetonung der Abhängigkeits- oder Zusammengehörigkeitstendenzen oder zum inneren Rückzug. |
Wirksamkeit einer Therapie | Vorher-Nachher-Vergleich der definierten outcome-Variablen, gemessen in Effektstärke, Erreichen von statistischer und klinischer Signifikanz |
Wisconsin Card Sorting Test WCST | Der Wisconsin Card Sorting Test (WCST) differenziert Frontalhirnläsionen von anderen Hirnläsionen. Er mißt Perseveration und abstraktes Denken. Es werden Stimulus- und Responsekarten mit verschiedenen Formen, Farben und Nummern eingesetzt |
Wundt-Kriterien Experiment | Wilhelm Wundt nannte als wissenschaftliche Kriterien des psychologischen Experiments Wiederholbarkeit, Variierbarkeit und Willkürlichkeit |
Wut | Neben der Angst sind Ärger und Wut die für die Psychotherapie bedeutsamsten Emotionen. Angst hat im zwischenmenschlichen Bereich meist die Funktion, Aggression zu verhindern. Deshalb taucht in vielen Therapien das Thema Aggression erst spät auf – einhergehend mit einem Nachlassen der Ängste. Im Gegensatz zum Haß, der später besprochen wird, bezieht sich Ärger nicht ausschließlich auf die andere Person, nicht darauf, daß sie so ist, wie sie ist. Ärger und Wut entstehen aus konkreten Handlungen des anderen heraus. Diese Handlungen werden als Angriff auf die eigene Person erlebt, als vorsätzliches feindseliges Verhalten. Ärger ist das Vorstadium der Wut, das mimische Warnsignale und gestische Drohgebärden auslöst, die dem anderen Einhalt gebieten sollen. Wut ist das Gefühl, das die aggressive Kampfhandlung einleitet und aufrecht erhält. Zivilisierte Menschen bringen diese Impulse auf die sprachliche Ebene, Wortgefechte ersetzen die Handgreiflichkeiten. Diese Zivilisierung der Aggression kann aber nur stattfinden, wenn sie nicht viel zu früh im Keim erstickt wird. Ich habe den Eindruck, daß fast durchgängig diese zu frühe radikale Blockierung aggressiver Impulse den größten Schaden am Menschen anrichtet. Das Kind hat durch das „Abwürgen“ seiner Aggression keine Chance, diese zu zivilisieren, in eine konstruktive Wehrhaftigkeit umzuwandeln und auch die Erfahrung zu machen, daß das eigene aggressive Potential nicht per se destruktiv ist und dadurch das eigene Überleben bedrohen würde. Angst und Aggression gehören zusammen. Wer Angst behandelt, behandelt auch Aggression, selbst wenn dies nicht explizit geschieht. Sei es, daß durch soziales Kompetenztraining die zweifache Erfahrung gemacht wird, daß einerseits Durchsetzungsvermögen nicht einer destruktiven Aggressivität gleichkommt und daß andererseits die Gegenaggression des anderen mich nicht vernichtet und auch nicht ewig währt, sei es, daß ein Expositionstraining implizit den Beweis dafür liefert, daß keine Gefahr des Kontrollverlusts besteht. Da Psychotherapeuten zu den eher aggressionsgehemmten Menschen zählen, darf die Wahrscheinlichkeit nicht unterschätzt werden, daß die Ängstlichkeit des Therapeuten die Entwicklung des Patienten in dieser Hinsicht behindert. Der Therapeut ist einerseits kein brauchbares Modell für den Umgang mit Aggressionen. Er teilt andererseits nicht selten die Angst des Patienten, daß Aggression die Beziehung zerstören könnte. Er verhindert dadurch ebenfalls die Zivilisierung der Aggressivität. Soziale Rollenspiele zum Thema „Selbstbehauptung“ sind hier am effizientesten, vor allem wenn die Wahrnehmung und die adäquate Kommunikation aggressiver Gefühle mit einbezogen wird. |
zentraler Beziehungskonflikt ZBKT | Der Patient hat einen Beziehungswunsch. Bezugspersonen reagieren auf seine Wünsche. Der Patient reagiert wiederum (verinnerlichend oder interaktiv) auf deren Reaktionen. Die Betrachtung dieser Abfolge lässt den zentralen Konflikt in der Beziehung erkennen. |
Zorn | Neben der Angst sind Ärger, Wut und Zorn die für die Psychotherapie bedeutsamsten Emotionen. Angst hat im zwischenmenschlichen Bereich meist die Funktion, Aggression zu verhindern. Deshalb taucht in vielen Therapien das Thema Aggression erst spät auf – einhergehend mit einem Nachlassen der Ängste. Im Gegensatz zum Haß, der später besprochen wird, bezieht sich Ärger nicht ausschließlich auf die andere Person, nicht darauf, daß sie so ist, wie sie ist. Ärger und Wut entstehen aus konkreten Handlungen des anderen heraus. Diese Handlungen werden als Angriff auf die eigene Person erlebt, als vorsätzliches feindseliges Verhalten. Ärger ist das Vorstadium der Wut, das mimische Warnsignale und gestische Drohgebärden auslöst, die dem anderen Einhalt gebieten sollen. Wut ist das Gefühl, das die aggressive Kampfhandlung einleitet und aufrecht erhält. Zivilisierte Menschen bringen diese Impulse auf die sprachliche Ebene, Wortgefechte ersetzen die Handgreiflichkeiten. Diese Zivilisierung der Aggression kann aber nur stattfinden, wenn sie nicht viel zu früh im Keim erstickt wird. Ich habe den Eindruck, daß fast durchgängig diese zu frühe radikale Blockierung aggressiver Impulse den größten Schaden am Menschen anrichtet. Das Kind hat durch das „Abwürgen“ seiner Aggression keine Chance, diese zu zivilisieren, in eine konstruktive Wehrhaftigkeit umzuwandeln und auch die Erfahrung zu machen, daß das eigene aggressive Potential nicht per se destruktiv ist und dadurch das eigene Überleben bedrohen würde. Angst und Aggression gehören zusammen. Wer Angst behandelt, behandelt auch Aggression, selbst wenn dies nicht explizit geschieht. Sei es, daß durch soziales Kompetenztraining die zweifache Erfahrung gemacht wird, daß einerseits Durchsetzungsvermögen nicht einer destruktiven Aggressivität gleichkommt und daß andererseits die Gegenaggression des anderen mich nicht vernichtet und auch nicht ewig währt, sei es, daß ein Expositionstraining implizit den Beweis dafür liefert, daß keine Gefahr des Kontrollverlusts besteht. Da Psychotherapeuten zu den eher aggressionsgehemmten Menschen zählen, darf die Wahrscheinlichkeit nicht unterschätzt werden, daß die Ängstlichkeit des Therapeuten die Entwicklung des Patienten in dieser Hinsicht behindert. Der Therapeut ist einerseits kein brauchbares Modell für den Umgang mit Aggressionen. Er teilt andererseits nicht selten die Angst des Patienten, daß Aggression die Beziehung zerstören könnte. Er verhindert dadurch ebenfalls die Zivilisierung der Aggressivität. Soziale Rollenspiele zum Thema „Selbstbehauptung“ sind hier am effizientesten, vor allem wenn die Wahrnehmung und die adäquate Kommunikation aggressiver Gefühle mit einbezogen wird. |
Zufriedenheit | Zufriedenheit ist im Gegensatz zu den bisher besprochenen Gefühlen ein eher ruhiges Gefühl. „Ich bin mit mir und der Welt einverstanden, fühle mich mit mir und der Welt in Frieden. Es kann so bleiben, wie es ist.“ Es kann auch eine punktuelle Zufriedenheit bezüglich eines einzelnen Ereignisses sein. Bevor dieses Ereignis eintrat, mag eine psychische Spannung bestanden haben, ein Wunsch, eine Erwartung, die Ungewißheit, ob daß Ereignis wunschgemäß, erwartungsgemäß sein wird. Zufriedenheit ist dann mit der Beendigung dieser Spannung verbunden. Sie tritt auch eher verzögert, im Anschluß an kognitive Prozesse der Informationsverarbeitung und Situationsbewertung ein – als affektiver Bestandteil einer reiferen psychischen Bewertung des Erwachsenen. Es ist eher die kognitive Bestätigung, die Beseitigung von kognitiver Dissonanz oder von Ungewißheit, die zu diesem Gefühl führt. Insofern bedarf es auch der weitgehend abgeschlossenen kognitiven Entwicklungsphasen nach Piaget (1981). Der Vergleich eines Ereignisses mit einem inneren oder äußeren Wertmaßstab führt gegebenenfalls zum Gefühl der Zufriedenheit. Die Bewertung ist: – wie erwartet (das Selbstbild bestätigend, besser als erwartet würde Freude auslösen); – normerfüllend (Harmonie mit der Welt herstellend oder bewahrend); – einem Willen und wunschgemäß (meine internale Kontrollüberzeugung bestätigend). Die Eltern mancher Patienten haben deren intrapsychisches System kognitiver Konstrukte so geformt, daß eine durch alltägliche Handlungen nicht überbrückbare Diskrepanz zwischen Selbstideal und Selbstbild besteht, d.h. kaum etwas zur eigenen Zufriedenheit gemacht werden kann. Andere sind wiederum so übertrieben normorientiert, daß bei ihnen Zufriedenheit nur unter dem Gesichtspunkt der gelungenen Erfüllung von äußeren Normen entsteht. Chronische Unzufriedenheit mit sich selbst führt zu einer Verminderung des Selbstwertgefühls. Kurzfristig kann sie zu größeren Anstrengungen führen, um das eigene Anspruchsniveau oder die äußere Norm doch noch zu erreichen. Wer die Erfahrung macht, daß er selbst in der Lage ist, zufrieden machende Ergebnisse zu erzielen, baut bei sich ein Gefühl der Selbsteffizienz (Bandura 1975) auf. Wer auf eine deprimierende Weise die Erfahrung macht, daß alle seine Bemühungen nicht dazu führten, zentrale Lebensbelange zufriedenstellend zu regeln, gelangt zu einem Gefühl der gelernten Hilflosigkeit (Seligman, 1979). |
Zuneigung | Zuneigung und Liebe sind Beziehungsgefühle, die Bindung herstellen. Hier ist nicht das Gefühl, geliebt oder gemocht zu werden, gemeint. Es geht um das Gefühl, selbst aktiv den anderen Menschen zu lieben: ein Gefühl, das innere Bewegtheit erzeugt und zur Hinwendung bewegt, Bindung sucht und bewahrt. Liebe räumt alle Hindernisse beiseite, die objektiv oder subjektiv zwischen zwei Menschen bestehen. Sie schafft einen großen Raum in der Psyche und im Leben für den geliebten Menschen. Sie erschöpft sich in der Zeit, stellt Zeitlosigkeit her. Die Funktion dieses Gefühls, das bei Schriftstellern und ihren Lesern eines der bevorzugtesten Themen ist, klingt prosaisch: Die Liebe zwischen Mann und Frau fördert die Neigung zur sexuellen Vereinigung und dadurch auch die Arterhaltung. Die Liebe der Eltern zum Kind sichert deren Entwicklung in einer förderlichen Umgebung. Auch die Liebe des Kindes zu den Eltern sichert ihm eine entwicklungsfördernde Umgebung. Zuneigung fördert das Zusammenleben in der sozialen Gemeinschaft, die wiederum Schutz für den einzelnen bietet. Wir müssen uns fragen, von welchem Alter an ein Kind das Gefühl der Liebe empfindet. Folgt man der Bindungsforschung und setzt Liebe gleich Bindung, dann ist dieses Gefühl mit 6-8 Monaten vorhanden (Bowlby, 1976). Wir wissen aber nicht, ob dem so ist. Es bleibt uns, Eltern zu fragen wie alt ihr Kind war, als sie sich das erste mal von ihm geliebt fühlten. Hier wird oft das Alter zwischen ein und zwei Jahren angegeben. Mit der Liebe des Kindes zu seinen Eltern leistet dieses seinen Beitrag zur Bindung. Manche Eltern besitzen nicht die Fähigkeit, diese Liebe wahrzunehmen, deshalb kann sie ihre Elternschaft nicht erfüllen, sie verwenden viel Zeit und Energie, um ihr eigenes Bedürfnis, geliebt zu werden, durch Ersatzbedürfnisse, wie Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Erwachsenenwelt befriedigt zu bekommen, in dem sie anderen Werten nachjagen oder sich in Abhängigkeit von einer dominierenden Bezugsperson begeben, der gegenüber eine kindähnliche Rolle einnehmen. Sie haben so wenig emotionale Fülle, daß sie Liebe nicht mit ihrem Kind austauschen können. Manche Eltern sind so arm, haben ein so großes Defizit an Liebe, daß sie ebenso bedürftig sind wie ihre Kinder. Da können sie nicht auch noch etwas weggeben, wenn es nicht einmal für sie selbst reicht. Mancher Vater und manche Mutter konkurrieren denn auch mit ihrem Kind um die Liebe des anderen Elternteils. Eltern, die ihre Kinder permanent in ihren basalen Bedürfnissen frustrieren, wecken in ihnen Aggression bis zum Haß. Geschieht dies in den ersten beiden Lebensjahren, so kommt es zu hoch ambivalenten Beziehungen mit einem Nebeneinander von Liebe und Haß. Das Kind kann in dieser Entwicklungsphase seine Liebe nicht durch Haß zum Verschwinden bringen. Es muß, um emotional zu überleben, seine Eltern lieben, so hassenswert sie sich auch verhalten. Dies ist eine unumstößliche Regel seiner psychischen Homöostase. Erst in einem späteren Alter ist das Kind in der Lage, von sich aus seine Liebe zurückzunehmen, wenn der betreffende Elternteil ihm nicht liebenswert erscheint. Es kann sich im Trotz auf sich selbst versteifen (nein, ich liebe dich nicht) oder sich dem zweiten Elternteil zuwenden (nein, ich liebe den anderen). Kinder im 4. und 5. Lebensjahr beginnen, ungeniert dem gegengeschlechtlichen Elternteil den Hof zu machen, Liebeserklärungen und Heiratsanträge folgen. Manche Eltern erschrecken und weisen das Kind zurück. Migränepatienten berichten oft über solche Zurückweisungen. Andere Eltern mißbrauchen die Form der kindlichen Liebe für die Befriedigung eigener emotionaler oder gar sexueller Defizite.
Zuneigung und Liebe sind Beziehungsgefühle, die Bindung herstellen. Hier ist nicht das Gefühl, geliebt oder gemocht zu werden, gemeint. Es geht um das Gefühl, selbst aktiv den anderen Menschen zu lieben: ein Gefühl, das innere Bewegtheit erzeugt und zur Hinwendung bewegt, Bindung sucht und bewahrt. Liebe räumt alle Hindernisse beiseite, die objektiv oder subjektiv zwischen zwei Menschen bestehen. Sie schafft einen großen Raum in der Psyche und im Leben für den geliebten Menschen. Sie erschöpft sich in der Zeit, stellt Zeitlosigkeit her. Die Funktion dieses Gefühls, das bei Schriftstellern und ihren Lesern eines der bevorzugtesten Themen ist, klingt prosaisch: Die Liebe zwischen Mann und Frau fördert die Neigung zur sexuellen Vereinigung und dadurch auch die Arterhaltung. Die Liebe der Eltern zum Kind sichert deren Entwicklung in einer förderlichen Umgebung. Auch die Liebe des Kindes zu den Eltern sichert ihm eine entwicklungsfördernde Umgebung. Zuneigung fördert das Zusammenleben in der sozialen Gemeinschaft, die wiederum Schutz für den einzelnen bietet. Wir müssen uns fragen, von welchem Alter an ein Kind das Gefühl der Liebe empfindet. Folgt man der Bindungsforschung und setzt Liebe gleich Bindung, dann ist dieses Gefühl mit 6-8 Monaten vorhanden (Bowlby, 1976). Wir wissen aber nicht, ob dem so ist. Es bleibt uns, Eltern zu fragen wie alt ihr Kind war, als sie sich das erste mal von ihm geliebt fühlten. Hier wird oft das Alter zwischen ein und zwei Jahren angegeben. Mit der Liebe des Kindes zu seinen Eltern leistet dieses seinen Beitrag zur Bindung. Manche Eltern besitzen nicht die Fähigkeit, diese Liebe wahrzunehmen, deshalb kann sie ihre Elternschaft nicht erfüllen, sie verwenden viel Zeit und Energie, um ihr eigenes Bedürfnis, geliebt zu werden, durch Ersatzbedürfnisse, wie Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Erwachsenenwelt befriedigt zu bekommen, in dem sie anderen Werten nachjagen oder sich in Abhängigkeit von einer dominierenden Bezugsperson begeben, der gegenüber eine kindähnliche Rolle einnehmen. Sie haben so wenig emotionale Fülle, daß sie Liebe nicht mit ihrem Kind austauschen können. Manche Eltern sind so arm, haben ein so großes Defizit an Liebe, daß sie ebenso bedürftig sind wie ihre Kinder. Da können sie nicht auch noch etwas weggeben, wenn es nicht einmal für sie selbst reicht. Mancher Vater und manche Mutter konkurrieren denn auch mit ihrem Kind um die Liebe des anderen Elternteils. Eltern, die ihre Kinder permanent in ihren basalen Bedürfnissen frustrieren, wecken in ihnen Aggression bis zum Haß. Geschieht dies in den ersten beiden Lebensjahren, so kommt es zu hoch ambivalenten Beziehungen mit einem Nebeneinander von Liebe und Haß. Das Kind kann in dieser Entwicklungsphase seine Liebe nicht durch Haß zum Verschwinden bringen. Es muß, um emotional zu überleben, seine Eltern lieben, so hassenswert sie sich auch verhalten. Dies ist eine unumstößliche Regel seiner psychischen Homöostase. Erst in einem späteren Alter ist das Kind in der Lage, von sich aus seine Liebe zurückzunehmen, wenn der betreffende Elternteil ihm nicht liebenswert erscheint. Es kann sich im Trotz auf sich selbst versteifen (nein, ich liebe dich nicht) oder sich dem zweiten Elternteil zuwenden (nein, ich liebe den anderen). Kinder im 4. und 5. Lebensjahr beginnen, ungeniert dem gegengeschlechtlichen Elternteil den Hof zu machen, Liebeserklärungen und Heiratsanträge folgen. Manche Eltern erschrecken und weisen das Kind zurück. Migränepatienten berichten oft über solche Zurückweisungen. Andere Eltern mißbrauchen die Form der kindlichen Liebe für die Befriedigung eigener emotionaler oder gar sexueller Defizite. |
Zwangsprozess | Die Interaktionen von Ehepaaren sind in einen destruktiven Teufelskreis eingesperrt, in dem eine aggressive oder abwertende Äußerung die nächste hervorruft und so zu einer permanenten Verschlechterung der Beziehung führt |
zystische Fibrose, Mukoviszidose | erbl. Krankheit: viel zäher Schleim macht z. B. die Lunge funktionsunfähig |
aus S. Sulz: E-learning CD Prüfungsvorbereitung. CIP-Medien 2009 | |
Die effiziente Prüfungsvorbereitung: Diese e-learning CD ist das ideale Werkzeug, um das im Lehrbuch Gelesene aktiv im Gedächtnis zu bewahren. Zu jedem Kapitel des Lehrbuchs (Band 1) finden Sie Prüfungsfragen in Multiple-Choice-Form und erhalten sofort Feedback für Ihre Antwort. Es hat sich gezeigt, dass dies der wichtigste Schritt nach der Buchlektüre ist. Wer das Bearbeiten von Multiple-Choice-Fragen nicht geübt hat, ist eindeutig im Nachteil. Zahlreiche Bildfragen zu Neurobiologie und Psychopharmakologie bilden zudem eine wertvolle Hilfe. Und zu guter Letzt absolvieren Sie noch eine Testprüfung unter Echtbedingungen, damit Sie auch die konkrete Prüfungssituation noch simuliert haben. Die Reihenfolge der Antworten wechselt bei jedem Durchgang, so dass eine unerwünschte Abnutzung des Fragenkatalogs verhindert wird. |